Später in Rente, früher tot

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Wer später in Rente geht, ist früher tot. Das ist mittlerweile wissenschaftlich untermauert. Der Wegfall der Belastungen des Berufslebens wirken lebensverlängernd.

Wer später in Rente geht, ist früher tot – klingt ein bisschen wie „Wer früher stirbt, ist länger tot“, der Titel der Filmkomödie von Marcus H. Rosenmüller. Rente und Tod ist aber alles andere als lustig, sondern todernst. Geahnt haben das vielleicht schon viele, so richtig hat sich das bislang aber noch nicht beweisen lassen – bis vor kurzem. Denn, eine deutsch-spanische Studie der Universitäten Mannheim und Barcelona sind der Sache auf den Grund gegangen. Die Autoren der Studie, Cristina Bellès-Obrero, Sergi Jiménez-Martìn und Han, weisen nach, dass es sehr wohl einen Zusammenhang zwischen Renteneintrittsalter und Sterblichkeit gibt.

Trailer des Films „Wer früher stirbt, ist länger tot“

Das ist auch verständlich, denn wer früher in Rente geht, merkt selbst, wie der Druck des Berufslebens abfällt. Die „Frührentner“ können sich wieder mehr um sich selbst und ihr psychisches und physisches Wohlergehen kümmern, was das Leben verlängert. Wer hingegen bis 65 und länger „schuftet“, stirbt früher. Das ist jetzt zwar plakativ ausgedrückt, trifft es aber im Kern. Viele, die vor dem regulären Renteneintrittsalter, in Rente gegangen sind, dürfte dieses Phänomen bestätigen: Sie leben wieder auf und entdecken lang verschüttete Seiten an sich. Das macht zufriedener. Eine ähnliche Feststellung hat auch Kardiologen Prof. Heribert Schunkert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, getroffen, so in einem „Bild“-Interview: „Es gibt aber noch andere Gründe, die unser Herz- und Kreislaufsystem belasten: Das sind vor allem eine falsche Ernährung und mangelnde Bewegung. Beides führt zu Übergewicht, Bluthochdruck und zu Herzerkrankungen.“

Früher tot, wer später in Rente geht

Klingt banal, hat aber weitreichende Folgen. Denn, Politiker und auch vermeintliche Rentenexperten, wie Bernd Raffelhüschen, propagierende einen späteren Renteneintritt und die Abschaffung von „Anreizen für den vorzeitigen Ruhestand“, wie kürzlich in „Focus Online“.

Die Forscher der Unis Barcelona und Mannheim haben genau das untersucht, sprich, ob ein längeres Arbeitsleben sich auf die Sterblichkeit auswirkt. Sie haben dazu Sozialversicherungsdaten aus Spanien ausgewertet und die Effekte der Rentenreform von 1967 untersucht: 1967 wurde das Alter für den Vorruhestand von 60 auf 65 Jahre angehoben. Sprich, wer vor dem 1. Januar 1967 eingezahlt hatte, durfte schon mit 60 Jahren freiwillig in Rente gehen, für alle anderen, die erst später mit der Einzahlung in die Rentenkasse begonnen hatten, musste bis 65 warten, um freiwillig früher in Rente gehen zu können.

Das spanisch-deutsche Forscherteam kam zu dem Schluss, dass die Arbeitsbedingungen am Ende des Berufslebens entscheidend sind. „Die Ergebnisse zeigen, dass eine Verzögerung des Ausscheidens aus dem Erwerbsleben um ein Jahr das Risiko um 4,2 Prozentpunkte erhöht, im Alter zwischen 60 und 69 Jahren zu sterben“, so die Autoren der Studie. Je nach den Arbeitsbedingungen in den letzten Beschäftigungsjahren wirke sich eine Verzögerung des Renteneintritts unterschiedlich auf die Lebenserwartung aus. Entscheidend seien Merkmale wie die körperliche und psychosoziale Belastung, der Selbstwert bei der Arbeit und das Qualifikationsniveau – sie beeinflussen das Sterberisiko bei späterem Renteneintritt.

Erfolgserlebnisse sind wichtig

Wer körperlich und geistig gestresst ist und bis zum Schluss arbeiten muss, riskiert, früher zu sterben. Wer hingegen Erfolgserlebnissen habe und Anerkennung am Arbeitsplatz finde, der müsse nicht fürchten, früher zu sterben. „Wird der Renteneintritt bei Arbeitern mit niedrigem Qualifikationsniveau um ein Jahr verschoben, erhöht sich wiederum die Wahrscheinlichkeit, im Alter zwischen 60 und 69 Jahren zu sterben, um 5,4 Prozentpunkte“, so die Erkenntnis des Forscherteams.

„Wir stellen fest, dass eine Politik, die den Zugang zum Vorruhestand generell abschafft, die sozioökonomischen Ungleichheiten bei der Lebenserwartung verschärfen kann“, schreiben die Forscher. Das heißt, um es einmal plakativ zu formulieren: Wer einem Dachdecker das Recht abspricht, früher in Rente gehen zu können, riskiert seinen frühen Tod. Übrigens, die Spanier waren findig genug, trotz der Rentenreform einen Weg zu finden, früher aus dem Berufsleben auszusteigen, „indem sie beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Teilrente beantragten“, so die Beobachtung des Forscherteams.

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Teilrente als Lösung?

Und was heißt das für die Rentendebatte hierzulande? „Menschen, die eine Teilrente beanspruchen konnten, verzeichneten eine niedrigere Sterblichkeitsrate; dies zeigt, dass ein schrittweiser Übergang in den Ruhestand den negativen Auswirkungen eines längeren Arbeitslebens entgegenwirkt“, so Diskussionspapier. „Eine allmähliche Absenkung der Arbeitsstunden am Ende des Berufslebens ist ein guter Weg, um die Herausforderungen der alternden Bevölkerung für den Arbeitsmarkt zu bewältigen und gleichzeitig die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schützen.“ Dem ist nichts hinzufügen.

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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