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Betriebsrentner zahlen für ihre Betriebsrente die vollen Krankenkassenbeiträge von annähernd 20 Prozent – allerdings erst ab einem Freibetrag, der 2024 gestiegen ist. Allerdings ist parallel dazu die Kranken- und Pflegeversicherung teurer geworden.
Wer eine Direktversicherung hat, von seinem Ex-Arbeitgeber eine Betriebsrente oder Geld von einer Pensionskasse bekommt, muss dafür die vollen Krankenkassen- und Pflegebeiträge zahlen, sprich den Arbeitgeber- und den Arbeitnehmeranteil, insgesamt annähernd 20 Prozent. Dank einer Gesetzesänderung zum 1. Januar 2020 gibt es freilich einen Freibetrag, den sogenannten GKV-Betriebsrentenfreibetrag (GKV steht für gesetzliche Krankenversicherung) von zurzeit 176,75 Euro (2023: 169,75). Das heißt, diese 💶 176,75 Euro bleiben versicherungsfrei – für alles darüber hinaus zahlen Betriebsrentner den vollen Beitrag. Und es gibt einen weiteren Wermutstropfen: Der Freibetrag gilt nur und ausschließlich für den Krankenkassenbeitrag, nicht aber für den Pflegebeitrag – und der stieg zum 1. Juli 2023 von 3,05 auf 3,4 Prozent für Rentner mit Kindern und von 3,4 auf 4,0 Prozent für Kinderlose. Damit erhöhen sich natürlich die Gesamtbeiträge, die Betriebsrentnerinnen und -rentner an die Krankenkasse zahlen müssen. Weiterer Wermutstropfen: Einige Krankenkasse haben bereits Anfang August 2024 die Zusatzbeiträge erhöht.
176,75 Euro Freibetrag ab 2024
2023 betrug der Freibetrag auf 169,75 Euro, 2024 erhöhte er sich auf 176,75 Euro, einheitlich für Ost und West. Eingeführt wurde der Freibetrag zum 1. Januar 2020 in der Höhe von 159,25 Euro. Also bleiben ab 2024 dann 176,75 Euro in der Krankenversicherung beitragsfrei.
Berechnung des Freibetrags
Was heißt das konkret? Wie berechnet sich der Freibetrag? Die Sozialmathematiker nehmen eine sogenannte „Bezugsgröße“ als Maßstab, die sich vom „Durchschnittsentgelt der gesetzlichen Rentenversicherung“ ableitet (definiert im § 18 des Vierten Sozialgesetzbuches (SGB)). Sie beziehen sich dabei auf das Durchschnittsentgelt der gesetzlichen Rentenversicherung im vorvergangenen Kalenderjahr, sprich für 2024 dann auf 2022. Für 2022 kommt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in seinem Regierungsentwurf für die Bezugsgrößen auf 176,75 Euro. Der GKV-Betriebsrentenfreibetrag entspricht einem Zwanzigstel (1/20) der bundeseinheitlichen Bezugsgröße in der Sozialversicherung. Somit ergibt sich folgende Rechnung: 3.535 ÷ 20 = 176,75 Euro. Wie hoch die Beitragsbemessungsgrenzen und Bezugsgrößen in der Sozialversicherung 2024 (geplant) sind, schaut am besten bei der Seite Lohn-Info vorbei.
Klingt kompliziert, ist kompliziert – wer sich bei der Berechnung helfen lassen will, greift am besten auf den Rechner von „Stiftung Warentest“. Aber Vorsicht! Der Rechner beruht noch auf dem bis Ende 2023 gültigen Freibetrag von 169,75 Euro. Eigentlich müssten die Krankenkassen ihre Mitglieder rechtzeitig über die Erhöhung informieren. Am besten bei der eigenen Kasse nachfragen!
Achtung! Wer freiwillig Versicherter ist in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung, für den gilt dieser Freibetrag nicht.
Wie der Freibetrag angewandt wird:
- Zuerst greift (wie bisher) die Freigrenze. Die Freigrenze umfasst neben Versorgungsbezügen z.B. auch Arbeitseinkommen, also Gewinne aus nebenberuflich selbstständiger Tätigkeit, z.B. aus Photovoltaik oder Nebenerwerbslandwirtschaft.
