Weniger ist mehr

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Weniger ist mehr – oder less is more. Minimalismus ist wieder en vogue, denn weniger Besitz bedeutet mehr Souveränität über das eigene Leben. Aufräumen kann das Leben im positiven Sinn verändern.

Minimalismus ist der Weg zu mehr persönlicher Freiheit, einem bewussteren Selbst und  mehr Lebensfreude. Darüber schreibt Simone Harland.

Der Weg zum Minimalismus

Wer einen Haushalt auflösen muss, weil ein lieber Mensch in ein Pflegeheim umzieht oder gestorben ist, steht vor einer unangenehmen Aufgabe. So viele Dinge dort haben dem ehemaligen Besitzer etwas bedeutet, für die Nachkommen, Freunde oder Bekannte aber sind sie oft nur Tand. Und trotzdem: Beim Wegwerfen macht sich ein Gefühl im Bauch breit, als würde man die Existenz des Vorbesitzers ein zweites Mal auslöschen.

Weniger ist mehr

Ich habe mir deshalb geschworen, mich von möglichst vielen Dingen schon zu Lebzeiten zu trennen. Denn in unserem Leben sammeln sich so viele Dinge an, die wir nicht vermissen, wären sie nicht mehr da. Wer beispielsweise benötigt noch eine Tasse mit der Aufschrift „Mutti ist die Beste“, wenn sie an der Öffnung angeschlagen ist und man beim Trinken aufpassen muss, sich nicht im wahrsten Sinne des Wortes das Maul zu zerreißen? Wer braucht einen Plastikfisch zum An-die-Wand-Hängen, der „Don’t worry, be happy“ singt, zum Klang der Worte seine Zähne zeigt und dabei seine Schwanzflosse hin und her bewegt? Oder eine Spieluhr in Flaschenform, die „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ spielt? Wer braucht dieses ganze Zeug – noch ein Gläschen, noch ein Schälchen, noch ein Figürchen?

Der Werbung widerstehen

Von allen Seiten suggeriert man uns, unser Leben würde besser, behaglicher, bedeutender durch Dinge wie die Kapselmaschine, mit der sich Tee „so einfach wie nie zuvor“ zubereiten lässt (ähem, wie lässt sich Tee wohl leichter zubereiten als durch Aufgießen von heißem Wasser?). Viele andere Geräte versprechen uns ebenfalls, die Arbeit zu erleichtern und Zeit zu sparen, funktionieren dann jedoch nicht wie versprochen oder müssen nach dem Benutzen kompliziert gereinigt werden, was wiederum die Zeitersparnis auffrisst. Spätestens nach der zweiten, dritten, vierten Benutzung merken das selbst Merkbefreite. Von da an fristen diese Dinge ein Dasein in der hintersten Schrankecke, bis … ja, bis die Nachkommen sie entsorgen.

Andere Dinge erfüllen von vornherein keinen Zweck, sondern stehen nur rum (daher die Bezeichnung Stehrümchen). Natürlich darf (und soll) es in jedem Haushalt auch zweckfreie Dinge geben, die nichts anderes tun, als hübsch auszusehen. Das ist schließlich gemütlich. Doch viele Haushalte sind voll mit Dingen, die die Wohnung gemütlich machen sollen. Auf der Strecke bleibt die Gemütlichkeit.

Die wirklich wichtigen Dinge

Weniger Dinge bedeuten auch weniger Ballast. Wer hin und wieder einmal umgezogen ist, weiß das. Deshalb ist Umziehen auch der beste Schutz vor einem Berg unnützer Dinge. Denn bei jedem Umzug wirft man Dinge fort. Nach mehreren Umzügen nacheinander ist der Haushalt auf (fast) das Nötigste reduziert. Doch je länger man wieder in einer Wohnung wohnt, desto mehr Ballast sammelt sich erneut an. Und da Menschen ab einem gewissen Alter immer seltener umziehen … naja, ihr wisst schon.

