Heute Niedriglohn – morgen magere Rente

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Niedriglohn und Altersarmut sind mittlerweile Dauerthema. Schon im April 2016 nahm sich Anne Will des Themas an, heute wieder. Trotz Beschäftigungsboom droht Geringverdienern im Alter eine Rente nur knapp über Sozialhilfeniveau oder sogar darunter. Nur was passiert, um das zu ändern?

„Niedriger Lohn, magere Rente – was ist uns Arbeit wert?“ – so ähnlich hieß der Titel bereits 2016, den Anne Will in ihrer Sendung diskutieren ließ. Irgendwie einfallslos, oder? Verändert hat sich seitdem nicht viel. Anne Will lädt auch fast wieder die gleichen Leute ein – mit Malu Dreyer, eine SPD-Politikerin, mit Mike Mohring, einen CDU-Politiker, mit Katrin Göring-Eckardt, jemand von den Grünen, mit Petra Vogel ist wieder jemand von der IG Bau dabei, dann natürlich jemand von den Familienunternehmern, dieses Mal Reinhold von Eben-Worlée und Guido Fahrendholz. Koordinator einer Notunterkunft für Obdachlose in Berlin. Es kommt dann auch wie erwartet. „Tichys Einblick“ ätzt, dass „die Veranstaltung über weite Strecken zäh war, wie ein Zusammenschnitt aus Sendungen der letzten Monate, auf die ein Dramaturg frech ‚Best of‘ gepappt hat“.

Millionen arbeiten für Niedriglohn

Auch die Einführung zum Talk liest sich so ähnlich wie damals: „Immer mehr Menschen in Deutschland brauchen einen Nebenjob, um über die Runden zu kommen; rund vier Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind im Niedriglohnsektor tätig … und schon heute leben fast jede fünfte Rentnerin und jeder fünfte Rentner in Altersarmut … die Große Koalition will das Problem mit einer sogenannten Grundrente lösen und die Lebensleistung der Menschen in Deutschland besser honorieren.“ Ja, was ist schief gelaufen in Deutschland, dass so viele Menschen von ihrem Erwerb nicht mehr leben können?

Warum läuft es anderswo besser?

Wer sich an Anne Will und 2016 erinnert, hat ein Déjà-Vu-Erlebnis. Wie wäre es denn, mal zu fragen, warum es in Nachbarländern wie Dänemark, Schweden oder den Niederlanden besser läuft? Wie wäre es denn, mal zu fragen, warum das Pensionsniveau hierzulande so viel höher ist als das Rentenniveau? Wie wäre es denn, mal zu fragen, warum es keine Erwerbstätigenpension gibt? Wie wäre es denn, mal zu fragen, was Altersarmut mit den Negativzinsen zu tun hat? Ganz richtig warf Petra Vogel den Parteien vor, wirkungslos herumzudoktern, dabei müsse das gesamte Rentensystem verändert werden. „Es müssen Beamte, es müssen Abgeordnete und es müssen auch Selbständige mit in die Kassen einzahlen“, so Vogel.

Wir drehen uns also im Kreis – und das aus den Rundfunkgebühren finanziert.

Anne Will lief übrigens am 3. März 2019 um 21.45 Uhr im Ersten. Die Sendung lässt sich in der Mediathek abrufen.

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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Die Armut der Rentner ist ein leidiges Thema in Deutschland. Es wird sich nach meiner Meinung auch nicht ändern weil die Politiker unfähig sind ein Konzept zu entwerfen daß niemand der 40 Jahre gearbeitet hat weniger als €1450,- Rente bekommt. Das wäre die Mindestrente in Luxemburg umgerechnet auf das deutsche Einkommensniveau. In Luxemburg sind es bekanntlich über €1700,- Mindestrente für Leute die über 40 Jahre gearbeitet haben. Natürlich sind auch die Schweiz, Österreich, Dänemark und Schweden besser gestellt wenn es um die Altersversorgung geht. Ich erinnere mich an einen Fernsehbericht wo eine Rentnerin zu Angela Merkel sagte daß das Rentensystem in Österreich gerechter und sozialer sei. Angela Merkel antwortete in ihrer typischen Art:“Da haben Sie recht.“ Das heißt die Politiker haben die soziale Schieflage erkannt, aber sind nicht gewillt daran etwas ändern zu wollen. Immer wieder preist Angela Merkel ihren Vorgänger als mutigen Sozialreformer. Sie ist die beste Sozialdemokratin die jemals im Namen der CDU regieren durfte. Was jetzt in Deutschland noch fehlt ist der Volksentscheid. Mit diesem sollten alle Politiker gezwungen werden Beiträge zur Rentenversicherung zu bezahlen. Wenn dann die Beitragsbemessungsgrenze aufgehoben wird ist genug Geld da auch der Putzfrau eine Rente von €1450,- nach 40 Arbeitsjahren zu bezahlen.

    Antworten
  • Es ist im Grunde das staatsökonomische Desaster, welches die falsch dosierten Sozialreformen unter Bundeskanzler Schröder hinterlassen haben.
    Es fehlte hierfür das ökonomische Verständnis für Zusammenhänge und Wechselwirkungen.

    Es gibt wenige Fachleute, die Ihre Fehler nachträglich einräumen. Einer dieser Fachleute ist Professor Hans-Werner Sinn, der schon vor Jahren einräumte, dass dieses Harz IV Zuschuss – Modell ein Subventionsmodell für Gewinne zulasten der Stabilität der Löhne ist.

    Ein Professor, der einen groben Fehler öffentlich einräumt. Dafür achte ich diesen Menschen, denn wir machen schließlich alle Fehler, wenn auch nicht immer mit diesen Folgen.

    Erst jetzt begreift die SPD, dass hier schwere Fehler begangen wurden. Die Grundrente ist ein Beispiel für diese späte Einsicht. Die bedingungslose Zahlung (ohne Bedarfsprüfung) ist in der Tat ein wichtiges Signal: es soll ein Lohn und kein soziales Almosen sein.

    Im Kern zahlt jedoch hier wieder der Staat Geld, welches die Wirtschaft hätte leisten müssen.

    Der Niedriglohnsektor ist wie die fehlende Suppe in der Kantine: man schüttet einfach zur Verlängerung Wasser hinein. Jeder hat was zum Essen, aber keiner wird satt.

    Gegen diesen Hunger müssen inzwischen immer mehr Menschen aus rein ideologischen Gründen kämpfen.

    Wenn ein Niedriglohnempfänger arbeiten muss, ohne davon leben zu können, dann ist es Marktwirtschaft und die hat“ immer Recht“, sagen die Wirtschaftslobbyisten.

    Die selbigen Lobbyisten beklagen sich bei der Politik, dass es keine Fachkräfte gibt und wenn, dann wollen die auch noch absurd hohe Löhne und Gehälter bekommen.

    Tja- sage ich nur, die Marktwirtschaft hat wohl immer Recht!

    Antworten

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Helmut Achatz

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