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Deutschlands Alte verarmen langsam, das geht aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Die Meldung, dass die Renten im kommenden Jahr deutlich steigen, kann diese Entwicklung weder umdrehen, noch überkleistern. Die Bertelsmann-Stiftung hat sich dieses Phänomens angenommen: Viele Deutschen seien bereits heute armutsgefährdet, heißt es da. Die Stiftung hat die Altersarmut nach Bundesländern und sozialen Gruppen untersucht – und auch, wie sich das Armutsrisiko im Alter zukünftig entwickeln wird.
Mehr 65-Jährige armutsgefährdet
„In Deutschland nimmt der Anteil der über 65-Jährigen, die im Alter armutsgefährdet sind, zu“, so die Autoren des Berichts. Die von Altersarmut bedrohten Ruheständler habe von 2006 bis 2013 deutlich zugenommen – 2006 sei es jeder zehnte gewesen, 2013 schon jeder siebte. Leider treffe es Frauen, Alleinstehende, Geringqualifizierte und Menschen mit Migrationshintergrund besonders häufig. Dazu kommt den Autoren zufolge noch die regionale Verteilung von Altersarmut.
Hohe Quote in Bayern und Saarland
Jetzt zur Regionalverteilung: „Im Bundesdurchschnitt stieg der Anteil armutsgefährdeter Menschen bei den über 65-Jährigen zwischen 2006 und 2013 von 10,4 Prozent auf 14,3 Prozent. Am niedrigsten war er 2013 in Berlin, Sachsen und Hamburg (11,0, 11,5 und 11,7 Prozent). Das Saarland, Rheinland-Pfalz und Bayern wiesen die höchsten Quoten auf (19,2, 17,8 und 17,0 Prozent). Die hohe Armutsgefährdung in diesen drei Bundesländern steht im Zusammenhang mit niedrigen Frauenbeschäftigtenquoten und Einkommen in der Vergangenheit.“
In Zukunft trifft es Ostdeutschland
Das ist der Ist-Zustand – in Zukunft wird sich diese regionale Verteilung ändern: „In den ostdeutschen Bundesländern steigt die Wahrscheinlichkeit für Altersarmut“. So seien 2013 in Westdeutschland ältere Menschen häufiger armutsgefährdet gewesen als in Ostdeutschland (14,8 gegenüber 12,5 Prozent). Binnen zehn Jahren dürfte sich dieser Trend wohl umkehren. Das zeigt sich im Osten bereits bei den Vorruheständlern, sprich bei den 50- bis 64-Jährigen. Dort habe sich das Armutsrisiko von 11, 2 auf 19,5 Prozent erhöht. Jetzt sind sie aber noch gar nicht in Rente. Das heißt, wenn diese Alterskohorte tatsächlich in Rente geht, wird der Anteil noch einmal steigen. „Vergleichsweise hoch sind die Armutsgefährdungsquoten der 50- bis 64-Jährigen in Mecklenburg-Vorpommern (23,6 %), in Sachsen-Anhalt (21,8 %) sowie in Sachsen und Bremen (jeweils 19,0 %)“, differenzieren die Autoren der Studie.
Ostdeutschland droht starker Anstieg der #Altersarmut #rente http://t.co/vnCmwrlh18
— MetallRente (@MetallRente) October 12, 2015
Risikoatlas Altersarmut
Der Risikoatlas Altersarmut zeigt deutlich, wo die Probleme liegen. Übrigens, in München verschärft sich das Problem zurzeit, weil die Mieten überdurchschnittlich gestiegen sind.
