Warum Finanzplanung für den Ruhestand wichtig ist

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Demnächst in Rente? Hoffentlich vorgesorgt, ist da nur zu sagen. Denn, den heute 55- bis 64-Jährigen droht eine erschreckende Versorgungslücke im Ruhestand. Deswegen ist Finanzplanung für den Ruhestand so wichtig.

Das Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat in einer Studie herausgefunden, dass wohl mehr als 50 Prozent der derzeit 55- bis 64-Jährigen im Rentenalter eine Versorgungslücke von mehreren Hundert Euro hinnehmen müssen. Selbst, wer betrieblich und privat vorgesorgt hat, könnte in die Versorgungslücke schlittern.

Hier ein paar Gedanke zum Thema Rente und Versorgungslücke. Für die vhs Olching habe ich die Zusammenhänge einmal kompakt analysiert. Leider sieht es wirklich nicht gut aus für künftige Rentner.

Gesetzliche Rente

Rentenniveau:

Ausgewiesen wird das „Rentenniveau netto vor Steuern“, also das Verhältnis der „verfügbaren“ Standardrente zum „verfügbaren“ Durchschnittslohn. Verfügbar heißt: Es werden noch die Abzüge durch Sozialabgaben berücksichtigt, Steuern nicht.

Maßgebend ist das Rentenniveau vor Steuern, das heißt
Standardrente
– Sozialabgaben

Durchschnittsverdienst
– Sozialabgaben
– Aufwand für geförderte private Altersvorsorge
————————————————-
= Sicherungsniveau vor Steuern

Steuern bleiben unberücksichtigt

In Zahlen

Brutto-Durchschnittslohn 2017: 37 103 Euro jährlich / 3091 Euro monatlich

Sicherungsniveau vor Steuern 2017:               48,2 Prozent
Brutto-Rentenniveau 2017:                              44,7 Prozent
Standardrente zum 1.7.2017:                         West            0st
                                                                        1396,35 €     1336,05 €

Versorgungslücke (Standardrentner):

2450,00 Euro Netto-Durchschnittslohne nach Abzug der Sozialabgaben (ohne Steuer)
–         1396,35 Euro (ohne Steuern)
________________

1053,65 Euro das entspricht 43 Prozent

Standardrente:

Die Standardrente ist die monatliche Regelaltersrente eines Versicherten in der allgemeinen Rentenversicherung, der 45 Jahre lang stets ein Entgelt in Höhe des Durchschnittsentgelts aller Versicherten bezogen und somit 45 Entgeltpunkte hat.

Standardrentner:

Der Standard- oder Eckrentner ist eine fiktive Musterperson, eine abstrakte Größe für die Rentenversicherung und wird für die statistische Vergleichbarkeit des allgemeinen Rentenniveaus verwendet. Der Standard- oder Eckrentner hat 45 Jahre lang regelmäßig in die Rentenkasse eingezahlt – und immer durchschnittlich verdient.

Steuerpflicht:

Rentner, die seit 2017 neu Rente bekommen, müssen 74 Prozent ihrer Rente versteuern26 Prozent bleiben unversteuert. 2018 sind es 76 Prozent und 24 Prozent unversteuert. Dieser Anteil steigt für jeden neuen Rentnerjahrgang stufenweise, bis er im Jahr 2040 dann 100 Prozent erreicht. Der steuerfreie Teil der Rente wird im Jahr nach dem Rentenbeginn bestimmt und gilt grundsätzlich für die gesamte Rentenbezugszeit. Regelmäßige Rentenanpassungen unterliegen somit bereits jetzt zu 100 Prozent der nachgelagerten Besteuerung. Der Grundfreibetrag 2017 lag bei 8820 Euro. Der Standardrentner mit seiner Rente von 16 756 Euro müsste als Steuern zahlen, selbst unter Berücksichtigung des steuerfreien Teils.

