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Tag 22 meiner Tour de France – Rund 1300 Kilometer liegen zwischen dem Col de La Faucille und Barcarès, ein verbogener Gepäckträger, zwei neue Fahrradmäntel, zwei neue Trinkflaschen, ein Hexenschuss, Lippenherpes und eine Mage-Darm-Infektion. Nicht zu vergessen ein Platten, viele Tausende verbrauchter Kalorien sowie ein wundgescheuerter Hintern.
Zeit für eine Zwischenbilanz
Zeit, Zwischenbilanz zu ziehen. Meine Tour de France war und ist eine Herausforderung. Jeder Pass hat mich erneut gefordert, mich fluchen lassen; Hitze, Schweiß und brennende Waden ließen nicht nur einmal den Gedanken aufkommen, einfach aufzuhören. Bei der Abfahrt waren diese Chimären schnell verflogen Der Blick auf die zurückgelegte Strecke lässt so etwas wie Stolz und Genugtuung aufkeimen. Ein Wechselbad der Gefühle. Wobei beim Radeln selbst meine ganze Konzentration gefordert ist, so dass für Anderes wenig Raum bleibt. Karte und Fahrrad-Navi sind erbarmungslos und zeigen mir, wie viel noch bleibt, was noch vor mir liegt. Vermutlich habe ich nicht einmal ein Drittel hinter mir.
Tief überwunden
Nach dem moralischen Tiefpunkt geht es wieder aufwärts. Die Zipperlein sind ausgestanden, selbst meinem Rücken geht es wieder besser. Die nächste Etappe wartet. Morgen verlassen ich den Süden und schlage den Weg nach Westen ein Richtung Quillan.
Was heißt EVJF?
Zurück lasse ich gute Freunde, mit denen mich mittlerweile eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet. Ich nehme einige neue Wörter mit wie Paillasson, was auf deutsch Fußabreter heißt Ich finde das Wort einfach nur lustig. Nicht zu vergessen die Abkürzung EVJF, was ausgeschrieben enterrement vie jeune fille heißt, auf deutsch Jungesellinnenabschied. Ach ja, und den Chemin de Table, den Tischläufer. Franzosen lieben Tischläufer, Plastikdecken, gestreifte T-Shirts und Austern. Wer aufmerksam über einen Wochenmarkt schlendert, dem fällt das sicher auf. Das sind kleine, aber feine Unterschiede.
Bonne nuit et à demain!
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