- Wird die Freigrenze überschritten und entfällt daher, greift nur für Leistungen der betrieblichen Altersvorsorge i.S.d. § 229 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 SGB V ein Freibetrag, der genauso hoch ist, wie die bisherige Freigrenze (1/20 der monatlichen Bezugsgröße nach § 18 SGB IV = 169,75 EUR für 2023). Der Freibetrag ist der Höhe nach begrenzt auf monatliche beitragspflichtigen Betriebsrentenleistungen (bei Kapitalleistungen: 1/120 der Leistung als monatlicher Zahlbetrag für maximal zehn Jahre).
Diese Änderung ist nicht auf die soziale Pflegeversicherung übertragen, deswegen bleibt es bei der minimalen Entlastung. Für die soziale Pflegeversicherung bleibt es vielmehr bei der bisher bereits geregelten Beitragsfreigrenze (§ 226 Absatz 2 Satz 1 des Fünften Buches in Verbindung mit § 57 Absatz 1 Satz 1 des Elften Buches).
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Was von der Rente übrig bleibt
Gesetzlich krankenversicherte Rentner müssen von ihrer gesetzlichen Rente Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung entrichten, insgesamt mehr als elf Prozent der Bruttorente. Sie werden direkt von der Rente abgezogen. Das macht bei 1000 Euro Rente ein Minus von 113 Euro oder mehr sogar, ja nach Krankenkasse. Das heißt, unterm Strich bleiben einem Rentner von 1000 Euro weniger als 900 Euro Netto-Rente übrig. 2023 wurde es noch mal mehr, denn Gesundheitsminister Karl Lauterbach erhöhte den Zusatzbeitrag um 0,3 Prozentpunkt. Das heißt Betriebsrentner zahlen dann 14,6+1,6+3,4 = 19,6 Prozent (mit Kindern) Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag oder 14,6+1,6+4,0 = 20,2 Prozent (Kinderlose). Die Aktion Demokratische Gemeinschaft (ADG) hat das einmal für einen Betriebsrentner mit 800 Euro Betriebsrente durchgerechnet. Kinderlosen zahlen von 800 Euro 133,47 Euro an Kranken- und Pflegeversicherung.
Was gesetzlich krankenversicherte Rentner zahlen müssen
Art des Einkommens | Was pflichtversicherte Rentner zahlen | Was freiwillig versicherte Rentner zahlen |
---|---|---|
gesetzliche Rente | 7,3 Prozent der Brutto-Rente plus Zusatzbeitrag | 14,6 Prozent der Brutto-Rente plus Zusatzbeitrag. Den Zuschuss der Rentenversicherung muss er beantragen |
Versorgungsbezüge - dazu gehören laut SGB auch Direktversicherungen, betriebliche Riester-Renten, Pensionen, Leistungen aus einem berufsständischem Versorgungswerk | Seit dem 1.1.2004 (Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetzes) ist für die Bemessung der Beiträge aus den Leistungen der betrieblichen Altersversorgung der volle, allgemeine Beitragssatz der jeweiligen Krankenkasse maßgebend. Das galt bis zum 31.12.2017 auch für Riester-Renten bis zu monatlich 148,75 Euro. Seit dem Inkrafttreten des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (BRSG) wird die doppelte Verbeitragung aufgehoben. Seit dem sind betriebliche Riester-Renten in der Auszahlungsphase nicht mehr zu verbeitragen, sofern Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung besteht. Zur Berechnung: Wird dieser Versorgungsbezug in einer Summe ausgezahlt, berechnet die Krankenkassen den Beitrag auf 120 Monate um. | 14,6 Prozent der Rente plus Zusatzbeitrag. Den Zuschuss der Rentenversicherung muss er beantragen. Einmalzahlungen werden auf 120 Monate umgelegt. Entsprechend wirken sich auch Erhöhungen oder Senkungen des Beitrags oder Zusatzbeitrags aus |
private Riester-Rente | keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung | 14,0 Prozent der Rente plus Zusatzbeitrag. |
Rürup-Rente | keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung | 14,0 Prozent der Rente plus Zusatzbeitrag. |
