Was Nullzinsen mit Altersarmut zu tun haben

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In diesem Jahr verlieren die Deutsche 50 Milliarden Euro wegen der Nullzinsen der EuropĂ€ischen Zentralbank (EZB), seit 2010 sind es bereits mehr als 330 Milliarden – Geld, das uns in allen Bereichen fehlt. Aber wir nehmen das klaglos hin. Wo bleibt der Protest?

Seit zehn Jahren hat die EZB die Zinsen nicht mehr erhöht, seit drei Jahren gibt es keine Zinsen mehr. Die Preissteigerungsrate rangierte in den vergangenen zehn Jahren bei rund einem Prozent, seit 1979 lag die Inflationsrate bei knapp ĂŒber zwei Prozent. Jeder kann sich selbst ausrechnen, dass wir Deutsche systematisch enteignet werden. Dazu kommt noch, dass die allermeisten Deutschen ihr Geld auf dem Spar- oder Tagesgeldkonto liegen lassen und nichts mehr fĂŒr ihre Kröten bekommen.

Nullzinsen auf Dauer

FOCUS-MONEY hat es einmal plakativ ausgerechnet und kommt auf den gigantischen Real-Vermögensverlust von 331 Milliarden Euro in zehn Jahren, wobei wir allein 50 Milliarden Euro in diesem Jahr verlieren werden. Dabei berĂŒcksichtigt FOCUS-MONEY nur die Einlagen von Privatleuten, wenn die Reserven der Sozialkassen und Versicherungen dazugezĂ€hlt wurden, wĂŒrde sich der Verlust noch deutlich erhöhen, vermutlich auf das Doppelte. Das heißt, wir Deutsche verlieren 2019 voraussichtlich hundert Milliarden Euro wegen Mario Draghis Nullzinspolitik.

Milliarden-Vernichtung durch Null-Zinsen

Wobei Nullzinsen ja nur die halbe Wahrheit ist, denn institutionelle Anleger wie die Renten- und Krankenkassen zahlen sogar Strafzinsen fĂŒr Einlagen bei der EZB – und sie können ja ihr jederzeit verfĂŒgbares Geld nur bei der EZB anlegen. Dazu kommen die Banken im Euro-Raum, die nach Angaben des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) derzeit jĂ€hrlich rund 7,5 Milliarden Euro an Strafzinsen zahlen.

Enteignung im großen Stil

Was ließe sich dafĂŒr alles finanzieren – bessere Straßen, bessere Schulen, mehr PflegekrĂ€fte. Stattdessen schrumpft das private und öffentliche Vermögen. Aber wir lassen uns das klaglos gefallen. Wo bleibt der Aufstand der BĂŒrger, wann wurde das letzte Mal vor dem Eurotower in Frankfurt gegen Draghis Politik demonstriert?

Mietpreise explodieren wegen Billiggeld

Aber Zinsen sind ja nicht das einzige Problem. Mit seiner Negativ-Null-Zinspolitik feuert er die Immobilienpreise an, die wiederum lassen die Mieten steigen und enteignen auf diesem Weg Millionen von Mietern.

Höhere Mieten, niedrigere Renten und bröckelnde betriebliche und private Altersvorsorge fĂŒhren zu Altersarmut. Draghi ist der wahre Grund, dass sich in Deutschland Altersarmut ausbreitet. Statt das öffentlich anzuprangern, kuscht die Groko vor dem EZB-Chef und lĂ€sst ihn machen – zu unser aller Lasten.

Hat Draghis Politik irgendjemand geholfen?

Und hat der Italiener Draghi wenigstens seinen eigenen Landsleuten damit geholfen? Mitnichten! In Italien springt die Konjunktur nicht an, das Land versinkt im Schuldensumpf. Mit seiner Nullzinspolitik hat er die Italiener animiert, nur noch mehr Schulden zu machen. Was ist mit Griechenland? Steht das Land besser da? Wer einmal aufmerksam durch Thessaloniki oder eine andere griechische Stadt schlendert, wird viele geschlossene GeschĂ€fte sehen – und geschlossene Fabriken.

Unbehagen in Deutschland wÀchst

Es sei erschĂŒtternd, wie kopflos unsere Regierung agiert, urteilt die „Welt“. Wir blicken auf ungeheure Fehlentwicklungen – die Betonung liegt auf „Entwicklungen“, denn da ist nichts vom Himmel gefallen. Es wird verschleppt, weggeschaut, ausgebremst. Das gilt nicht nur fĂŒr das Thema Nullzinsen, sondern auch fĂŒr Klimaschutz und Infrastruktur. Das Unbehagen wĂ€chst. Das ist der wahre Grund, warum die Groko abgestraft wurde bei den letzten Europawahlen.

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15 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Norbert Wichmann
    30. Mai 2019 11:41

    Teil der Rente = Doppelbesteuerung; betriebliche Direktversicherung = Doppelverbeitragung; teurer ist schon die neue KFZ-Steuer; teuer werden noch: die neue Grundsteuer, die Maut, die CO2-Steuer. Bleibt der Soli!? Aber das wird von keinem Politiker der GroKo erwĂ€hnt: Steuerraub durch MwST- Karusselle, CUM-Cum, Cum-Ex GeschĂ€fte, Panama-, Paradise und Fantasy-Papers Und hier Verluste durch die „0-Zinspolitik“ Es ist nicht mehr zu fassen.

