Warum Altersarmut weiblich ist

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Warum Altersarmut weiblich ist? Weil vor allem Frauen Kinder großziehen, Lücken in ihrer Erwerbsbiografie haben und in schlecht bezahlten Berufen arbeiten. In München kommen dazu noch hohe Lebenshaltungskosten, was ihre Lage verschlimmert. Deswegen hat sich das „Münchner Bündnis gegen Frauenaltersarmut“ zusammengetan.

„In München gibt es 60 000 arme Frauen“, weiß Wilhelm Kling, Vorsitzender des Seniorenausschusses München. Vermutlich sind es noch wesentlich mehr, denn viele arme Frauen schämen sich, zum Amt zu gehen. Sie empfinden es entwürdigend, um Hilfe zu betteln, die doch ihr gutes Recht ist.

Warum Altersarmut weiblich ist

Das so viele Frauen im Alter arm sind, ist kein Wunder, denn die Durchschnittsrente von Frauen in München, die nach 2013 in Rente gingen, liegt laut Armutsbericht der Stadt München bei 685 Euro. Sie spüren bereits das sinkenden Rentenniveau, denn Frauen, die vor 2013 in Rente gingen, verfügen im Schnitt „noch“ über eine Durchschnittsrente von 693 Euro. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern kommt zwar auf durchschnittlich 736 Euro, was aber nur marginal darüber liegt.

Es dürfte jedem klar sein, dass eine Münchner Durchschnittsrentnerin in der bayerischen Landeshauptstadt davon nicht leben kann. Der Grundfreibetrag liegt ja schon bei 735 Euro (Jahres-Grundfreibtrag 2017: 8820 Euro, 2018: 9000 Euro). Die Armutsgefährdungsgrenze wird mit 1350 Euro angesetzt. Die Grundsicherung im Alter liegt in München bei 1000 Euro – 610 Euro Kaltmiete, plus Regelsatz, plus 20 Euro für eine Person.

Bündnis gegen Frauenaltersarmut

Das neu gegründete Bündnis gegen Frauenaltersarmut hat eine gewaltige Aufgabe vor sich, die Öffentlichkeit auf dieses Problem hinzustoßen, dass es bei allen ins Bewusstsein sickert, denn das Problem wird eher größer als kleiner. Zu den Unterstützerinnen dieses Bündnis gehören „Der Paritätische“, der VdK, die katholische Arbeitnehmer-Bewegung, der DGB München, der Stadtbund Münchner Frauenverbände, der Deutsche Evangelische Frauenbund, der Verband alleinerziehender Mütter und Väter und Verdi Frauen München zusammengeschlossen.

Gemeinsam wollen sie Druck auf Politiker in Stadt, Land und Bund ausüben. „Es ist verheerend, was wir seit vielen Jahren erleben“, prangert die Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Oberbayern, Karin Majewski, an. „Die Politik tut nichts, was greift“, klagt sie an.

In München verzweifeln Rentnerinnen

Viele Rentnerinnen in München sind der Verzweiflung nahe, weil ihre Rente schon für die Miete kaum reicht – und wovon sollen sie dann noch leben. Die Stadt München bietet zwar Sozialwohnungen an, aber viel zu wenig. Manchen bleibt gar nichts anderes übrig, als aus der teuren Stadt wegzuziehen, was natürlich eine persönliche Katastrophe ist, schließlich haben sie hier ihr soziales Netz und fangen anderswo von vorne an – im hohen Alter ein Problem. Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat deswegen das Projekt „Raum-Teilerinnen“ aufgelegt – eine Hilfe für ältere Frauen, Wohngemeinschaften zu bilden.

Negativzins trifft auch Rentnerinnen

Ob es dem Bündnis gelingt, das Bewusstsein der Frauen für Altersarmut zu schärfen? Zu wünschen wäre es. Sie haben viele guten Ideen. So hat die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung beispielsweise das Cappuccino-Modell entwickelt – ein Drei-Schichtenmodell: Sockelrente, Erwerbstätigenversicherung, betriebliche und private Altersvorsorge. Bei vielen Rahmenbedingungen wie der Rentenpolitik oder steigenden Mieten werden sie wohl kaum etwas ändern, das kann nur eine andere Politik schaffen. So treibt die Negativzinspolitik nicht nur die Immobilienpreise und damit die Mieten in die Höhe, sondern entwertet auch die betriebliche und private Altersvorsorge. Die gesetzliche Rentenversicherung muss beispielsweise sogar Strafzinsen auf ihre Rücklagen zahlen. Der demografische Wandel verändert das Verhältnis zwischen Rentenzahlern und -empfängern. Das Bündnis stößt die Diskussion, die aber im größeren gesellschaftlichen Rahmen diskutiert werden müssten.

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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