Private Rente | keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung | 14,0 Prozent der Rente plus Zusatzbeitrag. |
Private Rente Einmalauszahlung | keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung | 14,0 Prozent der Rente plus Zusatzbeitrag. Den Zuschuss der Rentenversicherung muss er beantragen. Einmalzahlungen werden auf 120 Monate umgelegt. Entsprechend wirken sich auch Erhöhungen oder Senkungen des Beitrags oder Zusatzbeitrags aus. |
Rente aus gesetzlicher Unfallversicherung | keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung | 14,0 Prozent der Rente plus Zusatzbeitrag |
Arbeitsentgelt aus angestellter Beschäftigung | Bei Verdienst bis 450 Euro im Monat oder 5400 Euro im Jahr keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung; bei Verdienst über 450 Euro greift die Sozialversicherungspflicht und der Rentner zahlt Kranken- und Pflegeversicherung | Bei Verdienst bis 450 Euro im Monat oder 5400 Euro im Jahr keine Beiträge zu Krankenversicherung, allerdings zur Pflegeversicherung; bei Verdienst über 450 Euro greift die Sozialversicherungspflicht und der Rentner zahlt Kranken- und Pflegeversicherung |
Einkommen aus nebenberuflicher Tätigkeit | keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung. Achtung! Nimmt der zeitliche Aufwand für die selbstständige Tätigkeit nicht mehr als 20 Stunden wöchentlich in Anspruch, ist anzunehmen, dass die selbstständige Tätigkeit nicht hauptberuflich, sondern nebenberuflich ausgeübt wird. Dies gilt nicht, wenn das Arbeitseinkommen 75 Prozent der monatlichen Bezugsgröße (2018: 2283,75 Euro) übersteigt und deshalb anzunehmen ist, dass es die Hauptquelle zur Bestreitung des Lebensunterhalts darstellt. In Einzelfällen, bei besonderen sozialen Härten, kann ein geringerer Werte angesetzt werden, der liegt dann bei 1522,50 Euro | 14,0 Prozent des Einkommens plus Zusatzbeitrag |
Einkünfte aus Kapitalvermögen | keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung | 14,0 Prozent des Einkommens plus Zusatzbeitrag |
Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft | keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung | 14,0 Prozent des Einkommens plus Zusatzbeitrag |
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung | keine Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherung | 14,0 Prozent des Einkommens plus Zusatzbeitrag |
Bei Pflichtversicherten in der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) übernimmt die Rentenversicherung die Hälfte des allgemeinen Beitragssatzes von 14,6 Prozent. Freiwillig gesetzlich krankenversicherte Rentner bekommen eine Zuschuss von 7,3 Prozent, müssen den Gesamtbeitrag aber selbst abführen. Viele Einkünfte bleiben bei Pflichtversicherten beitragsfrei, anders bei freiwillig gesetzlich krankenversicherten Rentner. Bei freiwillig versicherten Rentnern wird der ermäßigte Beitragssatz von 14 Prozent nur auf die „sonstigen“ Einkünfte angewendet. Dazu kommt aber immer der Zusatzbeitrag, der zurzeit im Schnitt bei 1,3 Prozent liegt. Ferner zahlen die Rentner noch den Pflegebeitrag in Höhe von 3,05 Prozent (Rentner mit Kindern) oder 3,3 Prozent (kinderlose Rentner). Quellen: GKV, Finanztip, Finanztest, VdK, Krankenkassen direkt
Sollte er darüber hinaus noch eine private Rentenversicherung abgeschlossen haben, so zahlt er dafür keine Beiträge. Das gilt aber nur, falls er in der Krankenkasse pflichtversichert ist. Wer in der gesetzlichen Krankenkasse freiwillig versichert ist, zahlt auch für seine private Rentenversicherung – eine Kapitallebensversicherung beispielsweise – den immerhin ermäßigten Satz von 14 Prozent plus Zusatzbeitrag.
