Warum Sommerfrische manchmal besser ist als Urlaub

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Von der Stadt aufs Land, der Hitze entfliehen in den Bergen oder am Meer – die Sommerfrische kommt wieder in Mode. Sommerfrische ist fast schon ein Synonym für Stadtflucht. Für die Münchner sind es die Berge, für die Hamburger die Nordsee. Warum Sommerfrische manchmal besser ist als Urlaub – zumindest Urlaub, wie so viele ihn verstehen.

Sommerfrische statt Fernurlaub

Vielleicht sollten wir uns wieder daran erinnern an das 19. Jahrhundert als der Münchner Reiseschriftsteller Ludwig Steub den Begriff „Sommerfrische“ geprägt hat, wie das Literaturportal Bayern so schön schreibt. Ein paar Tage den Straßenfluchten entfliehen – und wieder frisch gemähte Wiesen zu riechen, die Glöckchen der Schafe zu hören, die in den steilen Hängen nach den saftigsten Gräser suchen, einfach den Blick über die bewaldeten Hügel schweifen zu lassen.

Umtriebiges Pertisau, beschauliches Steinberg

Gut, wer Freunde mit einer Hütte hat, wie ich in Steinberg. Steinberg am Rofan ist ein knapp 300-Seelen-Ort im Schatten des Rofan-Massivs, gehört zum Bezirk Schwaz in Tirol – und liegt ganz in der Nähe des Achensees. So umtriebig und quirlig es am Achensee – in Achenkirch, Pertisau oder Maurach – zugeht, so beschaulich und kontemplativ ist es in Steinberg, das auf tausend Höhenmeter liegt und nur über eine Straße zu erreichen ist. Einige Radler kämpfen sich die zwölf Kilometer von Achenkirch in Richtung Talende, gelegentlich stapfen einige Wanderer den Weg hoch, aber ansonsten ist nur das Rauschen des Bachs zu hören.

… und so kommt ihr nach Steinberg

 

Im Waldhäusl gibt’s Eispfannkuchen

Früher ging es wilder zu

Das muss früher wohl anders gewesen sein. Pferde, Schwimmbad und Tennisplätze lockten Touristen mal nach Steinberg, das sich selbst als „schönstes Ende der Welt“ bezeichnet. Aber ein Hotel nach dem anderen musste schließen. Namen wie „Bergalm“, „Sonneck“ und „Windegg“ sind Geschichte. Übrig geblieben ist nur noch das „Waldhäusl“ und die „Silberwaldhütte“, die aber nur im Winter geöffnet ist. Wer hier am schönsten Ende der Welt übernachten will, ist auf Pensionen und Bauernhöfe angewiesen – mit Blick auf den Rofan und den Guffert, der wie ein Relikt aus vergangener Zeit wirkt mit seiner nackten Kuppe und ihrer grünen Halskrause. Das Waldhäusl beispielsweise bietet Zimmer an oder der Mesnerhof, letzterer allerdings nur für Gruppen und Selbstversorger.

Ein Hotel nach dem anderen geschlossen

Das von der Alpinschule Innsbruck Ende der 80er-Jahre zur Asi-Lodge umgebaute „Windegg“ wurde im Mai 2014 geschlossen. Seitdem verwitterte die Lärchenholz-Fassade langsam vor sich hin; der Parkplatz ist leer und das Gebäude verwaist. Der Bau trauert den wilden Zeiten hinterher. Nichts mehr mit Dampfbad und Sauna und meditativen Kräuterwanderungen. Das Konzept vom „Refugium für Stadtmüde“, wie Monika Maier-Albang von der „Süddeutschen Zeitung“ schreibt, ist offensichtlich nicht aufgegangen. Die meditativen Kräuterwanderungen müssen die Gäste in Steinberg heute schon selbst organisieren, was vielleicht gar nicht so schlecht ist.

Trubel adé in Steinberg

Trubel adé. Leider – für die Steinberger – ist damit auch eine Einnahmequelle weggefallen. Das Dörfchen schrumpft. Mit dem Schließen der Asi-Lodge fielen auch Arbeitsplätze weg. Die Gemeinschaft spürt die Landflucht. Die einklassige Volksschule hat mittlerweile gerade noch drei Schüler – und wird, wenn der Schrumpfungsprozess so weitergeht, wohl ganz dichtmachen, außer die Steinbergerinnen bekommen wieder mehr Kinder. Ansonsten wird es in Steinberg noch kontemplativer.

Das neue „Dorfhaus“ mitten in Steinberg ist nur ein schwacher Trost. Im Dorfhaus kann der Wanderer essen und trinken – der Kuchen soll besonders gut schmecken. Allerdings empfiehlt es sich, auf der Facebook-Seite des Dorfhauses nachzuschauen, ob das Restaurant geöffnet ist.

Klimawandel ändert vieles

Noch ein „Leider“ – das Bergdorf liegt „nur“ auf tausend Metern und damit für Wintersport nicht hoch genug. Angesichts des Klimawandels dürfte es Steinberg ähnlich gehen wie anderen Gemeinden, die in der Vergangenheit mit Loipen punkten konnten. In Zukunft dürfte jedoch zu selten und zu wenig Schnee liegen. Selbst im Biathlon-Mekka Hochfilzen sind die Athleten nur noch auf einem schmalen Schnee-Band unterwegs, weil einfach der Nachschub von oben ausbleibt.

Ruhe und Erholung statt Bespaßung

Also, wer es beschaulich will, ist in Steinberg gut aufgehoben – Betriebsamkeit und Kinderbespaßung darf hier niemand erwarten, dafür spektakuläre Ausblicke, Ruhe und saubere Luft. Alles in allem ist Steinberg der ideale Ort für Sommerfrische, ein „intaktes Dorf“, wie die  Monika Maier-Albang schreibt: „die holzverkleideten Höfe mit ihren Räucherkammern, die Kirche in der Mitte, die Berge drumherum – wunderschön“.

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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Guten Tag, wie immer schön geschrieben, danke. Ich werde morgen in die Nachsommerfrische aufbrechen und zwar vom Rhein.Main-Gebiet an meinen „heiß geliebten“ Starnberger See nach Tutzing. Für mich seit einigen Jahren ein Muss Anfang September und immer wieder sooo schön! Sommerfrische am See ist immer sehr angenehm. Diese Tage habe ich schon vor dem Unruhestand immer sehr genossen. So kann jeder, der sich ein wenig mit Sommerfrische in Deutschland beschäftigt, seinen Kraftort finden, wie sie es auch beschrieben haben.

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  • […] gehören zusammen – die Galette ist etwas ganz Besonderes und hat mit einem herkömmlichen Pfannkuchen wenig gemein. Anders als eine Crêpe ist eine Galette aus Buchweizenmehl und wird pikant gefüllt […]

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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