Ösis haben bessere Renten

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Ösus haben’s besser. Sie bekommen im Schnitt 80 Prozent mehr Rente als Deutsche. Was machen die Ösis besser? Wie machen die das? Was machen wir falsch?

„Ja seid’s deppert?“, bricht es aus den Österreichern heraus, wenn Deutsche von ihrer Rente erzählen. Österreicher können nicht verstehen, wie wir hierzulande mit der nach ihrer Ansicht Mini-Rente auskommen. Aber in Österreich heißt die Rente ja auch Pension – vergleichbar den Beamtenpensionen hierzulande. Davon können deutsche Rentnerinnen und Rentner nur träumen.

Ein männlicher Neurentner kommt in Österreich laut „Münchner Merkur“ auf 2174 Euro, ein deutscher Neurentner kommt im Schnitt dem Deutschen Institut für Wirtschaftsförderung (DIW) zufolge nur auf 1199 Euro – 80 Prozent weniger als in Österreich. Übrigens, die Österreicher bekommen 14 Auszahlungen, wir nur zwölf.

Bei den Ösis zahlen alle ein

Wie machen das die Österreicher? Das geht nur, weil in Österreich alle einzahlen und die Arbeitgeber mehr zuschießen. Die Unterscheidung hierzulande zwischen Rente und Pension ist ungerecht, aber für eine Änderung, sprich eine Erwerbstätigenrente – oder Pension – gibt es keine politische Mehrheit.

Österreich hat seit 2005 eine Rentenversicherung für alle mit der Folge, dass Altersarmut kein Thema ist. Davon könnten wir uns in Deutschland eine Scheibe abschneiden. Die Forderung nach einer Reform des deutschen Rentensystems nach dem Muster Österreichs wird immer lauter.

Vergleichbar oder nicht?

Deutschland und Österreich sind nicht vergleichbar, oder doch? Ein Vergleich ist zulässig, denn die Lebensverhältnisse in beiden Ländern sind ähnlich. Trotzdem seien die beiden Länder bei den Reformen ihrer Rentensysteme unterschiedliche Wege gegangen. So zahlen Österreicher auch höhere Beiträge für die gesetzliche Rente. Österreich setzt, anders als Deutschland, weiterhin weitgehend auf die umlagefinanzierte gesetzliche Rente (GRV), während in Deutschland das Rentenniveau systematisch abgeschmolzen wird. In Österreich sind auch Selbstständigen und Beamte in das Rentensystem einbezogen worden.

So sieht das System in Österreich aus:

  • Beitragssatz in Österreich ist 22,8 Prozent, in Deutschland 18,6 Prozent.
  • Arbeitgeber zahlen 12,55 Prozent, Angestellte 10,25 Prozent, in Deutschland AG und AN die Hälfte (9,3).
  • Das Rentenniveau ist in Österreich höher.
  • Auch Selbstständige und Verbeamtete leisten Beiträge.

Staat hat Rentner geschröpft

„In Deutschland wurde und wird über die kommenden Jahre das Niveau dieser ‚ersten Säule’ dagegen deutlich reduziert, um den Beitragssatz in der GRV zu stabilisieren“, schreibt die Datev. Die Differenz sollte eben durch staatlich subventionierte Riester-Vorsorge ausglichen werden. Dumm nur, dass viele da nicht mitmachen – weil sie nicht wollen oder nicht können. Weder haben alle eine betriebliche Altersvorsorge, noch riestern sie. Nur etwas mehr als die Hälfte habe Aussicht auf eine betriebliche Rente. Dazu kommt, dass viele Riester-Verträge kaum Rendite abwerfen – wie auch, da die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank viele Pläne zunichte macht. Heute wissen wir, dass Riester gefloppt ist.

Höheres Rentenniveau in Österreich

Österreicher dürfen sich den Experten der Hans-Böckler-Stiftung zufolge über ein Rentenniveau von 78,1 Prozent (brutto, vor Steuern und Sozialabgaben) und 91,6 Prozent (netto) freuen; in Deutschland ist das Rentenniveau der gesetzlichen Renten mit 48 Prozent weitaus niedriger.

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Riester kann nicht alles ausgleichen

Jetzt der entscheidende Satz: Der große Rückstand der Deutschen lasse sich durch private Zusatzvorsorge selbst unter den aus Sicht der Forscher zu optimistischen Annahmen der OECD nur zur Hälfte ausgleichen. Auch was die Rentenanpassung betrifft, sind die Österreicher besser dran: Während die österreichische GRV einen jährlichen Inflationsausgleich vorsehe, koppele die deutsche GRV die Rentenentwicklung an das Wachstum der Löhne, allerdings gedämpft unter anderem durch den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor. In den vergangen zehn Jahren hätten die unterschiedlichen Anpassungsmechanismen tatsächlich aber zu einem deutlich größeren Abstand.

Höhere Beitragssätze in Österreich

Die Österreicher müssen vordergründig für ihre Rente tiefer in die Tasche greifen: Der Beitragssatz liege in der Alpenrepublik seit 1988 unverändert bei 22,8 Prozent, in Deutschland sind es 18,6 Prozent. Wer jedoch ein bisschen mehr will, als das, was ihm die GRV gönnt, muss riestern. Die vier Prozent für die Riester-Vorsorge hinzu gerechnet, unterscheiden sich die Beitragssätze in beiden Ländern kaum noch. Dazu kommt der Studie zufolge, dass die österreichischen Arbeitgeber einen höheren Anteil am Rentenbeitrag tragen als die Beschäftigten (12,55 Prozent versus 10,25 Prozent), während es in Deutschland 50:50 ist.

Die Forscher schlagen vor, den „Riester-Faktor aus der Rentenformel zu entfernen und so das Leistungsniveau der GRV zu stabilisieren“. Für den Sozialverband VdK ist eine Erwerbstätigenversicherung, in die alle Arbeitskräfte einzahlen, eine der zentralen Forderungen der VdK-Kampagne #Rentefüralle. Dafür gibt es mit Österreich ein erfolgreiches Vorbild.

Österreich macht’s vor

Insgesamt zeigt Österreich, dass es auch anders geht – zum Nutzen der Rentner. Nach den Reformen in Deutschland ist „ein System übrig geblieben, das in Zukunft viele noch nicht einmal vor Altersarmut schützen wird“, schreiben die Wissenschaftler der Hans-Böckler-Stiftung. Das habe zwei der Studie zufolge Ursachen:

  • Erstens erreiche weder die betriebliche noch die Riester-Rente alle Beschäftigten. Umfragen zeigen, dass nur rund 35 Prozent „riestern“. Aussicht auf eine betriebliche Rente haben gut 56 Prozent. Knapp 30 Prozent aller Arbeitnehmer nutzen keine der freiwilligen Vorsorgeformen. Das gilt besonders häufig für Beschäftigte mit niedrigen Einkommen. Sie hätten zwar eine zusätzliche Absicherung besonders nötig, verzichten aber darauf – oft aus finanziellen Gründen.
  • Zweitens bringen insbesondere viele Riester-Verträge nach Einschätzung der Wissenschaftler nicht die Renditen, die nötig wären, um Lücken in der gesetzlichen Rente auszugleichen. Das zeige sich an den hohen Gebühren und am stetig sinkenden Garantiezins, der von vier Prozent im Jahr 2000 auf mittlerweile nur noch 0,9 Prozent herabgesetzt wurde.

Dem österreichischen Staat sind seine Pensionäre deutlich mehr wert als dem deutschen: Österreich gibt 15,3 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Alterssicherung aus, Deutschland 12,6 Prozent.

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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