Rente nach dem Vorbild Österreichs

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Österreicher bekommen im Schnitt 80 Prozent mehr Rente als Deutsche. Was machen die Österreicher besser? Warum nehmen wir uns nicht Österreich zum Vorbild?

„Ja, seid’s deppert?“, bricht’s aus den Österreichern heraus, wenn Deutsche von ihrer Rente erzählen. Österreicher können nicht verstehen, wie wir hierzulande mit der nach ihrer Ansicht Mini-Rente auskommen. Sahra Wagenknecht kann ebenfalls nicht verstehen, warum wir Deutschen nicht von den Österreichern lernen wollen – und fordert für Deutschland eine Rente nach dem Vorbild Österreichs. Offensichtlich kommen ihre Forderungen gut an, wie die jüngsten Landtagswahlen bewiesen. Bundeskanzler Olaf Scholz stellt sich aber quer. Er will an dem jetzigen System nichts ändern und dafür lieber die Sozialabgaben erhöhen.

Wagenknecht fordert Rente für alle

Die nach ihr benannte „Gruppe BSW“ (ehemals Bündnis Sahra Wagenknecht) hat einen Antrag (20/10735)  Bundestag eingebracht. Darin fordert sie die Bundesregierung auf, „einen Gesetzentwurf vorzulegen, der eine Rentenreform einleitet, die sich am österreichischen Rentenmodell orientiert; insbesondere eine Rentenkasse für alle Erwerbstätigen einführt – inklusive Selbstständige, Freiberufler, Beamte und Bundestagsabgeordnete – sowie eine Anhebung des Rentenniveaus auf lebensstandardsichernde 53 Prozent umsetzt“.

Beispiel Österreichs in puncto Rente

In Österreich führte eine Rentenreform dazu, dass Rentnerinnen und Rentner nach 45 Beitragsjahren 80 Prozent ihres Lebenseinkommens erhalten (Bruttorentenniveau) – deutlich mehr als Rentnerinnen und Rentner in Deutschland erhalten. Möglich ist das nur, weil es in Österreich eine Rentenkasse für alle Erwerbstätigen gebe, in die auch Beamte, Selbstständige und Parlamentsabgeordnete einzahlen.

Die Abgeordneten der BSW verlangen von der Bundesregierung, unverzüglich alle Planungen einzustellen, mit einem Teil der gesetzlichen Rente am Aktienmarkt in Form eines Altersvorsorgedepots zu spekulieren. In Österreich heißt die Rente ja auch Pension – und vergleichbar den Beamtenpensionen hierzulande. Davon können deutsche Rentnerinnen und Rentner nur träumen.

Österreicher bekommen deutlich mehr

Ein männlicher Neurentner kommt in Österreich laut „Münchner Merkur“ auf 2174 Euro, ein deutscher Neurentner kommt im Schnitt dem Deutschen Institut für Wirtschaftsförderung (DIW) zufolge nur auf 1199 Euro – 80 Prozent weniger als in Österreich. Übrigens, die Österreicher bekommen 14 Auszahlungen.

Wie machen das die Österreicher? Das geht nur, weil in Österreich alle einzahlen und die Arbeitgeber mehr zuschießen. Die Unterscheidung hierzulande zwischen Rente und Pension ist ungerecht, aber für eine Änderung, sprich eine Erwerbstätigenrente – oder Pension – gibt es keine politische Mehrheit.

Altersarmut kein Thema

Österreich hat seit 2005 eine Rentenversicherung für alle, mit der Folge, dass Altersarmut kein Thema ist. Davon könnten wir uns in Deutschland eine Scheibe abschneiden. Die Forderung nach einer Reform des deutschen Rentensystems nach dem Muster Österreichs wird immer lauter.

Deutschland und Österreich sind nicht vergleichbar, oder doch? Ein Vergleich ist zulässig, denn die Lebensverhältnisse in beiden Ländern sind ähnlich. Trotzdem seien die beiden Länder bei den Reformen ihrer Rentensysteme unterschiedliche Wege gegangen. So zahlen Österreicher auch höhere Beiträge für die gesetzliche Rente. Wenn Deutschland jedoch das Rentenpaket II einführt, drohen den Jüngeren in Deutschland ähnlich hohe Beiträge wie in Österreich, nur mit dem Unterschied, dass sie deswegen keine höheren Renten bekommen. Österreich setzt, anders als Deutschland, weiterhin weitgehend auf die umlagefinanzierte gesetzliche Rente (GRV), während in Deutschland das Rentenniveau systematisch abgeschmolzen wird. In Österreich sind auch Selbstständigen und Beamte in das Rentensystem einbezogen worden.

So sieht das System in Österreich aus:

  • Beitragssatz in Österreich ist 22,8 Prozent, in Deutschland 18,6 Prozent.
  • Arbeitgeber zahlen 12,55 Prozent, Angestellte 10,25 Prozent, in Deutschland AG und AN die Hälfte (9,3).
  • Das Rentenniveau ist in Österreich höher.
  • Auch Selbstständige und Verbeamtete leisten Beiträge.

