Werbung
Tausende Betriebe werden wegen der Corona-Krise Insolvenz anmelden müssen. Damit kommen die Betriebsrenten in Gefahr. Es gibt zwar einen Pensionssicherungsverein, der dürfte angesichts der Dimension heillos überfordert sein.
Der Pensionssicherungsverein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (PSVaG), der im Fall der Insolvenz des Arbeitgebers die Betriebsrenten weiter zahlt, hat gerade einmal etwas mehr als drei Milliarden Euro in seinem Ausgleichsfonds. Das reicht vielleicht in guten Zeiten, aber nicht bei einer Pandemie, wie wir sie zurzeit erleben. Allein die Lufthansa verliert laut n-tv pro Stunde eine Million Euro. Das sind am Tag 24 Millionen, in der Woche 168 Millionen Euro und in sechs Wochen eine Milliarde Euro. Die Insolvenz der Lufthansa könnte für das Betriebsrenten-System insgesamt zum “Totalschaden” werden, wie die “Versicherungswirtschaft heute” schreibt. Denn, dabei geht es um weit mehr als sechs Milliarden Euro Pensionsrückstellungen, wie dem Geschäftsbericht 2019 der Lufthansa zu entnehmen ist.
Gefahr für Betriebsrenten
Die Lufthansa steht vor der Insolvenz – und mit ihr hunderte, wenn nicht gar tausende Unternehmen. Drei Milliarden Euro reichen da nicht weit. Die Rücklagen des gefamit seinen 95 400 Unternehmen sind viel zu niedrig, die Unternehmen zahlen ja auch nur 3,1 Promille als Beitragssatz.
Das dürfte sich in Corona-Zeiten rächen. Die Dummen werden die Betriebsrentner sein, denn sie werden sich aller Voraussicht nach auf drastische Kürzungen einstellen müssen. Die Lufthansa-Betriebsrentner werden die ersten sein, weitere folgen. Die Lufthansa will, dass der Staat einen Schutzschirm aufspannt, eine Vorstufe zum Insolvenzverfahren. Damit hofft die Konzernspitze, sich eines Teils der Schulden und ihrer ungewöhnlich hohen Pensionslasten zu entledigen. Das gleiche gilt für die strauchelnde Fluglinie Condor.
Sicherungsverein überfordert
Natürlich gibt es dafür den Pensionssicherungsverein, aber gerade der wird angesichts der Dimension überfordert sein. Allein die Konzerne des Dax 30 haben der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge Pensionsverpflichtungen von 413 Milliarden Euro in ihren Bilanzen. Wenn nur einige straucheln, ist der Pensionssicherungsverein schnell überfordert. Geschweige denn von den restlichen 95 470 Unternehmen.
Die betriebliche Altersvorsorge säuft langsam ab, denn zu den Betriebsrenten kommen auch noch die Pensionskassen, von denen mehr als zwei Dutzend in Schieflage sind und ihre Leistungen bereits gekürzt haben oder es demnächst ankündigen werden.
Befürchtungen könnten wahr werden
Die Konsequenz für Betriebsrentner und Firmen wären verheerend. Im Krisenszenario müssten die Betriebsrenten um insgesamt 173 Milliarden Euro gekürzt werden. Die Unternehmen, die ihren Mitarbeitern die Pensionsansprüche gewährt haben, müssten im Falle von Marktstress zudem schnell 49 Milliarden Euro frisches Geld nachschießen – was sie selbst in Schwierigkeiten bringen könne, warnte die EIOPA.
Die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA hat laut “Welt” in “einem Stresstest die finanzielle Standfestigkeit von Europas Pensionskassen untersucht; die Experten haben geprüft, wie die Portfolien der Pensionsfonds und Pensionskassen auf einen Zinsschock oder plötzliche Schwankungen an den Aktienmärkten reagieren. Das Ergebnis ist besorgniserregend”.