Tatsächliche Durchschnittsrente:

Der Standardrentner und seine Rente sind nur ein fiktiver Wert. Der Durchschnittsrentner bekommt deutlich weniger, weil er nicht immer durchschnittlich verdient hat, zeitweise arbeitslos war oder Kinder erzogen hat und deswegen nicht eingezahlt hat. Laut Rentenversicherung liegt die Durchschnittsrente 2017 bei:

Alte Bundesländer Neue Bundesländer
Männer 1 078 Euro 1.171 Euro
Frauen 606 Euro 894 Euro

Rentenrechtlicher Brutto-Durchschnittsverdienst:                 3091 Euro
tatsächliche Durchschnittsrente:                                           1078 Euro (Männer/West)

_______________________________________________________________

Quellen:

https://www.seniorenbedarf.info/rentenberechnung
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/cae/servlet/contentblob/238692/publicationFile/61815/01_rv_in_zahlen_2013.pdf
https://www.auswandern-handbuch.de/durchschnittsrente-deutschland/
https://www.rentenreform-alternative.de/rentenniveau.htm
http://www.portal-sozialpolitik.de/rente/neuberechnung-rentenniveau#FN2
http://www.portal-sozialpolitik.de/rente/fuer-eine-rente-mit-niveau
https://www.boeckler.de/14_115694.htm

Betriebsrente

Fünf Durchführungswege

Betriebsrente ist nicht gleich Betriebsrente. Es gibt fünf Wege:

  • Direktversicherung
  • Pensionskasse
  • Pensionsfonds
  • Direktzusage/Pensionszusage
  • Unterstützungskasse

Warum Finanzplanung so wichtig ist

Den Weg wählt der Arbeitgeber. Wenn der Arbeitgeber eine riesterförderfähige Betriebsrente anbietet, darf er auch das. Wer eine Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds hat, muss in der Auszahlphase den doppelten Krankenkassenbeitrag zahlen – einschließlich Zusatzbeitrag und Pflegeversicherung macht das mehr als 18 Prozent aus.

Gut dran ist, wer eine Pensionszusage hat, denn dann hat der Arbeitgeber alles gezahlt. Wen sich Arbeitgeber gar nichts oder nur wenig zur Entgeltumwandlung zuzahlt, lohnt sich eine Betriebsrente in den seltensten Fällen wegen der Doppelverbeitragung.

Beitragsfreiheit

Jährlich sind bis zu acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze (West) der Rentenversicherung (2018 = 6 240 Euro) steuerfrei.
– Bei Altverträgen (bis 31. Dezember 2004 abgeschlossen) gilt: Die Beiträge werden pauschal versteuert; sie sind auf die steuerfreien Höchstbeiträge anzurechnen.
– Zudem sind Beiträge bis zur Höhe von vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze (West) der Rentenversicherung (2018 = 3 120 Euro) beitragsfrei in der Sozialversicherung

Riester-Rente

Seit 1. Januar 2018 gibt es
– 175 Euro Grundzulage, falls mindestens vier Prozent des Gehalts (maximal 2100) jährlich in seinen Riester-Vertrag einzahlt,
– 300 Euro pro Jahr für nach 2007 geborene Kinder
– 185 Euro pro Jahr für ältere Kinder
– Eigenbeträge können steuerlich geltend gemacht werden
– in der Auszahlphase ist die Riester-Rente krankenversicherungsfrei
– die Riester-Rente wird nur noch bedingt auf die Grundsicherung angerechnet

https://www.deutsche-rentenversicherung.de/cae/servlet/contentblob/232708/publicationFile/42930/betriebliche_altersversorgung.pdf
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Steuern/Weitere_Steuerthemen/Altersvorsorge/2017-08-21-Riester-Rente-wird-noch-attraktiver.html
https://www.finanztip.de/riester/

Versorgungslücke ausgleichen

Trotz Betriebsrente bleibt eine Versorgungslücke. Den Versicherten fehlen einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge im Schnitt 700 Euro, wenn sie jetzt in den Ruhestand gingen. Besonders schlecht sieht es für diejenige aus, die nur eine gesetzliche Rente bekommen. Annähernd 70 Prozent von ihnen müsste sich drastisch beim Konsum einschränken. Beamte haben dagegen kaum Probleme.

