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Der direkte Vergleich
Aber wie sieht denn der direkte Vergleich eines studierten Nicht-Beamten und eines studierten Beamten in ein und dem gleichen Beruf aus? Die „Wirtschaftswoche“ hat beide nebeneinander gestellt und dabei, wegen der Vergleichbarkeit, einen Hauptschullehrer genommen:
„Kurt Hartmann, Hauptschullehrer in Nordrhein-Westfalen, hat erst im Lehrerzimmer bemerkt, wie sich der Unterschied zwischen Angestellten und Beamten anfühlt. Kein gutes Gefühl, denn Hartmann ist angestellt. 2002 hatte er wegen des Lehrermangels seinen Job als Sporttrainer aufgegeben und als Sport- und Biolehrer angefangen. Mit 46 war er für die Verbeamtung zu alt. Nun ist er 64, die Rente naht. Sein Rentenbescheid freut ihn wenig: Monatlich wird er 2650 Euro erhalten, 312 Euro davon aus der tarifvertraglichen Betriebsrente der Zusatzkasse VBL, 233 Euro kommen von der Rheinischen Versorgungskasse.“ Als verbeamteter Lehrer hätte er in seiner Entgeltstufe 3585 Euro Pension brutto bekommen, rechnet Hartmann vor. Hartmann fühlt sich als „Lehrer zweiter Klasse“. Hochgerechnet auf sein komplettes Erwerbsleben entgehe ihm durch die Nichtverbeamtung ein kleines Einfamilienhaus.
Nachteil 175 000 Euro
Die Schutzgemeinschaft angestellter Lehrerinnen und Lehrer NRW (SchaLL NRW) habe, so „Wirtschaftswoche“ eine Studie in Auftrag gegeben, um die lebenslangen Nettonachteile von Lehrern zu berechnen, je nach Status. Demnach betrage der Nettonachteil eines Angestellten mit 42 Jahren bis ans Lebensende insgesamt zwischen etwa 175 000 (Ledige) und 275 000 Euro (Verheiratete, zwei Kinder).
Auf wieviel Beamten im Schnitt kommen, lässt auch ein Artikel der „Bild“ vom 20. Januar 2017 erahnen: Danach bekommt ein Bundesbeamter im Schnitt eine Pension von 2940 Euro, die Durchschnittsrente von Männern im Westen lag 2017 bei 1079 Euro im Monat, im Osten bei 1181 Euro.
Rentner schaffen es nicht, wie das Beispiel Hartmann zeigt, die Lücke durch betriebliche Altersvorsorge auch nur annähernd zu schließen. In den kommenden Jahren wird die Diskrepanz eher größer als kleiner, denn das Rentenniveau wird ab 2025 auf deutlich unter 48 Prozent fallen. Ihre betriebliche Altersvorsorge müssen Rentner versteuern und verbeitragen, so dass sie sich unterm Strich kaum rechnet.
Der Bund der Steuerzahler prangert die Ungleichheit schon seit mehr als zehn Jahren an. Seitdem ist nichts passiert. Fakt ist, dass bis 2050 eine Kostenlawine von knapp 1,4 Billionen Euro auf die deutschen Steuerzahler zurollt, so der Bund der Steuerzahler. Denn, zu den Bundesbeamten kommen ja noch die Landes- und Kommunalbeamten.
Übrigens, anders als bei Angestellten zählt bei Beamten ein Studium bei der Berechnung der Pension mit maximal drei Jahren. Ein ‚Mindestruhegehalt‘ sichere, so die „Wirtschaftswoche“, sie selbst bei kurzer Dienstzeit nach unten ab. „Wenigstens 35 Prozent der maßgeblichen Bezüge gibt es beim Bund; nicht unter rund 1800 Euro im Monat – und selbst dieser Mindestwert liegt über den Durchschnittsrenten langjährig rentenversicherter Angestellter“, schreibt das Magazin. Allerdings sei in der Pension implizit schon eine Betriebsrente inbegriffen – die müssen Nicht-Beamten von ihrem Gehalt ansparen. Wie viel davon netto nach Abzug von Steuern und Krankenkassen- sowie Pflegebeiträgen übrigbleibt, wissen Direktversicherungsgeschädigte nur zu gut: gerade einmal 80 Prozent.
Pensionen 2019 weiter angestiegen
Wie die BILD-Zeitung in Berufung auf Daten des Statistischen Bundesamtes berichtet, erhielt ein Bundesbeamter 80 Euro mehr Pension als im letzten Jahr. Im Schnitt ergebe sich damit ein Wert von 3210 Euro. Bundesbeamtinnen bekämen zwar „nur“ um die 2580 Euro, doch auch diese Summe sei im Vergleich zum Vorjahr um 70 Euro gestiegen.
Pensionen:
Pensionäre | Durchschnittliche Pension 2019 |
Bundesbeamter | 3.210 Euro |
Bundesbeamtin | 2.580 Euro |
Landesbeamter | 3.400 Euro |
Landesbeamtin | 2.820 Euro |
Lehrer | 3.620 Euro |
Lehrerin | 2.890 Euro |
Große Unterschiede zwischen Rentnern und Pensionären
2010 hat der Beamtenbund seine Broschüre „Die 7 Irrtümer zur Beamtenversorgung – Fakten statt Vorurteile“ herausgebracht. Ziel des Beamtenbunds war es, der „Neiddiskussion“ entgegenzutreten. Die Ungleichheiten werden aber eher größer als kleiner.
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9 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Es gibt kaum Unterschiede da man mit 65+ 48% erhält und Beamete mit Mitte 50 nur 68% erhalten, wo ist da der Unterschied?
Auch ich trauere um dieses falsche Verständnis.
Lieber Herr Pickut,
damit niemand irrtümlicherweise annimmt, Sie könnten nicht rechnen, ergänze ich Ihren Beitrag um zwei Worte:
„….Sarkasmus aus.“
[…] in Deutschland bei 38 Prozent, in Spanien bei 72 Prozent. Das ähnelt dem Niveau, das hierzulande Pensionäre nach ihrem Beamtenleben […]
[…] Es stünde, zitiert ihn die „Welt“, abertausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Komisch, von den Beamten und ihren Pension war in alle den Berichten nicht die […]
Leider Gottes haben Rentner keine Lobby und werden außerdem von Beamten durch die „Arena“ geführt.
Das ist leider so. Die Deutschen gehen für andere Themen auf die Straße, aber nicht für die Rente und gegen das Zweiklassensystem bei der Altersvorsorge
[…] Beamten – Richter, Finanzler und Bürokraten – werden doch nicht am Ast sägen, auf dem sie sitzen. […]
[…] für alle nach dem 1. Jänner 1955 Geborene gilt, anders als in Deutschland, wo es immer noch eine Mehrklassensystem […]
[…] von 2030 zu hoch – teilweise bis zu 30 Prozentpunkt zu hoch. Aber 73 Prozent (43 + 30) bekommen nur Beamten in Pension, nicht aber Rentner. Lediglich 39,3 Prozent der Männer und 21,4 Prozent der Frauen schätzen die […]