Versicherung plus Steuer
Brutto-Rente ist nicht gleich Netto-Rente – das gilt auch für die Steuer. Denn, zur Kranken- und Pflegeversicherung kommt noch die Steuer. Die Steuern sind nicht das Problem, aber die Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge. Die Kranken- und Pflegeversicherung wird gleich bei der Auszahlung abgezogen und von der Rentenversicherung an die Krankenkasse weitergeleitet. Das ist die Hälfte des Krankenkassenbeitrags von 14,6 Prozent, somit 7,3 Prozent. Die andere Hälfte übernimmt die Rentenversicherung. Die Pflegeversicherung trägt der Rentner allein – für Rentner mit Kindern sind das 3,4 Prozent, für kinderlose Rentner 4,0 Prozent.
Wer eine gesetzliche Rente bezieht, ist als Pflichtversicherter automatisch in der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) versichert. Die KVdR ist aber nur ein Mantel, denn in der Praxis hat der Rentner mit „seiner“ Krankenkasse zu tun. Das kann die TK, eine BKK, die AOK oder die Barmer sein.
Freiwillig gesetzlich Versicherte
Brutto-Rente ist nicht gleich Netto-Rente – das wird vor allem freiwillig gesetzlich Krankenversicherten schmerzlich bewusst. Was hat es mit „pflichtversichert“ und „freiwillig“ krankenversichert auf sich? Wer in der zweiten Hälfte seines Berufslebens nicht mindestens 90 Prozent in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert war (9/10-Regelung), hat in punkto gesetzlicher Krankenversicherung mit Zitronen gehandelt, denn er ist nicht pflichtversichert, sondern freiwillig versichert – mit gravierenden Folgen. Übrigens, die Krankenkassen nehmen es da sehr genau und zählen selbst die Tage. Es zählt dabei auch, wenn der Gatte oder die Gattin über den Partner familienversichert war. Dumm nur, wer in der zweiten Berufshälfte zu lang privatversicherte war und zu spät oder zu kurz gesetzlich versichert war. Seit August 2017 entschärft eine Gesetzesänderung die 9/10-Regelung, allerdings nur für Eltern mit Kindern.
Ach ja, und dann muss er natürlich einen Rentenanspruch in der gesetzlichen Rente haben, sonst wird es ebenfalls nichts. Die Versicherungspflicht beginnt dann an dem Tag, an dem die Rente beantragt wird.
Die Folgen für freiwillig Versicherte in der gesetzlichen Krankenkasse: Sie zahlen nämlich den Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil in die gesetzliche Krankenkasse, ferner zahlen sie für alle anderen Einnahmen wie Miet- und Kapitaleinkünfte sowie die Riester-Rente. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen GKV hat eine viele Seiten lange Liste über alle Einkünfte, für die ein freiwillig gesetzlich Krankenversicherter zahlen muss – und diese Liste ist beängstigend lang. Sie bekommen natürlich die ihnen zustehende Hälfte von der Rentenversicherung. Um den Zuschuss zur gesetzlichen Krankenversicherung müssen sie sich schon selbst kümmern und bei der Rentenversicherung nachhaken.
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6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
[…] um die Betriebsrenten zu stärken, denn der Webfehler des vollen Krankenkassenbeitrags wurde nur gemildert durch einen Freibetrag von 169,75 Euro, aber noch nicht […]
Versicherung plus Steuer
Brutto-Rente ist nicht gleich Netto-Rente – das gilt auch für die Steuer. …….. Die Pflegeversicherung trägt der Rentner allein – für kinderlose Rentner sind das 3,4 Prozent, für Rentner mit Kindern 4,0 Prozent.
–> Letzter Satz ist Unsinn, es ist genau umgekehrt!
Sie haben natürlich recht. Sorry wegen dieses Drehers. Der Fehler ist schon korrigiert.
[…] durch einen Freibetrag in der Krankenversicherung von (Stand 2023) 169,75 Euro. 2024 steigt der Freibetrag für Betriebsrente auf 176,75 Euro. Die Pflegeversicherung müssen Betriebsrentner allerdings schon ab dem ersten Euro voll zahlen, […]
[…] Es kommt darauf an, wie hoch die Freibeträge sind, die gelten. Da ist zum einen der Grundfreibetrag, der allen Steuerzahlern zusteht, zusätzlich gibt es für Rentner und Rentnerinnen den Rentenfreibetrag. […]
[…] 50.000 Euro – 19.740 Euro Freibetrag = 30.260 Euro : 120 Monate = 252,17 Euro x 19,6% aktuell höchstmöglicher […]