Ich habe mir vorgenommen, es nicht so weit kommen zu lassen. Ich hoffe, es gelingt mir. Denn eigentlich weiß ich: Die wirklich wichtigen Dinge im Leben kann man nicht kaufen. Dazu gehört auch mehr Freiheit durch weniger Ballast.


Symplify your life

Werner Tiki Küstenmacher und Lothar J. Seiwert haben den Klassiker „Simplify your Life“ herausgebracht. Und dazu gibt es einen Kalender „Simplify your Day“ – mit vielen Tipps. Auch die Japanerin Marie Kondo beschäftigt sich mit dem Thema Aufräumen und hat darüber das Buch „Magic Cleaning“ geschrieben, das längst auch in deutsch übersetzt ist.  Angelehnt an Kondo empfiehlt Küstenmacher: „Testen Sie es daher an einer Untermenge Ihrer Besitztümer, z.B. Ihren Strümpfen oder Schreibwerkzeugen. Wenn es klappt, gehen Sie die nächste Kategorie an. Aber Vorsicht: Es kann Ihr Leben revolutionieren!“

Aufräumen macht kaum jemandem Spaß, aufgeräumte Zimmer bringen aber durchaus Freude. Das bedeute indes nicht, dass es sich zwangsläufig lohne, Ordnung zu schaffen, das zumindest meint der Ökonomen Tim Harford in „Quartz“ im Beitrag „The psychological benefits of giving up on cleaning and embracing the mess“. Ein leergeräumter Arbeitstisch könne sogar kontraproduktiv sein. Chaos sei aus seiner Sicht durchaus förderlich für einen freien Kopf – so beschreibt es der INSM-Ökonomenblog.

Minimalismus-Zitate

Eine kleine Sammlung der schönsten Minimalismus-Zitate – entlehnt aus dem Blog von Elisabeth Hippe-Heisler:

„Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche.“ (Sokrates, griechischer Philosoph, 479 v. Chr. – 399 v. Chr.)
„Sparsamkeit ist eine gute Einnahme.“ (Cicero, römischer Politiker und Philosoph, 106 v. Chr. – 43 v. Chr.)
„Geben ist seliger als Nehmen.“ (Apostelgeschichte 20,35; Paulus zitiert Jesus)
„Einfachheit ist das Resultat der Reife.“ (Friedrich Schiller, deutscher Dichter, 1759 – 1805)
„Weniger ist mehr.“ (Robert Browning, englischer Dichter, 1812 – 1889)
„Habe nichts in deinem Haus, von dem Du nicht glaubst, dass es nützlich oder schön ist.“ (William Morris, britischer Maler 1834 – 1896)

Weiterführende Links:

 

Schau Dich in Deiner Wohnung und in Deinem Leben um – welcher fremde Ballast hält Dich am Boden? #ballast #minimalismus #entrümpeln pic.twitter.com/IALIK9VsWm

— Andrea (@solittletimede) October 9, 2016

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • […] Messie leitet sich vom Englischen „mess“ ab, was so viel bedeutet wie Unordnung, Schweinerei, Mansch, Sauerei, Verhau und Kuddelmuddel. Messitum kommt bei Alt und Jung vor, wobei die Älteren in der Mehrheit sind. Das Gros ist zwischen 40 und 50 Jahre alt sind. Viele wollen es ja nicht wahrhaben – aber erst, wenn die Betroffenen es erkennen, kann ihnen ein Dritter helfen. Helfen heißt in dem Fall, ihnen bewusst zu machen, was der Unterschied ist zwischen Ordnung und gesunder Unordnung. Müll ist für viele eine Art Schutzpanzer gegen die Außenwelt, weswegen sie sich nur ungern von ihrer „Sammlung“ trennen. Messitum ist allerdings noch mehr – es ist häufig auch, die Unfähigkeit, sich dem Leben zu stellen, bedeutet Entscheidungsunfähigkeit und innerer Zerrissenheit. […]

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Helmut Achatz

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