Scholz für Rente mit 67

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Wenn es nach Bundeskanzler Olaf Scholz geht, sollen die Menschen erst mit 67 in Rente gehen. Dabei war es seine SPD, die die Rente mit 63 eingeführt hat und sich jetzt wundert, dass viele das auch nutzen.

„Es gilt, den Anteil derer zu steigern, die wirklich bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können“, wird Bundeskanzler Olaf Scholz von der französischen Zeitung „Ouest-France“ zitiert. Aber war es nicht seine Partei, die SPD, die die Rente mit 63 Jahren eingeführt hat? Scholz war sogar deren stellvertretender Vorsitzender damals. Besonders langjährig Versicherte mit 45 Beitragsjahren konnten sogar ohne Abschläge mit 63 in Rente gehen, allerdings nur der Jahrgang 1953, spätere Jahrgänge gehen erst mit 64 und später in Rente.

Babyboomer wollen früh in Rente

Und jetzt will er das Rad zurückdrehen – eine späte Einsicht, denn Rentenexperten hatten ihn schon vor Jahren gewarnt, dass die Babyboomer ab 2023 in Rente gehen werden und auch Abschläge in Kauf nehmen. „Olaf Scholz, der jetzt all das beklagt, hat dies mit verursacht und trägt die politische Verantwortung dafür“, so Frank Stocker von der „Welt“. Aber, so Stocker weiter, Scholz hätte es auch in der Hand, dies nun zu revidieren, indem er jene fatale Entscheidung der Großen Koalition rückgängig macht und die Sonderregelung für langjährig Versicherte aufhebt. Was durchaus passieren kann.

Als Ex-Finanzminister wusste Scholz ganz genau, was in punkto Rente läuft: Viele Babyboomer wollen früher in Rente gehen und tun das auch, wie eine Studie des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) herausfand. 2021 war fast jeder dritte Rentenantrag von einem besonders langjährig Versichertem, der eben schon mit 64 Jahren in Rente gehen darf, wenn er die nötigen 45 Beitragsjahre beisammenhat. 2021 nutzten der Deutschen Rentenversicherung zufolge fast 270 000 Neurentner den abschlagsfreien Weg. Das waren 26,3 Prozent aller neuen Renten. Ein Viertel der Rentenanträge waren von den langjährig Versicherten mit 35 Beitragsjahren, die mit Abschlägen schon im Alter von 63 Jahren in Rente gingen.

„Bild“ hat aktuelle Zahlen zur Frührente:

Seit Einführung der abschlagsfreien Rente nach 45 Beitragsjahren im Jahr 2014 haben schon mehr als zwei Millionen Beschäftigte von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Allein 2021 waren es fast 269 000 Beschäftigte – 26,3 Prozent aller Neurentner! Und: In diesem Jahr droht ein neuer Anstieg. Bis Ende Oktober gab es schon 222 993 Anträge auf die Rente mit 63, das sind 4,1 Prozent mehr als noch 2021 (214 231).

Das Arbeitsleben ist kein Zuckerschlecken

Die Arbeitsleben für Ältere ist eben doch kein Zuckerschlecken mehr, weswegen viele das Weite suchen. Vielleicht würden mehr auch länger bleiben, wenn das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen altersgerecht wären – sie sind es offensichtlich nicht.  Die Zahlen zeigten, dass die Ausweitung der Erwerbstätigkeit in höhere Alter kein Selbstläufer sei, stellt Elke Loichinger, Forschungsgruppenleiterin am BiB fest. In den vergangenen Jahren wollte Arbeitgeber Ältere eher loswerden, statt sie mit Anreizen zu halten. Arbeitgeber müssen sich also nicht wundern, wenn die dann gehen. „Wenn der Ruhestand erst einmal erfolgt ist, kommen nur wenige ins Erwerbsleben zurück“, so Loichinger.

Ab 2025 wird’s dramatisch

Richtig dramatisch wird es wenn die Jahrgänge von 1962 bis 1964 in Rente gehen – das waren die geburtenstärksten Jahrgänge überhaupt seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Jetzt rächt sich, dass die Merkel-Regierung, der übrigens auch Olaf Scholz angehörte, das Thema Rente schlichtweg verschlafen hat oder einfach ignorierte.

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Bild: SPD

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7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Leider vergessen diejenigen, die längeres Arbeiten fordern zu erwähnen, WIE dies geschafft werden soll! Ich zahle jetzt (Dez. 2022) seit 44 1/2 Jahren ins System ein. 2 Ausbildungen mit insg. 5 1/2 Jahren könnte man pingeligerweise abziehen. Ansonsten: Professionelle Sozialarbeit an der Basis. Ich plane Anfang 2024 mit 63 Jahren in Rente zu gehen – mit Abzügen. Ich bin schlichtweg platt und kann schon jetzt nicht mehr.

    Antworten
  • Wenn man bis 63 gearbeitet hat ist es doch wohl normal dass man in Rente gehen will.Die Herren in der Bundesregierung sollten mal mit 63 als Dachdecker arbeiten oder in einem anderen Bauberuf. Es ist einfach eine Frechheit der Rente mit 63 eine Abfuhr zu erteilen.Und wenn ich dann höre es sei nicht zu finanzieren dann sollte man keine Milliarden für andere bereitstellen und es für das eigene Volk nutzen.Daran sollte man mal arbeiten und nicht das Geld an Leute die nie einen Cent in die Rentenkasse eingezahlt haben auszugeben.Wir deutschen können arbeiten bis zum umfallen und andere kassieren ab.
    Einfach nicht zu verstehen.

    Antworten
    • Ehrlich Arbeiten in Deutschland lohnt sich nicht besonders in niedrig Lohn Bereich alles ist so teuer geworden helfte Frist Steuer,Krankenkasse, Mite Versicherung,einfach schlimm und wenn du nach 40 Jahre Arbeit Gesundheit angeschlagen bist kriegst du Rente welches grade so zum überleben reicht also kurz und bündig Leben auf Kosten des Staates lohnt sich besser

      Antworten
  • Helmut Achatz
    8. März 2023 12:11

    Aber offensichtlich lassen wir uns das unwidersprochen gefallen. Bei uns gibt’s keine Massenproteste wie in Frankreich ;-(

    Antworten
    • Ja das stimmt❗️❗️
      Eigentlich müsste man es so wie in Frankreich machen aber das wird wohl bei uns nicht klappen.
      Dafür geht es einigen Leuten noch viel zu gut und der Zusammenhalt ist nicht vorhanden❗️❗️❗️❗️

      Antworten
    • So etwas wie in Frankreich wird es bei uns nicht geben davon sind wir noch weit entfernt.
      Einigen geht es hier noch viel zu gut um auf die Straße zu gehen.Und außerdem widersprechen wir Deutschen nicht und wenn doch wird man gleich egal welcher Partei man angehört in die Rechte Ecke gestellt ❗️❗️

      Antworten

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