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Zum 1. Januar 2017 ist die Riester-Rente 15 Jahre alt geworden. Aber so jung sie auch ist, hat sie bereits ausgedient. Die ersten Versicherer steigen aus dem Riester-Geschäft aus – und die Zahl der Riester-Verträge stagniert schon seit 2013.
Schuld daran ist die Zinsflaute. Die Leute haben keine Lust mehr auf Riester, weil die Rendite zu wünschen übrig lässt. Die Zahl der Verträge hat sich bei etwas mehr als 16 Millionen eingependelt – und stagniert auf diesem Niveau. Jetzt haben auch die Versicherer die Lust an Riester verloren. Wer beispielsweise eine klassische Riester-Rente abgeschlossen hat, muss mindestens 83 Jahre alt werden, um die eingezahlten Beiträge einschließlich Zulagen wieder heraus zu holen – bei einigen Anbietern muss er sogar deutlich älter werden.
5000 verschiedene Riester-Varianten
Die Vielfalt an Riester-Verträgen ist groß. So kommt der Finanzprofi Axel Börsch-Supan, einschließlich Produkten wie Banksparplänen, Fondssparplänen und dem 2008 eingeführten „Wohn-Riester“ auf mittlerweile mehr als 5000 verschiedene Riester-Vertragsvarianten.
So lustlos die Kunden, so frustriert sind mittlerweile auch die Versicherer selbst. Die Begeisterung hat schwer nachgelassen. So legt beispielsweise die Öffentliche Lebensversicherung Braunschweig laut „finanzen.net“ ihr Riester-Neugeschäft vorerst auf Eis. Das gleiche gelte für Cosmos Direkt und die zum Talanx-Konzern gehörende PB Versicherung. Die Debeka wolle erst zum 1. April wieder einsteigen; die DEVK Anfang Mai, die Barmenia frühestens im zweiten Quartal. Mit der Wiederaufnahme von Riester wollen sich auch die Alte Leipziger Zeit lassen und die Nürnberger.
Was ist bloß mit Riester los?
Was ist bloß los mit Riester? Der Absatz von Neuverträgen stagniert und ist bei einigen Anbietern rückläufig, ferner binden die Regularien Ressourcen. Die Kunden sind unzufrieden mit den Renditen von Riester-Verträgen – manche sind sogar richtig sauer auf die Versicherer, weil unterm Strich nur ein paar Euro rauskommen, obwohl sie jahrelang eingezahlt hatten.
Null Durchblick im Tarifdschungel
Problem für Verbraucher sei auch die Intransparenz der Verträge, so die Verbraucherschützerin Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Den Durchblick im Tarifdschungel zu behalten, ist allerdings nicht einfach. „Durch die Komplexität der Verträge wird ein Kostenvergleich selbst für Fachleute beinahe unmöglich gemacht“, so Börsch-Supan. Bei weitgehend gleicher Ausgestaltung gebe es sehr teure und sehr günstige Produkte. Das Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik hat in seiner Studie 36 repräsentative klassischen Riester-Rentenversicherungen verglichen und kam dabei auf erschreckende Differenzen. Der günstigste Anbieter kommt auf eine Kostenquote von 2,5 Prozent und der teuerste von 20 Prozent. Das heißt umgekehrt, wer einen schlechten Anbieter hat, dem geht schon mal richtig viel Rendite flöten.
Rendite blieb auf der Strecke
Hauptproblem ist jedoch, dass die Versicherer die von den Kunden erwarteten Renditen nicht mehr erwirtschaften können. Selbst die Experten von Max-Planck-Institut lügen sich da in die eigenen Taschen. Sie extrapolieren einfach die Verhältnisse aus den Jahren zwischen 2002 und 2015 auf den Zeitraum von 2015 bis 2060. In ihrem Ausgangsszenario gehen sie von einer Verzinsung von 4,5 Prozent pro Jahr aus einer Inflation von 1,5 Prozent – und schwupps kommen sie auf eine reale Verzinsung von drei Prozent. Nur leider hat das mit der Realität nichts zu tun, wie jeder weiß. Ok, einige Seiten später haben sie ihr Szenario revidiert.
Wenn selbst die Experten ratlos sind, wie dann erst die Praktiker.
Riester braucht eine Komplett-Reform – oder muss gleich ganz abgeschafft werden.
