Rente mit 63 vor dem Aus?

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Einigen Politikern ist die Rente mit 63 ein Dorn im Auge. Sie wollen die Rente mit 63 am liebsten abschaffen. Das ist nicht das erste Mal, denn schon im November 2017 war ein Aus im GesprÀch.

Die Diskussion um die Abschafftung der „Rente mit 63“ gibt es nun schon seit Jahren. Der Freiburger Ökonom Bernd RaffelhĂŒschen bohrt schon seit Jahren und plĂ€diert regelmĂ€ĂŸig dafĂŒr, die Rente mit 63 abzuschaffen, wie im „Versicherungsbote“ berichtete. RentenanwĂ€rter sollten sich schon mal darauf einstellen, dass dieses Gesetz ĂŒber kurz oder lang geĂ€ndert wird. Dann ist es vorbei mit „Rente ab 63“. JĂŒngst ist auch Finanzminister Christian Lindner in die Diskussion eingestiegen. „Warum setzen wir nicht Anreize, damit Menschen lĂ€nger arbeiten wollen – statt die Rente mit 63 zu finanzieren?“, fragte der FDP-Chef. Die Rente mit 63 sei eine „StilllegungsprĂ€mie fĂŒr qualifizierte BeschĂ€ftigte“, wird er vom „Spiegel“ zitiert.

Statt ĂŒber eine ErwerbstĂ€tigenrente nachzudenken, wollen Politiker und vermeintliche Experten wie RaffelhĂŒschen & Co, die gesetzliche Rente verschlechtern. Die Österreicher haben die ErwerbstĂ€tigenrente schon vor vielen Jahren eingefĂŒhrt und fahren ganz gut damit: In Österreich ist das Rentenniveau von allen deutlich höher als in Deutschland.

Rente mit 63 beliebt

Die RealitĂ€t sieht jedoch ganz anders aus: Die Rente mit 63 ist ĂŒberaus beliebt – und sie wird immer beliebter, wie „Bild“ schreibt: „2021 wurden 254 337 neue AntrĂ€ge auf die abschlagsfreie Rente nach 45 Arbeitsjahren bewilligt. Das sind laut „Bild“ zwar 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Aber, seit 2015 – dem ersten kompletten Jahr nach der EinfĂŒhrung der Rente mit 63 im Juli 2014 – haben insgesamt schon 1,74 Millionen Versicherte davon Gebrauch gemacht. Das sind 340.000 mehr, als von der Bundesregierung ursprĂŒnglich kalkuliert.

Rente mit 63

Rente mit 63 – Wann wer mit 63 Jahren in Rente gehen kann. Quelle: Bundesministerium fĂŒr Arbeit und Soziales

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Was heißt „Rente mit 63“?

Worum geht es? Als die Regelaltersgrenze zum 1. Januar 2012 stufenweise angehoben wurde, hat sich die SPD damals gedacht, sie mĂŒsste den hart arbeitenden BeschĂ€ftigten ein Bonbon als Ausgleich bieten – und fĂŒhrte fĂŒr diese Klientel, sprich die besonders langjĂ€hrig Versicherte, eine neue Altersrente ein: die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren. Festgezurrt wurde das im Sozialgesetzbuch VI (SGB) §236b.

Seit wann gilt das Gesetz?

Seit dem 1. Juli 2014 können besonders langjĂ€hrig Versicherte schon ab 63 Jahren ohne AbzĂŒge in Rente gehen. Allerdings gilt das nur fĂŒr eben diese Gruppe, wenn sie vor dem 1. Januar 1953 geboren wurden. FĂŒr spĂ€ter Geborene erhöht sich diese Marke stufenweise auf 65 Jahre. Wer 1953 geboren ist, kann erst mit 63 plus zwei Monate gehen, der 1954 Geborene erst mit 63 plus vier Monate 


Und fĂŒr wen gilt die „Rente mit 63“? FĂŒr Akademiker schon mal nicht oder nur in absoluten AusnahmefĂ€llen, denn sie kommen nicht auf 45 Beitragsjahre, weil das Studium – in der Regel mindestens acht Semester oder vier Jahre – nicht mitgezĂ€hlt wird.

Dazu zÀhlen der Deutschen Rentenversicherung zufolge:

  • Zeiten mit den PflichtbeitrĂ€gen aus der BeschĂ€ftigung
  • bei geringfĂŒgiger, nicht versicherungspflichtiger BeschĂ€ftigung (anteilige BerĂŒcksichtigung)
  • PflichtbeitrĂ€ge aus selbststĂ€ndiger TĂ€tigkeit
  • Zeiten mit freiwilligen BeitrĂ€gen, wenn mindestens 18 Jahre PflichtbeitrĂ€gen aus einer BeschĂ€ftigung (auch selbststĂ€ndig) gezahlt wurden
  • Zeiten der Wehr- und Zivildienstpflicht
  • Zeiten der nicht erwerbsmĂ€ĂŸigen Pflege von Angehörigen
  • Zeiten der Kindererziehung bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes
  • Zeiten, in denen Arbeits- und Teilarbeitslosengeld, Leistungen bei Krankheit oder Übergangsgeld bezogen wurden
  • Zeiten des Bezugs von Leistungen bei beruflicher Weiterbildung
  • Zeiten des Bezugs von Insolvenzgeld und Konkursausfallgeld

Was zÀhlt nicht dazu?

