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Einige Rentner und Vorruheständler aus dem Westen überlegen sich, ob sie nicht besser nach Ostdeutschland umzuziehen sollen. Warum ist Ostdeutschland so attraktiv für die Generation 60plus?
Jahrzehntelang sind Junge und Alte aus Ostdeutschland in den Westen gezogen. Das hat sich offensichtlich umgekehrt. Eintagsfliege oder Trendwende? Bereits seit vier Jahren ziehen dem Berlin-Institut zufolge mehr Menschen aus Westdeutschland – oder dem Ausland – in den Osten. Allerdings profitieren davon einige „Schwarmstädte“ überproportional, darunter Leipzig, Dresden, Jena, Erfurt, Potsdam und Rostock. Gefragt bei Pensionären sind auch Wohnorte in Küstennähe.
Die Richtung der Binnenwanderung zwischen Ost- und Westdeutschland hat sich geändert. 26 Jahre lang sind nach der deutschen Wiedervereinigung mehr Menschen von Ost- nach Westdeutschland gezogen. Auch laut Statista hat sich der Trend umgekehrt, wobei Statista auf Daten des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung verweist. Danach sind 93 415 Menschen von West- nach Ostdeutschland gezogen, aber nur 89 418 von Ost- nach Westdeutschland. „Wanderungsverluste haben die ostdeutschen Flächenländer weiterhin bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren, bei allen anderen Altersgruppen ist der Saldo für Ostdeutschland hingegen positiv“, so die Geografin Dr. Nikola Sander, Forschungsdirektorin am BiB.
Dieser Trend hat sich bis 2020 sogar noch verstärkt: Im Jahr 2020 zogen 82.914 Menschen von Ost nach West, aber 89.004 Menschen von West nach Ost. Das heißt 6.090 mehr zogen von West nach Ost.
Sachsen sind Wanderungsgewinner
Wanderungsgewinner sind Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Im Gegenzug verlassen immer noch mehr Menschen Sachsen-Anhalt und Thüringen in Richtung Westen.
Empty-Nest- und Ruhestandswanderer
Die Demographen vom Berlin-Institut unterscheiden bei ihrer Untersuchung die sogenannten „Empty-Nest-Wanderer“ und die „Ruhestandswanderer“: Was sind „Empty-Nest-Wanderer“? Kurz gesagt, solche Eltern, deren Kinder das Nest verlassen haben – meist über 50. Wenn das Haus leer ist, überlegen sich zumindest einige, umzuziehen. Viele sind es allerdings nicht, denn die Umzugsbereitschaft ist in dieser Altersgruppe nicht mehr sonderlich hoch. Von 1000 Einwohnern zwischen 50 und 64 Jahren hätten sich in den neuen Bundesländern im Jahr 2013 nur rund 16 für einen Umzug in eine andere Gemeinde entschieden, so das Institut. Die 52 000 Empty-Nest-Wanderer im Jahr 2013 seien eine überschaubare Gruppe. Es könnte indes mehr werden, mutmaßen die Demographen. „Auch wenn große Wanderungsströme in dieser Altersgruppe bislang ausbleiben, haben die neuen Bundesländer insgesamt bei den Empty-Nest-Wanderern die Trendwende geschafft“, so das Institut. Besonders beliebt bei der Altersgruppe zwischen 50 bis 64 Jahren sind Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Am liebsten haben Empty-Nest-Wanderer laut Berlin-Institut die neun ostdeutschen Großstädte. Leipzig habe es den 50- bis 64-Jährigen besonders angetan. Verlierer seien allerdings kleine Gemeinden mit weniger als 500 Einwohnern.
