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Tag 6 meiner Tour de France – aufgeben gilt nicht. Ja, sorry, ich muss es leider gestehen, packte mich doch zwischendurch die Lust, einfach in den Zug zu steigen und mich bis Nizza fahren zu lassen. Bon, ich habe diesem Impuls widerstanden. Aber alles der Reihe nach.
Tag 6 meiner Tour de France
Ich wusste schon in Digne-les-Bains, dass eine schwere Etappe vor mir steht: 1400 Höhenmeter wies zumindest mein Fahrrad-Computer aus – und auch Google Maps machte mir keine Hoffnung, dass es viel weniger sein würden. Ich habe mich dann irgendwie seelisch darauf eingestellt, mit dem beruhigenden Hintergedanken, dass ich maximal bis Castellane fahren würde. Das sind so 52 oder 53 Kilometer.
Ein Stück mit dem Zug?
Am Anfang lief’s ja ganz passabel, ein paar kleine Steigungen, dann wieder Strecken, auf denen ich es laufen lassen könnte. Ich radelte ein ganzes Stück der Asse – ja das Flüsschen heißt wirklich so – vorbei. Neben der Asse die Straße und eine Bahnlinie: Schmalspur. Tatsächlich kam irgendwann ein Zug vorbei. Das weckte meine Neugier. Ich verfolgte die Bahnlinie auf der Karte. Da muss irgendwo ein Bahnhof sein. So langsam entwickelte sich in meinem Kopf der Plan, ich könnte mich ja ein Stück mitnehmen lassen. Die Straße führt leicht bergauf und ich strample kräftig in die Pedale. Der Hintergedanke mausert sich zum Vordergedanken: Meine Neugier wächst und ich biege in Barrême, einer kleinen französische Gemeinde mit nur ein paar Hundert Einwohnern im Département Alpes-de-Haute-Provence in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur zum Bahnhof ab. Tatsächlich hält hier ein Zug, der nach Nizza fährt. Aber will ich nach Nizza? Eigentlich nicht, sondern nach Cannes. Also lege ich den Gedanken wieder da acta.
Ein Menthe à l’eau gehört dazu
Das kleine Bahnhofsbistro ist dann doch zu vintage-mäßig, dass ich unbedingt einen Menthe à l’eau trinken muss – und einen Café. Die Katze schleicht um meine Beine; die Oma, entschuldigt sich, dass sie ihre Enkel verabschiedet, bevor sie mir das Gewünschte bringt. Es könnte so beschaulich sein, wären da nicht die immer noch 1100 Höhenmeter. ich reiße mich also los und radle weiter.
Die Hälfte habe ich in etwa hinter mir – allerdings nicht die Hälfte der Höhenmeter. Da muss also noch einige kommen. Auf der Karte ist der Col des Leques verzeichnet mit der Angabe 1148. Ich weiß ja mittlerweile, was das bedeutet. Zu allem Übel sind auch noch ganz viele Serpentinen vermerkt. Das verspricht nichts Gutes. Es geht bergauf bis zu einem Weiler La Tuilière, wo eine Snack-Bude wartet.
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Verdon – ein Biker-Paradies
Um mich zu motivieren und weil es ja schon Mittag war, kehre ich ein. Am Anfang war ich der einzige Gast. Ich trinke ein Panaché, ein Radler. Kurz drauf biegt eine Fünfer-Truppe Motorradfahrer ab und ich nehme schnell deutsche Worte wahr. Ich erkundige mich, woher der Trupp denn komme. „Aus Kitzingen“, kam als Antwort. Wir kommen ins Gespräch. Sie sind schon länger unterwegs, kurvten durch die Vogesen und wollen weiter nach Castellane, wo auch ich hin will.
Nach dem Esen trennen sich unsere Wege: Ich radle los mit der Gewissheit, dass sie mach bald überholen werden. So war’s denn auch. Freundlich hupend preschten sie an mir vorbei.
Auf den Col des Leques
Die nächsten Kilometer waren eine Tortur, ja Tortur. Kilometer nur bergauf, teilweise in Serpentinen, hoch bis zum Col des Leques auf 1148 Meter. Ich wechselte meine Mütze wieder gegen den Fahrradhelm und streifte mir den Windbreaker über. Dann ging’s kilometerweit abwärts. Castellane war schon zu sehen.
Wie auch schon die Tage zuvor, war ich nur von einem Gedanken besessen – so schnell wie möglich ein Hotel zu finden. Und so lande ich schließlich im Hotel Residence Les Canyons du Verdon.
Rezepte zum Mitnehmem
Abendessen in der „Taverne“. Am Nachbartisch saßen zwei Biker aus Siegen. Nettes Gespräch – und hinterließ Ihnen einige französische Rezepte wie Ile flottante, Crème brulée und Schweizer Fondue. Später kam auch die Kitzinger Gruppe dazu, aber das Lokal wollte nichts mehr zum Essen servieren.
Bonne nuit et à demain!
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