Bei widrigen Turbulenzen könnten, so das Blatt, in den 176 größten Betriebsrententöpfen bis zu 216 Milliarden Euro fehlen. “Nach Berechnungen der EIOPA würde ein Marktschock in den Portfolien Werte von 270 Milliarden Euro und damit fast ein Viertel der kompletten Kapitalanlagen auslöschen. Doch auch ohne zusätzlichen Stress an den Märkten fehlten den Pensionskassen und -fonds Ende 2018 zusammen 41 Milliarden Euro, um die Betriebsrentenzusagen erfüllen zu können, erklärte die Behörde. Das entspreche vier Prozent ihrer Verpflichtungen.” Der “Neuen Westfälischen” zufolge rechnet der Pensionssicherungsverein in Folge der Corona–Krise mit mehr Insolvenzen. Jeder kann sich an den Fingern einer Hand abzählen, was dann passiert.
Bild von Keli Black auf Pixabay
Werbung
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ein Hauptproblem ist, das eine „Bauchnabel-Schau-Politik“ nicht mehr zeitig merkt, wo es weh tut. Die Nullzinspolitik ist, wie der Name schon sagt, politisch erzeugt. In wirtschaftlich boomenden Zeiten hat man diese nicht auflösen wollen. – Trotz aller Warnungen von Experten. Es sind seither über 10 Jahre vergangen. Wie lange benötigen europäische Politiker, um diese Auswirkungen ins Bewusstsein dringen zu lassen?
Hier liegt offensichtlich ein Doppeleffekt vor: Wie im Fall Karstadt-Kaufhof wird durch diese Nullzinspolitik zu lange an überholten Konzepten festgehalten. Geld ist billig und Wirtschaftszombies versäumen es, sich auf Umbrüche einzustellen. Auch die Luftfahrtindustrie leidet seit Jahren unter einem mörderischen Verdrängungswettbewerb mit Überkapazitäten. Erst vor kurzem wurde die Condor-Fluggesellschaft gerettet. Air Berlin ist niedergegangen. Die Automobilindustrie steuert auf das gleiche Problem zu. Politische Markt-Eingriffe wie die Abwrackprämie haben genau diese Versäumnisse verstärkt.
Wenn dazu in den betrieblichen Versorgungseinrichtungen kaum Renditen erzielt werden, mit denen kaum Verwaltungskosten bedient werden können, dann werden Anwartschaften zu Schulden der Pensionskasse, die nicht mehr bedient werden können. Erst recht, wenn unter Aufsicht der BAFIN Renditen kalkuliert wurden, die niemals unter diesen Bedingungen erreicht werden können. Ein lange voraussehbares systemisches Problem.
Die versicherungsförmigen Produkte, wie Direktversicherungen oder deregulierte Pensionskassen werden diesem Problem folgen. Auch hier wirken diese Probleme. Es sind nur größere Spielräume zur Verdeckung vorhanden. Außer den mageren Garantien ist hier praktisch nichts wirklich verbindlich, wenn es eng wird. Indessen fallen mir seltsame unschlüssige Angaben und fachlich irreführende Erklärungen zu Effektiv-Kosten der Metallrente auf. Werden hier durch „mutig optimistische Angaben“ Renditen vorgegaukelt, die effektiv nicht vorhanden sind?
Eine Betriebsrente mit „reiner Beitragszusage“ im Sozialpartnermodell sollte sich jeder dreimal überlegen. Hierbei verzichtet praktisch jeder darauf, seine Anwartschaften einklagen zu können. Hier gibt es kein Sicherheitsnetz – nicht einmal ein zusammenbrechendes!
[…] eine Direktversicherung hat, von seinem Ex-Arbeitgeber eine Betriebsrente oder Geld von einer Pensionskasse bekommt, muss dafür die vollen Krankenkassen- und […]
[…] eine Direktversicherung hat, von seinem Ex-Arbeitgeber eine Betriebsrente oder Geld von einer Pensionskasse bekommt, muss dafür die vollen Krankenkassen- und […]
[…] eine Direktversicherung hat, von seinem Ex-Arbeitgeber eine Betriebsrente oder Geld von einer Pensionskasse bekommt, muss dafür die vollen Krankenkassen- und […]