Selbstständige müssen den gesamten Beitragssatz von 22,8 Prozent selbst tragen. Die Höhe der Beiträge ist begrenzt durch die Höchstbeitragsgrundlage. Diese liegt im Jahr 2024 bei 6060 Euro pro Monat. Das bedeutet, dass Sie nur auf Ihre Einkünfte bis zu dieser Höhe Beiträge zur Rentenversicherung zahlen müssen.

Höheres Rentenniveau in Österreich

Österreicher dürfen sich den Experten der Hans-Böckler-Stiftung zufolge über ein Rentenniveau von 78,1 Prozent (brutto, vor Steuern und Sozialabgaben) und 91,6 Prozent (netto) freuen; in Deutschland ist das Rentenniveau der gesetzlichen Renten mit 48 Prozent weitaus niedriger.

Riester kann nicht alles ausgleichen

Jetzt der entscheidende Satz: Der große Rückstand der Deutschen lasse sich durch private Zusatzvorsorge selbst unter den aus Sicht der Forscher zu optimistischen Annahmen der OECD nur zur Hälfte ausgleichen. Auch was die Rentenanpassung betrifft, sind die Österreicher besser dran: Während die österreichische GRV einen jährlichen Inflationsausgleich vorsehe, koppele die deutsche GRV die Rentenentwicklung an das Wachstum der Löhne, allerdings gedämpft unter anderem durch den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor.

Höhere Beitragssätze in Österreich

Die Österreicher müssen vordergründig für ihre Rente tiefer in die Tasche greifen: Der Beitragssatz liege in der Alpenrepublik seit 1988 unverändert bei 22,8 Prozent, in Deutschland sind es 18,6 Prozent. Wer jedoch ein bisschen mehr will, als das, was ihm die GRV gönnt, muss riestern. Die vier Prozent für die Riester-Vorsorge hinzugerechnet, unterscheiden sich die Beitragssätze in beiden Ländern kaum noch. Dazu kommt der Studie zufolge, dass die österreichischen Arbeitgeber einen höheren Anteil am Rentenbeitrag tragen als die Beschäftigten (12,55 Prozent versus 10,25 Prozent), während es in Deutschland 50:50 ist.

Für den Sozialverband VdK ist eine Erwerbstätigenversicherung, in die alle Arbeitskräfte einzahlen, eine der zentralen Forderungen der VdK-Kampagne #Rentefüralle. Dafür gibt es mit Österreich ein erfolgreiches Vorbild.

Österreich macht’s vor

Insgesamt zeigt Österreich, dass es auch anders geht – zum Nutzen der Rentner. Nach den Reformen in Deutschland ist „ein System übrig geblieben, das in Zukunft viele noch nicht einmal vor Altersarmut schützen wird“, schreiben die Wissenschaftler der Hans-Böckler-Stiftung. Das habe zwei der Studie zufolge Ursachen:

  • Erstens erreiche weder die betriebliche noch die Riester-Rente alle Beschäftigten. Umfragen zeigen, dass nur rund 35 Prozent „riestern“. Aussicht auf eine betriebliche Rente haben gut 56 Prozent. Knapp 30 Prozent aller Arbeitnehmer nutzen keine der freiwilligen Vorsorgeformen. Das gilt besonders häufig für Beschäftigte mit niedrigen Einkommen. Sie hätten zwar eine zusätzliche Absicherung besonders nötig, verzichten aber darauf – oft aus finanziellen Gründen.
  • Zweitens bringen insbesondere viele Riester-Verträge nach Einschätzung der Wissenschaftler nicht die Renditen, die nötig wären, um Lücken in der gesetzlichen Rente auszugleichen. Das zeige sich an den hohen Gebühren und am stetig sinkenden Garantiezins, der von vier Prozent im Jahr 2000 auf mittlerweile nur noch 0,25 Prozent herabgesetzt wurde.

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • In Osterreich haben die Politiker einen hoheren IQ und ein viel besseres Sozialverstandnis als in Deutschland. Das koennte sich in Deutschland andern wenn auch die Mitglieder des Bundestages in die Rentenversicherung einzahlen muessten und es keine eigene Pension fuer diese Personengruppe geben wuerde. Leider sind diese Volksvertreter so abgehoben vom Volk dass Sie nicht mehr in der Lage sind das Volk zu vertreten sondern nur noch sich selbst. Das hat jetzt Sarah Wagenknecht erkannt und hat sich entschieden einen Kampf gegen Windmuehlen aufzunehmen. Der wird nur erfolgreich sein wenn es regelmaessig Rentner Demonstrationen gegen Alterarmut geben wird. Wie waere es mit Samstags Demonstrationen? Saturday for Social Justice sollte die Devise heissen!

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Helmut Achatz

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