  • Schulzeiten, das gilt vor allem fĂŒr Fachhoch- und Hochschule
  • Zeiten der Arbeitslosigkeit (Arbeitslosengeld II)

„Rente mit 63“ mit AbschlĂ€gen

Wer keine 45 Beitragsjahren zusammen bringt, kann auch mit 63 Jahren in Rente gehen, wenn er mindestens 35 Beitragsjahre vorweisen. Allerdings muss ein solcher langjÀhrig Versicherter AbschlÀge in Kauf nehmen.

Wer davor in Rente gehen möchte, muss eigentlich hohe AbschlĂ€ge in Kauf nehmen, wie „T-Online“ schreibt. Doch die Rente mit 63 stelle dabei eine Ausnahme dar. Haben Arbeitnehmer mindestens 45 Jahre BeitrĂ€ge in die Rentenkasse eingezahlt, fallen die AbschlĂ€ge weg. Daher rĂŒhrt auch der offizielle Name der Rente mit 63: „Rente fĂŒr langjĂ€hrige Versicherte“. Mehr zur Rente mit 63 und wie Sie sie beantragen erfahren Sie hier.

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15 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • […] – und vermutlich auch Bestandsrentner – werden ihren GĂŒrtel enger schnallen mĂŒssen. Das Renteneintrittsalter wird aller ĂŒber kurz oder lang von 67 auf 69 angehoben. Politiker und ihre Experten loten bereits die Lage […]

    Antworten
  • Holger Pichel
    29. Mai 2021 13:08

    Wenn alle Beamten in die Rentenkasse einzahlen und die Vermögenssteuer wieder eingefĂŒhrt wird dann können wir sogar das Rentenalter wieder auf 60 Jahre senken.Die Rentenaltererhöhung bekommen wir auch noch von denjenigen vorgekaut die nie einen Finger krumm gemacht haben oder praktisch in den Wohlstand hinein geboren sind.Aber was soll auch von einer Politik zu erwarten sein die nur von Juristen und Gelehrten gemacht wird und der einfache Mann dort keine Chance hat.Armes Reiches Deutschland.

    Antworten
  • M.Schneider
    10. Juli 2021 06:39

    Finde es unmöglich, denn wer 45 Jahre gearbeitet hat, soll such dafĂŒr seine Rente bekommen und zwar ohne Abschlag, in Itslien können die Frauen schon mit 56 Jahren in Rente gehen

    Antworten
    • Erika arwanits
      22. Juni 2022 14:53

      Ich bin jetzt 63 habe 45 Jahre gearbeitet und die lezten 2Jahre sind mir sehr schwergefallen.Aber in 6Monaten gehe ich in Rente, dann habe ich es geschafft.Die Politiker sollten wirklich mal vernĂŒnftig nachdenken und die Beamten zur Kasse bitten.

      Antworten
  • Dieter Weidmann
    26. August 2021 11:26

    AllmÀhlich habe ich von diesen Politikern, die sich ihre DiÀten erhöhen wie es ihnen Gerade in den Kragen passt und uns das Geld nur so aus der Tasche ziehen die Schnauze voll. Erst ziehen sie uns Steuern ab , das es nur so kracht und jetzt gehen sie auch noch an unser Altersgeld.
    Wer hat den die ganzen Jahre fĂŒr all das Verschleudern von Steuergeldern bezahlt.
    Bestimmt nich unsere sogenanten Volkvertreter. Da kann Ich nur noch mĂŒde lĂ€cheln. Finger weg von Unserer Rente .
    Mehr soziale Gerechtigkeit.
    Es mĂŒssen alle in die Kassen zahlen, nicht immer nur die kleinen!!!

    Antworten
  • Antje Enderling
    27. September 2021 22:20

    Der Artikel enthÀlt 2 zumindest tlw. falsche Aussagen. Die 2-Monatsschritte gelten erst ab dem Geburtsjahrgang 1957. Dass Akademiker nicht unter diese Regelung fallen, trifft nicht ausnahmslos zu.
    Ich habe einen Fachschulabschluss in der DDR gemacht, der spĂ€ter als Dipl-Ing FH anerkannt wurde. Das Studium ĂŒber 6 Semester schloss sich an eine 2-jĂ€hrige Berufsausbildung mit Facharbeiterabschluss an, wĂ€hrend der ich SozialbeitrĂ€ge fĂŒr die Rente entrichtet habe. SpĂ€ter habe ich 3 Kinder bekommen, fĂŒr die sogenannte Anrechnungszeiten angerechnet werden. Damit kann auch ich den vorzeitigen Renteneintritt fĂŒr besonders langjĂ€hrig Versicherte n Anspruch nehmen. Das wurde durch den Abgleich meines Rentenkontos bestĂ€tigt.

