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Rentnern in den Nachbarländern geht’s meist besser als deutschen – ablesbar am Rentenniveau. Deutsche Rentenpolitiker können sich eine Scheibe von Österreichern, Niederländern und Schweden abschneiden.
„Das deutsche Rentenniveau ist eines der höchsten in der Welt …“, behauptete das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in einem Tweet bei Twitter an @RenateApfeltha2 und @SZ.
Das Bundeswirtschaftsministerium glaubt, deutschen Rentnerinnen und Rentner geht’s gut. Das Bundeswirtschaftsministerium würde das so heute auch nicht wieder behaupten, nach dem damals ein Shitstorm ausgebrochen war und das Ministerium für die Fakenews entschuldigen musste.
Deutschland weit abgeschlagen
Was so nicht stimmt – das Gegenteil ist der Fall, wie die Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belegen: Der OECD-Bericht „Pension at a Glance“ von 2021 schlüsselt die sogenannte Nettolohnersatzquote (in englisch: Net Pension Replacement Rates) für verschiedene Ländern auf – und da landet Deutschland im unteren Drittel. Die Nettolohnersatzquote drückt das Verhältnis der Einkünfte in der Rente zum letzten Netto-Gehalt aus.
Deutschland bei Rente im letzten Drittel. Die Zahlen stammen zwar aus dem OECD-Bericht von 2021, aber seit dem hat sich die Datenlage kaum geändert. Quelle: OECD
Rentenniveau bei 52,9 Prozent
Den meisten deutschen Rentnerinnen und Rentner bleibt in Rente gerade die Hälfte dessen, was sie im Berufsleben zuletzt verdienten. Franzosen und Französinnen, Spanier und Spanierinnen, Italiener und Italienerinnen, Niederländer und Niederländerinnen sowie Österreicher und Österreicherinnen stehen weit besser da. Ein Normalverdiener kommt laut OECD-Bericht in Deutschland gerade einmal auf eine Nettolohnersatzquote von 52,9 Prozent – andere bekommen deutlich mehr:
- Portugiesen 90,3 Prozent,
- Niederländer 89,2 Prozent,
- Luxemburger 88,7 Prozent
- Österreicher 87,1 Prozent,
- Dänen 84,0 Prozent,
- Griechen 83,6 Prozent,
- Italiener 81,7 Prozent,
- Spanier 80,3 Prozent,
- Franzosen 74,4 Prozent,
- Finnen 63,2 Prozent,
- Belgier 61,9 Prozent
- OECD-Durchschnitt 62,4 Prozent
Das heißt, Deutschland liegt mit 52,9 Prozent Nettolohnersatzquote deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Was allerdings nur die halbe Wahrheit ist, denn in dieser Prozentzahl ist die vorausgesetzte Riester-Rente bereits eingerechnet ist. Allerdings haben nur 16 Millionen eine Riester-Rente abgeschlossen haben, wovon viele schon lange nicht mehr bespart werden. Riester herausgerechnet bedeutet, die tatsächliche Nettolohnersatzquote liegt unter 50 Prozent.
Die Behauptung des Wirtschaftsministeriums hält dem Faktencheck nicht stand. Das Rentenniveau hierzulande liegt deutlich unterhalb des internationalen Durchschnitts. Eine Rentnerin oder ein Rentner bekommt gerade einmal die Hälfte dessen, was sie oder er im Berufsleben verdient. Wobei die Situation für Rentnerinnen generell noch schlechter ist als für den Durchschnittsrentner.
Nur 1060 Euro Rente im Schnitt
Prozentzahlen sind das eine, tatsächlich ausgezahlte Renten das andere: Die durchschnittlich tatsächlich ausgezahlte Altersrente lag 2024 laut Deutscher Rentenversicherung bei 1060 Euro. Diese Zahl berücksichtigt alle Rentenarten und ist ein Mittelwert über alle Rentnerinnen und Rentner hinweg.
Wenn man nur die Altersrenten betrachtet, also Renten, die wegen Erreichens des Rentenalters gezahlt werden, lag der Durchschnitt bei etwa 1.280 Euro monatlich.
Weitere Details:
- Männer erhielten im Durchschnitt etwa 1.347 Euro netto monatlich.
- Frauen bekamen deutlich weniger, nämlich etwa 907 Euro netto.
- Die Standardrente (auch Eckrente genannt), die eine Person mit 45 Beitragsjahren und durchschnittlichem Einkommen theoretisch erhält, lag 2024 bei 1.769 Euro brutto (etwa 1.565 Euro netto).
Diese Zahlen zeigen, dass die tatsächlichen Renten oft deutlich unter der theoretischen Standardrente liegen – insbesondere bei Frauen und Personen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien.
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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Die deutsche Politik ist unfaehig und inkompetent. Beamte bekommen 70% ihrer letzten Bezuege. Da waere es wohl zwingend erforderlich dass auch Rentner mindestens 70% ihrer letzten Bezuege bekommen wuerden. Das gebietet eigentlich schon das Grundgesetz welches Gleichbehandlung verspricht. Selbst 70% der letzten durchschnittlichen Bezuege waehrend der Berufstaetigkeit wuerde Deutschland nicht zum Spitzenreiter bei der Altersversorgung machen. Es ist nicht uberraschend dass Italien und Griechenland ihre Rentner besser versorgen als Deutschland.Es ist auch nicht neu wenn von deutschen Politikern behauptet wird Italien und Griechenland stehen am Rande des Ruins. Daher ist es wohl sinnvoll sich ein Land zum Vorbild zu nehmen dessen Wirtschaft nicht vor dem Untergang steht. Hier bietet sich Oesterreich an. Mit 87% der letzten Bezuege ist es Vorbild fuer Deutschland und Bayern zugleich. Also lieber Konig Markus von Bavaria jetzt ist es Zeit im Bundesrat aktiv zu werden. Deutsche Rentner sollten keinen niedrigeren Stellenwert haben als die Ruhestandler in der Alpenrepublik Oesterreich.