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Meer und Berge ziehen
Gefragt sind bei Empy-Nest-Wanderer auch attraktive Gemeinden in Küstennähe, Kurorte und landschaftlich schöne Gegenden. So können laut Berlin-Institut die Küstenorte Binz, Heringsdorf und Sassnitz an der Ostsee einen Positiv-Saldo verbuchen. In Sachsen gelte das für Oderwitz im Vorland des Zittauer Gebirges und die zweitälteste sächsische Stadt Dohna. „Auch die beiden thüringischen Kurorte Bad Berka und Bad Liebenstein können bei den Empty-Nest-Wanderern im Saldo einen Zuzug verbuchen“, so die Demographen. Gleiches gelte für das Moor-, Mineral- und Kneippheilbad Bad Schmiedeberg und die beschauliche Hansestadt Havelberg in Sachsen-Anhalt.
Wichtig ist den Empty-Nest-Wanderer wohl, dass die Gemeinde, in die sie ziehen, in punkto Arzt, Apotheken und Läden gut ausgestattet sind, sodass die Zuzügler keine allzu weiten Wege zurücklegen müssen.
Ostdeutschland bei Rentner beliebt
Die neuen Bundesländer sind bei den über 64-Jährigen gefragt. „Besonders Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern locken Ruhestandswanderer an“, so das Berlin-Institut. Der Rentenbeginn ist ein einschneidender Abschnitt im Leben. Zwar bleibt das Gros der Rentner in ihrer vertrauten Umgebung, einige allerdings entscheiden sich zu einem Neuanfang. Denn, der Beruf hält sie ja nicht mehr an einem bestimmten Wohnort – sie sind jetzt endlich frei, selbst zu entscheiden, wo sie residieren wollen. Einige ziehen näher zu ihren Kindern und Enkeln, andere drängt es ans Meer oder in die Berge. „Es waren zuerst ältere Wanderungswillige, die es vermehrt in die neuen Bundesländer zog“, konstatieren die Berliner Forscher. Die Wanderungsbewegung setzte schon vergleichsweise früh ein. Viele zogen es nach Mecklenburg-Vorpommern des Meeres wegen. Nach Brandenburg zog es laut Berlin-Institut Rentner wegen altersfreundlicher Städte. Dieser Trend dürfte allein schon wegen der wachsenden Zahl der Rentner anhalten. „Denn je älter die stark besetzten Jahrgänge der Babyboomer werden, desto mehr verschieben sich auch unter den Wanderern die Anteile zugunsten höherer Altersgruppen“, konstatieren die Forscher. Sie gehen auch davon aus, dass es zwischen 2013 und 2030 mehr Rentner werden – ihr Zahl steige von drei auf 3,7 Millionen.
Mittelgroße Städte gefragt
Dabei zieht es die Ruhestandswanderer nicht unbedingt in die Großstädte, anders als die Jungen. Ganz abgesehen davon, dass sich viele die Großstadt nicht mehr leisten können, das gilt vor allem für München, Frankfurt und Stuttgart. Sie wollen es lieber etwas beschaulicher und suchen sich mittelgroße Städte aus, das heißt, Städte mit 10 000 bis 50 000 Einwohner – ablesbar an den Zahlen des Berlin-Instituts, das für mittelgroßen Städte im Jahr 2013 ein Plus von insgesamt 3,4 Ruhestandswanderern je 1000 Einwohner in dieser Altersgruppe verbuchte. Wichtig ist für die Ruhestandswanderer, dass es am Ort Supermarkt, Arzt und Post gibt.
