Ausverkauf von Lebensversicherungen

Finanzen

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Wer eine Lebensversicherung hat, muss befürchten, dass sein Versicherer sie an einen Abwickler verkauft. Die Folge: die Kunden bekommen ihr Geld zu spät oder sie bekommen zu wenig.

Natalie Döttinger hat „Strafanzeige erstattet gegen Proxalto“, wie sie beim Bewertungsportal Trustpilot schreibt, weil sie seit „Mai ihr Geld nicht bekommt“. Uwe fragt bei Trustpilot, ob „Proxalto insovent ist“, denn „kein Geld und keine Antwort“ mache ihn stutzig. Martina Zwikopf „muss allen von dieser Versicherung abraten“. Sie warte schon seit Monaten auf die Auszahlung ihrer Rente. Der Ärger über den Proxalto wächst.

Altbestände werden abgegeben

Die Proxalto Lebensversicherung AG gehört zur Viridium Gruppe, die nach eigenen Angaben rund vier Millionen Versicherungsverträge und ein Vermögen von weit mehr als 68 Milliarden Euro betreut. „Betreut“ ist das richtige Wort, denn die Viridium Gruppe wickelt bestehende Verträge als „Run-off“ ab, macht aber kein Neugeschäft.

Lebensversicherer wie Generali, Zurich, Axa, Arag Leben und Delta Lloyd, wollten oder wollen ihre Altbestände an Lebensversicherungen loswerden, weil sich damit wegen der Niedrig- bis Nullzinsphase nichts mehr verdienen lässt. Viridium ist nur eines dieser Run-off-Unternehmen, daneben gibt es die Frankfurter Leben und Athora.

In jüngster Zeit ploppen Beschwerden und Kritik der Kunden von Run-offs auf – und die Kunden belassen es nicht darauf, sondern wenden sich an Finanzaufsicht Bafin (Bundes­anstalt für Finanz­dienst­leistungs­aufsicht) und Verbraucherschützer. Verzweifelte Kunden wenden sich dann an den Versicherungsombudsmann, an „Stiftung Warentest“ oder lassen ihren Frust auf Portalen wie Trustpilot freien Lauf.

Ausverkauf geht weiter

Das „Handelsblatt“ glaubt, dass die Zahl der unzufriedenen Lebensversicherungskunden, die von einem Run-off „betreut“ werden, zunehmen wird. Bislang seien von 83 Millionen Policen erst sechs Millionen an Abwickler übertragen worden – diese Zahl wird voraussichtlich steigen. Die Axa hat den Bestand an Lebensversicherungen von 900.000 Versicherte an den Abwickler Athora verkauft; die deutsche Tochter der Zurich-Versicherung verkauft „ProContra“ zufolge 720.000 Altverträge an Viridium.

Insgesamt gebe es seit 2014 sieben große Fälle, so das „Handelsblatt“, in denen ganze Bestände an Lebensversicherungen den Anbieter wechselten. Der größte Ausverkauf war sicher der zwischen Generali und Viridium, das heißt, Generali-Kunden haben einen neuen Ansprechpartner.

Bye bye Überschussbeteiligung

Was bedeutet das für die Kunden von Versicherern, die ihre Altbestände an Abwickler übertragen? „Klar, garantierte Summen müssen Abwickler beim Kunden abliefern“, schreibt die Versicherungsexpertin Britta Langenberg bei „Finanzwende“. Aber allein wegen der Garantie habe doch kein Mensch eine Lebensversicherung abgeschlossen – sie haben sich alle von dem Makler mit hohen Überschussbeteiligungen locken lassen. Damit aber sehe es bei Viridium schlecht aus. So liege die laufende Gutschrift ehemaliger Generali-Kunden bei „kargen 1,25 Prozent“.

Vertrauen verloren

Die Auslagerung von Versicherungsverträgen fördert nicht gerade das Vertrauen in eine Kapitallebensversicherung. Der Bund der Versicherten, kurz BdV, sieht darin gar die „Verwahrlosung der Lebensversicherungsbranche“, wie das „Versicherungsjournal“ schreibt. Versicherte würden nicht mehr als Vertragspartner gesehen, sondern zur Ware degradiert. Fakt ist, dass Lebensversicherungen kompliziert und intransparent seien, wie die „Nordwest Zeitung“ schreibt. Viele Kunden seien enttäuscht, wenn sie ihre Schlussabrechnung in Händen halten, weil es weniger ist als erwartet.

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Bild: iStock/anouchka

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Helmut Achatz

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