Gedankenspiele mit dem Flüchtlings-Soli
Angesichts der Flüchtlingswelle sollte sich niemand der Illusion hingeben, dass dieses Problem bald gemildert wird – das Gegenteil wird eintreten. Bereits jetzt denken die Politiker der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge über einen Flüchtlings-Soli nach, auch wenn das im Moment laut „Welt“ noch dementiert wird. Angela Merkel ließ erklären, es bleibe dabei – weder wolle die Bundesregierung Steuererhöhungen in Deutschland, noch wolle sie die Einführung einer EU-Steuer. Dieser Soli könnte auf Mineröl- und Mehrwertsteuer aufgeschlagen werden, um so mehr Geld einzunehmen, das an den EU-Haushalt überwiesen wird. Die Bundesregierung hat n-tv zufolge bislang mit Abstand das meiste Geld zur Bewältigung der Flüchtlingskrise aufgebracht: „Etwa 20 Milliarden Euro kosten Bund, Länder und Gemeinden die Unterbringung der Asylsuchenden und deren Integration.“
Die Lebenshaltungskosten steigen
Momentan sind das nur Gedankenspiele, aber wie die Vergangenheit lehrt – ist eine Idee mal geboren, dauert es meist nicht lang, bis zu umgesetzt wird. Der Soli würde natürlich auch die Rentner treffen und die Lebenshaltungskosten nach oben treiben. Ferner könnte das Lohnniveau gerade bei Mini-Job nach unten gedrückt werden wie ein Artikel der „Finanznachrichten“ befürchten lässt – genau damit besser Rentner schon heute ihre Rente auf.
Die Kommunen sind gefordert – viele sind aber bereits jetzt überfordert und müssen öffentliche Einrichtungen schließen, weil sie längst überschuldet sind. Durch die jüngsten Belastungen werden sie Angebot noch weiter einschränken müssen – keine optimistischen Perspektiven für armutsgefährdete Rentner.
Viele werden – oder tun es teilweise schon – einen Antrag auf Grundsicherung stellen, stellen müssen. Tatsächlich ist die Zahl derer, die „Grundsicherung im Alter nach SGB XII erhalten, ist in den letzten Jahren in Deutschland stark gestiegen“, wie die Bertelsmann Stiftung schreibt. „Seit dem Einführungsjahr 2003 bis zum Jahr 2013 hat sich die Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter nahezu verdoppelt: von 257 734 auf 499 295.“ Dabei ist das sicher nur die halbe Wahrheit, denn viele Rentner gehen nicht zum Sozialamt, weil sie ihre Rechte nicht kennen oder sich einfach schämen.
Erhöhung des Sozialetats
Mittlerweile gibt der Staat bereits mehr als die Hälfte seiner Einkünfte für Soziales aus. Der Etat von Ministerin Andrea Nahles hat ein Volumen von „152,4 Milliarden Euro, was 50,9 Prozent aller Ausgaben entspricht“, so der „Versicherungsbote“. Im Finanzierungsjahr 2018 sollen diese Ausgaben dem „Versicherungsbote“ zufolge 171,6 Milliarden Euro betragen. Das seinen nach Berechnungen der Regierung dann bereits 52,1 Prozent aller Gesamtausgaben.