Wie lässt sich die Versorgungslücke schließen?

Schlechte Lösungen sind:
– Tagesgeld (0,03 Prozent)
– Festgeld (12 Monate 0,2 Prozent)
– Sparbuch (0,02 Prozent)
– Bundesanleihen (10 Jahre 0,4 Prozent)

Die Inflation liegt bei 2,0 Prozent (August 2018). Das heißt, wer sich für die schlechte Lösung entscheidet, verliert pro Jahr zwischen 1,6 bis 1,98 Prozent.

Gute Lösungen sind:
Immobilien
Aktien
gesetzliche Rentenversicherung

Immobilien

Nachteil bei Immobilien: der Eigenanteil und die hohen Preise. Gerade in den Schwarmstädten stiegen die Preise in den vergangenen fünf Jahren um fünf bis sieben Prozent.

Was kosten Immobilien?
– Eigentumswohnungen:   4014 Euro/qm (bundesweiter Durchschnitt)
– Reihenhäuser:            373 754 Euro (bundesweiter Durchschnitt)
Wobei das bundesweite Durchschnittswerte sind. In Ballungsgebieten wie München liegen die Quadratmeterpreise bei 6000 bis 7000 Euro. Ein 80 Quadratmeter große Wohnung kostet locker annähernd eine halbe Million. Je mehr Eigenkapital ein Käufer mitbringt, desto niedriger sein Kreditbedarf und natürlich auch der Zinssatz, den er zahlen muss. Allerdings, eine Immobilie macht immobil – und der Käufer geht eine langfristige Verpflichtung ein. Wehe, wenn etwas dazwischen kommt wie Krankheit, Tod, Scheidung, Arbeitsplatzverlust – oder höhere Zinsen.

Vorteil: Schutz vor Kündigung, Sicherheit im Alter, keine Miete mehr, Inflationsschutz

Aktien

Aktien sind in Deutschland schlecht angesehen und werden teilweise geradezu verteufelt. Wer aber viel Zeit – 20 Jahre und länger – hat, sollte unbedingt Aktien kaufen. Wer beispielsweise 1997 einen Indexfonds auf den MDax gekauft hätte, hätte aus rund 3000 Euro binnen 20 Jahren 26 000 Euro gemacht – das entspricht einer jährlichen Rendite von sage-und-schreibe 22 Prozent, trotz zwei Börsencrashs. Nach der Finanzkrise 2007 brauchte der MDax fünf Jahre bis zum Vor-Krisenstand.

Nachteil: schwankungsanfällig

Vorteil: langfristige Rendite über Inflationsrate, jederzeit verfügbar

Gesetzliche Rentenversicherung

Es klingt vielleicht komisch, aber wer derzeit in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, schafft mit seinen Einzahlungen in die Rentenkasse laut „Finanztip“ eine Rendite von rund drei Prozent. Angesichts anderer Alternativen gar keine schlechte Lösung.

Quellen:

https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.597903.de/18-37-3.pdf
https://www.finanztip.de/gesetzliche-rentenversicherung/freiwillige-rentenversicherung/
https://www.finanztip.de/gesetzliche-rentenversicherung/freiwillige-rentenversicherung/

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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Gute Zusammenfassung, Herr Achatz ! Danke !! Ich habe diese auch auf meiner Homepage Fair-Makler.com verlinkt, wenn es Ihnen recht ist ? Grüße Eberhard Stopp

    Antworten
    • Helmut Achatz
      14. September 2018 08:36

      Danke. Ja, die Zusammenfassung können Sie gern verlinken. Ich habe das für den Tag der offenen Tür der vhs Olching gemacht. Je mehr das wissen, desto besser.

      Antworten
  • Ein sehr schön geschriebener und informativer Artikel.
    Immobilien können eine sehr gute Altersvorsorge sein, aber genauso auch im Alter zur Last werden.
    So geht es vielen unserer Kunden, die Ihre Immobilie verkaufen und zur Miete darin wohnen bleiben um weniger Last zu haben.

    Antworten

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Helmut Achatz

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