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    • Dirk Feldhinkel
      31. Mai 2019 09:45

      Hallo Norbert Wichmann,

      genau dieses SpannungsverhĂ€ltnis greift unsere Gesellschaft materiell und auch im Zusammenhalt an. Es genau diese Entwicklung, die uns inzwischen ĂŒber Enteignung und Sozialismus diskutieren lĂ€sst. Dabei brĂ€uchten wir deutlich mehr GespĂŒr fĂŒr Chancen- und Rechtsgleichheit. Die von Ihnen geschilderten Vorkommnisse zeigen, dass wir einen zu starken Lobbyismus innerhalb der Politik haben. Hinzu kommt ein starker Kontrollverlust, wie das die massiven Steuerhinterziehungen zeigen. Die Nullzins-Politk ist dauerhaft eine nachtrĂ€gliche Umschichtung von „Mittelstand“ zu „Reich“ ĂŒber die Staatshaushalte.

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  • Dass man die Deutschen nur als Lokomotive benutzt, wie es die Kanzlerin selbst sagte, ist ihr Verschulden, innerpolitisch alles wie aus Schröders Zeiten belassen. Junge Leute wie der Krankenpfleger und die schwedische SchĂŒlerin machen es uns vor, dass es so, nicht weitergehen kann. Traurig, in alle Welt gibt’s von den Deutschen Geld, die eigenen, die unser Land nach dem Krieg wieder aufgebaut und erhalten haben, sind heute die Deppen dieser Regierung.

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    • Dirk Feldhinkel
      31. Mai 2019 09:29

      Hallo Huber,

      wir können inzwischen von den jungen Menschen wirklich etwas lernen. Sie zeigen in ganz Europa Kante. Sie belegen, dass sie mehr sind als Konsumenten einer Spaßgesellschaft. Sie zeigen uns auch, dass die Digitalisierung die Kommunikation nicht nur verarmen, sondern bereichern kann. Das Wichtigste ist, dass diese jungen Menschen fundierte Meinungen haben und sich nicht durch platte SprĂŒche und Lobhudeleien einwickeln lassen. Die politischen Reaktionen sind dagegen entlarvend.

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  • Erwin Tischler
    30. Mai 2019 18:53

    Die 50 Mrd., die den deutschen Sparer fehlen, liegen jetzt als Überschuß beim Bundesfinanzminister. Weil er fĂŒr die Staatsschulden kaum noch Zinsen zahlen muss! Da ist es leicht, eine schwarze Null zu erreichen und sich auch noch dafĂŒr feiern zu lassen. Zu kurz gesprungen, Bundesregierung! Dass die Null-Zins-Politik von Draghi die deutschen Sparer enteignet wurden, wird der Regierung spĂ€testens in 10 Jahren auf die FĂŒsse fallen, wenn die privaten Altersversorgungen nicht genug abwerfen und die Rentner mit der gesetzlichen Rente nicht auskommen werden. Es wird ein Heer von „Aufstockern“ geben, deswegen auch die BemĂŒhungen der SPD um die Mindestrente, aber auch die löst das Problem nicht.

    Normalerweise sollte jeder BĂŒrger in der Bundesregierung Deutschland in seiner SteuererklĂ€rung eine Spalte „Entgangene Zinsen durch Draghi“ vorfinden, in denen er den Verlust zwischen 3-4 und 0 Prozent eintragen und von der Steuerlast absetzen kann. Das wĂ€re gerecht!
    Dann hĂ€tte der Bundesfinanzminister und die anderen Politiker auch nicht das Problem, dass sie ĂŒberlegen mĂŒssen, wie sie die ÜberschĂŒsse jetzt am ungerechtesten verteilen können.

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    • Dirk Feldhinkel
      31. Mai 2019 09:21

      Hallo Herr Tischler,

      ich denke ebenfalls, dass dieses Problem langfristig fĂŒr enorme Probleme sorgt. Die gesetzliche Umlage-Rente wird geplĂŒndert und somit den Rentnern entzogen. DafĂŒr wird eine geldvernichtende inzwischen gefĂ€hrliche betriebliche Altersversorgung propagiert – ich sage bewusst nicht gefördert. Es ist ein Dilemma. Wenn die Zinsen erhöht werden, dann brechen die sĂŒdeuropĂ€ischen Staaten ein. Es wĂ€ren auch andere politische Lösungen machbar gewesen. In Amerika spaltete man die Banken in Good-Bank und Bad-Bank auf. Man hatte in Europa stattdessen die reichen Spekulanten und nicht die Staaten gerettet. Die kleinen Sparer bluten weiter.

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  • […] Die Rentner können den Kaufkraftverlust auch nicht durch höhere Zinsen ausgleichen, denn die EuropĂ€ische Zentralbank (EZB) fĂ€hrt schon seit Jahren eine Nullzinspolitik fĂŒr Verbraucher und eine Negativzinspolitik fĂŒr Banken. Die wiederum wĂ€lzen die Negativzinsen […]

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