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Keine Angst vor Altersarmut
Wer über Altersarmut redet, muss auch darüber reden, wie deutsche Politiker den Deutschen die Chancen des Kapitalmarkts gründlich madig gemacht und sie durch gesetzgeberische Maßnahme davon abgehalten haben. Wenn einer wie Friedrich Merz, der ums Amt des CDU-Vorsitzenden kandidierte, wegen seines Vorschlags, mit Aktien fürs Alter vorzusorgen, sofort in die Lobbyisten-Ecke gestellt wird, sagt das alles aus über die Aktien-Antipathie der Deutschen. Das rächt sich jetzt leider. Denn wir Deutsche müssen Angst vor dem Alter haben, anders als die Norweger.
Transparenz als Voraussetzung
Leider kann der Einzelne die Anlagepolitik des „Statens pensjonsfond utland“ mangels Masse nicht unmittelbar umsetzen. Lässt sich trotzdem von den norwegischen Finanzverwaltern lernen? Die Norweger streuen das Vermögen weltweit, um das Risiko zu minimieren, sie verteilen das Geld auf Anleihen (29,7 Prozent), Aktien (67,6 Prozent) und Immobilien (2,7 Prozent) – und investieren langfristig. Risk-adjusted-Return, sprich möglichst hohe Rendite bei möglichst geringem Risiko propagiert Fondschef Yngve Slyngstad. Transparenz und Verantwortung gehören ebenfalls zu den Leitlinien – und dazu gehört, dass jeder Norweger jederzeit weiß, wie viel der Fonds wert ist und in was er investiert. Auf der Einstiegsseite des Fonds läuft eine Vermögensuhr, die den aktuellen Marktwert des Fonds in Bruchteilen von Sekunden ausrechnet.
Besser als der Index
Letztlich orientieren sich die norwegischen Fondsmanager natürlich an einer Richtgröße – und das ist der FTSE Global All Cap Index, ein Korb von 8000 Aktien von größeren Unternehmen weltweit, gewichtet nach ihrem Börsenwert. Daraus errechnet sich ein Durchschnitt, der Index eben. Den Korb zusammengestellt hat FTSE Russell, eine Tochter der Londoner Börse, wobei die Abkürzung FTSE für Financial Times Stock Exchange steht. Privatanleger wären langfristig allerdings mit dem konkurrierenden MSCI World besser gefahren – und mit dem MSCI World Minimum Volatility noch besser. Beides sind ebenfalls Körbe von Tausenden Unternehmen weltweit. „Korb-Macher“ ist MSCI (vormals Morgan Stanley Capital International), ein in New York ansässiger Finanzdienstleister, der Indizes zusammenstellt und anderen gegen Geld erlaubt, diesen Index zu benutzen. Die Fondsbranche hat sich darauf eingeschossen und eine Vielzahl von entsprechenden Index-Fonds entwickelt, darunter auch die beiden genannten.
Norwegen wird immer reicher
Das Konzept der Norwegen scheint zu stimmen, denn auf Dauer wächst das Vermögen des Fonds zum Wohl künftiger Generationen. Sie haben ihren Öl- und Gas-Schatz sinnvoll genutzt, um für die Zukunft vorzusorgen. Davon kann sich Deutschland eine Scheibe abschneiden.
Aber so lange Aktienbesitz hierzulande verteufelt und die Aktienkultur mit Füßen getreten wird, bleibt es beim sehnsuchtsvollen Blick nach Norden. Die Folge wird sein, dass sich Altersarmut weiter ausbreitet und der Verteilungskampf nach 2025 erst so richtig losgeht.
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18 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Wer seine Rente vor Erreichung des Regelalters beantragt muß Abschläge von 0,3 % für jeden Monat in Kauf nehmen den er früher in Rente geht. Bei zwei Jahren sind das bereits 7,2 % weniger als die errechnete Regelaltersrente. Wenn die Rente dann kommt ist es auf jeden Fall weniger als ursprünglich angekündigt. Jetzt werden auch noch Beiträge zur Krankenversicherung und auch Zusatzbeiträge, die allein vom Rentner zu zahlen sind, sowie Beiträge für die Pflegeversicherung von der Bruttorente abgezogen. Das sind dann auch noch mal € 100,- Abzüge pro Monat. Bei €1100,- Rente bleiben also nur noch €1000,- im Monat übrig. Das sind dann €12000,- Rente pro Jahr. Davon sind auch noch Steuern zu zahlen. Bei einem ledigen Rentner beträgt die steuerfreie Rente € 8625,-. In diesem Fall hätte der Rentner das Glück auch noch Steuern für eine Rente von €3375,- bezahlen zu dürfen.
Danke für den Kommentar. Ja, brutto ist nicht gleich netto, das ist vielen nicht bewusst.
Bei der alljährlichen Renteninformation werden von den Empfängern drei wichtige Punkte gerne übersehen:
1. Die genannten Rentenbeträge sind brutto, d. h. hiervon gehen noch Kranken- und Pflegeversicherung sowie im Einzelfall noch Steuern runter.
2. Auf der RÜCKSEITE stehen noch weitere wichtige Informationen, insbesondere im vorletzten Absatz und da im letzten Satz: Wie hoch ist die Kopfkraft von 100 EUR wenn ich in Altersrente gehen werde?