Schon im August 2016 hat Finanzstaatssekretär Jens Spahn (CDU) eine Reform der Riester-Rente gefordert – passiert ist bislang nichts. Er schlug beispielsweise vor, „ob wir die Entscheidung über die Zulagen nicht doch bei den Finanzämtern ansiedeln können“. Denn, so sein Argument, das Finanzamt prüfe ohnehin schon, ob dem Riester-Sparer Steuervorteile zustünden. Auch das mit der Beantragung von Zulagen will er ändern. Sie solle es automatisch geben, und nicht erst nach Antrag. Fakt ist, dass viele Riester-Sparer die Formulare gar nicht ausfüllen und allein deswegen keine Zulagen bekommen. Ferner kritisiert der die Verwaltungskosten, die viel zu hoch seien. Es sei falsch gewesen, dass die Riester-Rente nicht als verpflichtende Zusatzvorsorge ausgestaltet worden sei. Ja, was die Rendite betrifft, so gebe es zu viele Vorgaben, die eine vernünftige Rendite abschwächten. Aber, wie gesagt, das war schon im August 2016.
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9 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ohne Zweifel hat die Riester Rente ausgedient. Die Politik sollte endlich den Mut Haben die Riester Rente auslaufen zu lassen und vielmehr eine verbindliche betriebliche Zusatzversorgung nach dem Vorbild der VBL fördern.Die VBL ist die Zusatzversorgung für die Arbeiter und Angestellten des öffentlichen Dienstes.Nach diesem Vorbild sollten alle betrieblichen Altersversorgungen aufgebaut werden damit der Rentner nach 40 Beitragsjahren mindestens 70% des Durchschnittsgehalts seiner letzten 5 Arbeitsjahre hat. Mit der Riester Rente ist das nicht möglich. Walter Riester hat als Politiker versagt. Daher sollten jetzt die Vorschläge von Sarah Wagenknecht angenommen werden die sich für eine Stärkung der gesetzlichen Altersrente nach dem Vorbild Östereichs einsetzt. Überhaupt haben Frauen, mit Ausnahme von Andrea Nahles, die besseren Ideen.
Danke für den Verweis auf VBL und Österreich
Was bedeutet das für Menschen,die einen dieser Verträge haben? Was sollten Sie tun?
Auflösung bringt nichts, aber vielleicht ruhen lassen, da die Versicherer kaum noch Rendite erwirtschaften können. Es kommt auf den einzelnen Vertrag an. Am besten genau nachfragen, wie viel Rendite die Riester-Rente bringt. Nur eines hilft nicht: Den Kopf in den Sand stecken. Wie wäre es denn mit Alternativen wie ein Fondssparplan? Einige Aktienfonds bringen es mittel- bis langfristig auf eine Rendite von sieben bis neun Prozent bei maximalem Verlust von unter zehn Prozent bezogen auf drei Jahre. Wer regelmäßig einen kleinen Betrag einzahlt, kommt zudem in den Genuss des Cost-Average-Effekts: Bei fallendem Kurs werden mehr Anteile gekauft, bei steigenden Kurs weniger, das führt dazu, dass die Kursverluste oft sowohl absolut als auch prozentual deutlich geringer sind als bei einer Einmalanlage. Vor jedem Investment unbedingt die Fonds vergleichen, in die investiert werden soll in punkto Kosten und maximalem Verlust.
einfach beitragsfrei stellen und ruhen lassen….Verkaufen ist….wie bei allen Lebensversicherungen höchst selten ratsam und mit größerem Verlust verbunden. Ich würde nur- lieber Herr Achatz, das nicht „nur“ an der Riesterrente festmachen. Es geht um den ganzen Themenblock „Rente“ und „Lebensversicherung“.
[…] dass die SPD die Grundzulage anhebt, obwohl sie einen Satz vorher schreibt, dass „die ‚Riester-Rente‚, die staatlich geförderte private Altersvorsorge, die Erwartungen bei ihrer Einführung im […]
[…] ist nicht gleich Betriebsrentner. Betriebliche Riester-Rentner zahlen seit Anfang des Jahres, als das Betriebsrentenstärkungsgesetz in Kraft trat, keine […]
[…] Abschaffung der Doppelverbeitragung von betrieblichen Riesterrenten wollte die große Koalition dem stillen Tod der Riester-Rente entgegenwirken. Das wird nur so nichts, denn das Produkt ist zu kompliziert, zu unflexibel und zu […]
[…] zieht nicht. Vor allem Riester-Versicherungsverträge werden gemieden, ähnliches gilt für Banksparpläne. Besonders deutlich verloren haben Versicherungsverträge (10,366 Mio.) mit einem Minus von 67.000, […]