Auch kleine Gemeinden können Magnete für ältere Wanderungswillige sein. Einigen von ihnen hilft dabei ihre reizvolle Landschaft. So verzeichnen etwa die beiden kleinen Gemeinden Alt Schwerin und Blankenhof eine Nettozuwanderung bei den über 64-Jährigen. Beide liegen in Europas größtem geschlossenem Seengebiet, der Mecklenburgischen Seenplatte. Die über 1000 Seen der Regionen locken nicht nur Touristen an, sondern können auch einige ältere Menschen dazu bewegen, ihren Lebensabend dort zu verbringen. Andere Gemeinden haben ältere Menschen als Zielgruppe ausgemacht und sich auf deren Bedürfnisse spezialisiert. Dazu zählt etwa das malerische Burg im brandenburgischen Spreewald, das als staatlich anerkannter Ort mit Heilquellenkurbetrieb nicht nur Übernachtungsgäste anzieht, sondern auch einen Zuzug von Ruheständlern verzeichnet. Ähnlich attraktiv ist der Kurort Bad Elster im sächsischen Vogtland, eines der ältesten Mineral- und Moorheilbäder Deutschlands, oder das staatlich anerkannte Heilbad Bad Klosterlausnitz in Thüringen. (O-Ton Berlin-Institut)
Top-Schwarmstädte der Alten im Osten
Lüchow-Dannenberg
Potsdam
Schwerin
Weimar
Image by Hans Braxmeier from Pixabay
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7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Es ist gut zu wissen daß Deutschland wieder zusammenwächst.Ein Großteil der Rentner die sich in den neuen Bundesländern niederlassen stammen ursprünglich aus dieser Gegend. Auf jeden Fall sind die neuen Bundesländer bei der Wahl einer Altersresidenz zu berücksichtigen weil Wohnraum in vielen Fällen erschwinglicher ist als im Westen der Republik. Mecklenburg-Vorpommern mit der Gegend entlang der Ostsee und dem Seengebiet bei Schwerin ist ideal für Naturliebhaber, Wanderer und Radfahrer. Selbst Rentner die einmal im Ausland gelebt haben und in deutsche Gefilden zurück möchten bevorzugen oft die Städte im östlichen Deutschland weil Mieten dort noch erschwinglich sind und in Städten wie Görlitz oder Schwerin trotzdem eine perfekte medizinische Versorgung vorhanden ist. Selbst der Erwerb von Eigentum ist im ländlichen Raum der neuen Bundesländer oft viel günstiger als in Bayern oder Baden-Württemberg. Also auf in die neuen Bundesländer. Wer keine Vorurteile gegen Pegida und AfD hat kann sich sogar in Dresden niederlassen. Die Sachsen sind halt anders als die Leute im Westen, aber man muß sie nehmen wie sie sind.
Ich komme aus dem Osten und fühle mich sehr wohl hier.Herzlich Willkommen bei den „BRÜDERN und SCHWESTERN in der OSTZONE “ Leider habe ich die „WESSIS der Generation WIRTSCHAFTSWUNDER “ negativ in Erinnerung bei Besuchen in Ungarn und Bulgarien.Diese armen Westschlucker aus der sozialen Unterschicht kommen jetzt zu uns,da sie in ihrem Goldenen Westen sich den Wohlstand nicht mehr leisten können.Es ist schön, das sie nach 30 Jahren sich endlich mal auf den Weg machen,das andere Deutschland zu erkunden.Herzlich willkommen.Wir schaffen das, die Zuwanderer aus dem Westen zu integrieren.Wenn sich schön uns anpassen und unterordnen, gibt es keine Probleme.Sie wollen ja was von uns.
[…] Großteil der regelmäßigen Ausgaben wird in Miete, Strom und Nahrungsmittel investiert. Neben dem Umzug in eine günstigere Wohnung und dem Wechsel des Stromanbieters können wir daher vor allem beim Wocheneinkauf ordentlich […]
[…] weil unsere Knie schmerzen und jeder Schritt zur Tortur wird. Was, wenn es keinen Aufzug gibt? Umzug? Eine neue Wohnung suchen mit Aufzug suchen? Das ist aufwendig und teuer. Die bessere Lösung ist […]
[…] der Umzug auch nicht treiben. Gut, dass es professionelle Umzugsfirmen gibt, die sich gerne um den Wohnungswechsel der Rentner kümmern. Zum kleinen Preis werden alle Gegenstände, je nach Wunsch, in das neue Heim verfrachtet. […]
[…] sind Junge und Alte aus Ostdeutschland in den Westen gezogen. Das hat sich umgekehrt. Eintagsfliege oder Trendwende? Bereits seit vier […]
[…] viele interessant sein. In den Städte sind die Lebenshaltungskosten höher als auf dem Land; im Osten Deutschland häufig niedriger als im Westen – aber eben nicht […]