Für welche der vielen Lügen hat Merkel den #Friedensnobelpreis verdient? Eine spezielle oder eine bestimmte? https://t.co/CxhgRojCMu
— MorningBriefing (@M_Briefing) October 9, 2015
Weiterführende Links:
- Die Renten steigen, aber nicht für die Rentner von morgen (Bild)
- den demographischen Wandel gestalten (Bertelsmann Stiftung)
- Die wichtigsten Merkel-Lügen (Jenny’s Blog)
- Bloß nicht über Geld reden – das Problem der Ü40 (Focus)
- Ostdeutschland droht starker Anstieg der Altersarmut (Focus)
- Droht auch Ihnen die Altersarmut? (Rentenschocktabelle)
- „Die Tabelle, die Millionen deutscher Arbeitnehmer schmerzt“ (Württembergische Makler)
- Themenabend Armut und Verschuldung (Das Erste)
Ich freue mich über zahlreiche Kommentare hier im Blog … Bin gespannt auf eure Meinung
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[…] http://vorunruhestand.de/2015/10/altersarmut-anstieg-droht-rentenplus-reicht-nicht/ […]
[…] Altersarmut-Anstieg droht, Rentenplus reicht nicht […]
[…] euch vor Altersarmut – Rente wird nicht reichen Sinkendes Rentenniveau führt zur Altersarmut Altersarmut-Anstieg droht, Rentenplus reicht nicht Hohe Miete, Gefahr der Altersarmut, Münchner gefährdet Viele Junge juckt Altersvorsorge herzlich […]
[…] die Zahl der Fälle um 75 Prozent – von 74 247 Empfängern 2006 auf 130 323 im vergangenen Jahr. Das Armutsrisiko steigt also. Das kann übrigens jeder selbst testen mit dem Test des Sozialverbands […]
[…] das individuelle Risiko, im Alter arm und auf Grundsicherung angewiesen zu sein. Es werde viel über Altersarmut geredet und zum Teil auch gezielt damit Stimmung gemacht, so der Präsident des Sozialverbands […]
[…] die Zahl der Fälle um 75 Prozent – von 74 247 Empfängern 2006 auf 130 323 im vergangenen Jahr. Das Armutsrisiko steigt also. Das kann übrigens jeder selbst testen mit dem Test des Sozialverbands […]
[…] Wer im Alter auf Grundsicherung angewiesen ist, dem wird davon die Betriebsrente abgezogen – bislang. Das heißt, er bekam bislang auch nicht mehr, als jemand, der nicht fürs Alter vorgesorgt hat. Das Betriebsrentenstärkungsgesetz ändert das: Künftig dürfen Geringverdiener hundert Euro aus einer Betriebspension behalten, wenn sie im Alter verarmen und auf Grundsicherung angewiesen sind. Zuzüglich dürfen sie weitere 30 Prozent „des diesen Betrag übersteigenden Einkommens aus einer zusätzlichen Altersvorsorge“ behalten, aber nur bis maximal 50 Prozent der Regelbedarfsstufe 1“. Was ist das für ein Vorsorgeverständnis: Wer eigenverantwortlich vorsorgt, darf nur ein Zuckerl behalten, wenn es ihm im Alter schlecht geht. Was sind schon hundert Euro in fünf, zehn oder 15 Jahren? Übrigens die Regelbedarfsstufe 1 liegt aktuell (2018) bei 416 Euro. Beispiel: Die monatliche Rente aus zusätzlicher Altersvorsorge beträgt 320 Euro. Vollständig anrechnungsfrei sind hundert Euro. Von den verbleibenden 220 Euro bleiben noch 30 Prozent anrechnungsfrei – also 66 Euro pro Monat. Der gesamte Freibetrag darf indes 50 Prozent des Eckregelsatzes, sprich 208 Euro nicht überschreiten. Dies ist in diesem Beispiel erfüllt. Der gesamte Freibetrag liegt also bei 166 Euro pro Monat. Damit allerdings kommt niemand in Großstädten wie München und Hamburg über die Runden. Die Lebenshaltungskosten für einen Rentner (Single) liegen laut finance scout 24 bei rund 1000 Euro, dabei sind nur die Grundbedürfnisse abgedeckt. Die Rentner werden also auch künftig zur Tafel gehen. Wachsende Armut: Grundsicherung im Alter ist mittlerweile kein Randproblem mehr: Mittlerweile sind mehr als eine halbe Rentner auf Grundsicherung angewiesen. Das ist eine Steigerung um 36 Prozent seit 2016. Frauen sind überproportional von Altersarmut betroffen, denn die Zahl der weiblichen Grundsicherungsempfänger liegt bei 308 726, die der Männer bei 216 869. Das Armutsrisiko steigt also. […]
[…] der Redaktion direkt in die Rente? Eine schlechte Idee. Deswegen – und, um dem Rentenschock zu entkommen – habe ich für mich beschlossen, die neue Phase mit einem Tapetenwechsel […]