    Antworten
    • Helmut Achatz
      28. September 2021 05:25

      Vielen Dank fĂŒr die Antwort. Ihr Fall ist natĂŒrlich sehr speziell, Sie sind in punkto „Akademiker“ die ganz große Ausnahme. Dazu kommen noch die Zurechnungszeiten fĂŒr die Kinder. Ich nehme an, in 99,9 Prozent der FĂ€lle haben Akademiker keine Chance, als besonders langjĂ€hrig Versicherte die „Rente mit 63“ in Anspruch zu nehmen. Ich freue mich fĂŒr Sie, dass es bei Ihnen geklappt hat.

      Antworten
  • Pichel . Schneider . Weidmann . Ihr habt ja so recht. Was können wir tun um nicht weiter verarscht zu werden. In meinem Umfeld sind schon einige zwischen 50 und 60 abgetreten. Von wegen wir werden jetzt alle Ă€lter. Mich macht es stinksauer das nur das Lebensalter zĂ€hlt. Wieviel Lebenszeit man fĂŒr die Arbeit aufwendet fĂ€llt nicht ins Gewicht. Mit 17 . Lehre . einsteigen oder mit 30 . Akademiker . Auch wie anstrengend oder gefĂ€hrlich der Job war . Völlig wurscht. RentenkĂŒrzung droht uns Normalos weil die Regierenden weder ĂŒber den Tellerrand noch zu den Nachbarn schauen und die Rentenproblematik genauso wie den Klimawandel einfach bequem ignoriert haben. Nur noch zum Heulen.

    Antworten
  • Uta Langbein
    29. April 2022 15:40

    Das Lebensalter hat nichts mit der LeistungsfĂ€higkeit zu tun. Ab 60 nimmt die LeistungsfĂ€higkeit in den vor körperlich oder Pflegeberufen sehr schnell ab. Es gibt aber keine Möglichkeit, einen „Schonplatz “ in Vollzeit zu erhalten. Entweder ich schaffe 100% oder bin raus. Außerdem sind Ă€ltere Arbeitnehmer zu teuer fĂŒr die Unternehmer.
    Das Renteneintrittsalter ist mit 65 Jahren realistisch und sollte auf keinen Fall erhöht werden. Wer mit 63 in Rente geht macht das in der Regel, weil er seine Grenze der LeistungsfĂ€higkeit erreicht hat und sollte nicht auch noch bestraft werden mit AnzĂŒgen. Es muss eine andere Regelung fĂŒr die Rente geben ohne Gleichmacherei. Der Beruf muss in Zukunft das Renteneintrittsalter bestimmen.

    Antworten
  • Gabriele Karolewski
    1. Mai 2022 12:02

    Ich kann nicht mehr, bin jetzt 65 Jahre und habe nach 2,5 Jahre wieder nach zwei HĂŒfte O. P. s‘ angefangen zu arbeiten auf einer Demenz Station, da mein Mann jetzt schwer erkrankt ist an Krebs bleibt mir nichts’anderes ĂŒbrig!? was kann ich tunđŸ˜«đŸ˜”

    Antworten
  • Guten Morgen. Ich bin letztes Jahr nach fast 45 Arbeitsjahren mit 63 in Rente gegangen. 3 Kinder habe ich weitgehendste alleine großgezogen, die jetzt alle fleißig arbeiten und in die Rentenkasse einzahlen.Kann jedem nur empfehlen, frĂŒhestmöglich in Rente zu gehen, solange es mit 63 noch geht.Ich genieße mein Rentnerdasein bei voller Gesundheit.

    Antworten
  • Helmut Achatz
    25. MĂ€rz 2023 12:44

    Das freut mich. Ich hab’s genauso gemacht 😉

    Antworten
  • […] in Höhe von fĂŒnf Prozent gerechnet (2022: 4,5 Prozent). Der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd RaffelhĂŒschen schĂ€tzt in „Bild“, dass die „Rentner 2024 ein Plus von mindestens 5,5 bis sechs […]

    Antworten
  • […] bei der Rente vor. „Prinzipiell sind Einsparungen bei den Renten möglich; zum Beispiel die Rente ab 63 oder die MĂŒtterrente könnte man zur Disposition stellen – und bei der Anpassung von […]

    Antworten

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