3. Bei der Renteinformation wird nicht geprüft, ob ihre Datengrundlage vollständig und richtig ist. Deshalb sollte man – am besten immer dann, wenn man einen runden Geburtstag feiert, aber auch jederzeit ohne besonderen Grund – einen „Antrag auf Kontenklärung“ stellen. Auch die Information, dass alles richtig gespeichert ist, ist eine Information. Tipp: Statt einer RentenINFORMATION sollte man besser eine RentenAUSKUNFT beantragen. In dieser steht nämlich auch, wie hoch die Renten wegen Todes sind.
Leider reitet die Renteinformation zu viel auf dem Thema „Altersvorsorge“ rum. Mindestens genau so wichtig ist das Thema Absicherung im Fall der Erwerbsminderung (Rund 1/4 eines Jahrganges schafft es überhaupt nicht in die Altersrente, weil man so krank wird, das an Weiterarbeiten nicht zu denken ist).
Bei Thema zusätzliche Absicherung im Fall von Erwerbsminderung, Alter und Tod empfiehlt sich der Gang zu Verbraucherzentrale. Eine Altersvorsorgeberatung kostet beispielsweise in NRW derzeit 170 €. Viel Geld? Auf jeden Fall weniger Geld, als sich Versicherungsvertreter und Banken für unsinnige Produkte als Provision auf die Tasche tun.
[…] Altersvorsorge-Pass, der ausweist, wie viel jeder Einzelnen an privater und betrieblicher sowie gesetzlicher Rente zu erwarten hat und was ihm nach Abzug von Sozialversicherung und Steuern netto …. Den Altersvorsorge-Pass wird es allerdings so schnell nicht geben. Viele sind da ziemlich […]
[…] ja nur die halbe Wahrheit, denn von der Brutto-Rente gehen ja nicht nur Steuern weg, sondern auch Sozialabgaben, sprich Kranken- und Pflegeversicherung, die sich auf die Höhe der Rente beziehen. Das heißt, den Rentnern wird noch weit mehr als die […]
[…] muss schon 35 Jahre Wartezeit vorweisen können. Blödes Wort „Wartezeit“ – da fallen Beitrags- und Ersatzzeiten hinein, auch die Lehrlingsjahre und die Bundeswehr – ja, die gab’s damals noch zu meiner Zeit, als ich jung war. Dazu gehören neben […]
[…] sich allein auf die gesetzliche Rente verlässt, ist verlassen. Ohne private Vorsorge geht’s nicht. Die betriebliche Altersvorsorge ist […]
[…] Wie lese ich meinen Rentenbescheid und was bedeutet das? […]
[…] Für jeden Monat, den ein Beschäftigter früher in Rente geht, muss er einen Abschlag von 0,3 Proze… in Kauf nehmen. Wer also beispielsweise Anfang März 1954 geboren ist, kommt auf einen Abschlag von 9,6 Prozent. […]
[…] wiegelte ab. Schulz wollte es dann noch genau wissen. Merkel bestand darauf, es bleibe bei der „Rente ab 67“. Schulz klopfte der Kanzlerin verbal auf die Schulter: „ganz toll.“ Merkel betonte nach einmal: […]
[…] Monat zehn Jahre lang an die Krankenversicherung. Wohl gemerkt zusätzlich zu dem, was sie als Rentner sowieso schon an Krankenkassenbeiträge berappen müssen. Einige dürften in der Rente damit mehr Krankenkassenbeiträge zahlen als in […]
[…] Darüber, wie Altersarmut entsteht und wie sie wirksam bekämpft werden kann, informiert der Sozialverband umfassend im Rahmen einer deutschlandweiten Informationskampagne. Neben aktuellen Zahlen, Daten und Fakten hat der Verband ein Konzept veröffentlicht, das konkrete Lösungswege aufzeigt. Die Kampagne richtet sich sowohl an die politischen Entscheidungsträger als auch an die Bevölkerungsgruppen, für die das Risiko wächst, im Alter zu verarmen. […]
[…] dennoch mit 63 in Rente gehen will und die erforderlichen 45 Beitragsjahre nicht zusammenbringt, muss mit Abschlägen rechnen. Für die 1954 Geborenen heißt das: minus 9,6 Prozent, bei den 1955ern sind es 9,9 Prozent und […]
[…] 65 Jahre plus neun Monate … Wer jünger ist, muss noch ein paar Monate länger arbeiten – bis 2031 die reguläre Altersgrenze bei 67 Jahre angekommen […]
[…] Versichertenberater oder -älteste vorrechnet, was unterm Strich wirklich herauskommt und sie den Rentenbescheid […]
[…] 65 Jahre plus neun Monate … Wer jünger ist, muss noch ein paar Monate länger arbeiten – bis 2031 die reguläre Altersgrenze bei 67 Jahre angekommen […]
[…] steht da genau drin und was heißt das konkret? „Die Höhe ihrer künftigen Regelaltersrente … entspräche nach heutigem Stand einer monatlichen Rente von.“ Die dürfte schon niedriger […]
[…] und ihnen der Rentenberater vorrechnet, was unterm Strich wirklich herauskommt und sie den Rentenbescheid […]