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Hier ein Sonderregelung, dort eine neue Bestimmung – das gesetzliche Rentensystem ist mittlerweile völlig intransparent. Vielen reicht die gesetzliche Rente im Alter nicht für ein würdevolles Leben. Leider wird es nicht besser, sondern eher schlimmer. Erst jetzt wieder hat der Sozialbeirat der Bundesregierung eine dieser Ungereimtheiten aufgedeckt. Wie „Bild“ schreibt, ist die „Ost-Rente viel zu hoch!“. Das Blatt beruft sich auf den Sozialbeirat der Bundesregierung. Bei gleichem Lohn gebe es im Osten 140 Euro mehr Rente – das seien 8,5 Prozent.
Ost-Rente um 140 Euro zu hoch
Im Rentenversicherungsbericht des Sozialbeirats liest sich das so: „Ein Rentenversicherter, der seit der Wiedervereinigung (1990) im Osten ein Einkommen in Höhe des westdeutschen Durchschnittsentgelts (gemäß Anlage 1 SGB VI) erzielt hat, hat bereits bei geltendem Recht während dieser 25 Jahre einen monatlichen Rentenanspruch erworben, der den des westdeutschen Durchschnittsverdieners um 140 Euro pro Monat (bzw. 19,4 Prozent) übersteigt. 20 Nach einer Angleichung der aktuellen Rentenwerte stiege dieser Vorteil sogar auf 211 Euro (bzw. 29,2 Prozent). Je länger auf eine Angleichung der Rentenberechnung verzichtet wird, umso größer fällt dieser Unterschied zugunsten der ostdeutschen Versicherten aus. Im Übrigen ist früher oder später ein Erreichen und schließlich Überschreiten des aktuellen Rentenwerts durch den aktuellen Rentenwert (Ost) allein schon aufgrund der asymmetrischen Wirkung der bestehenden Schutzklausel für die Anpassung Ost vorgezeichnet.“
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Interessantes im Rentenversicherungsbericht
Der Rentenversicherungsbericht enthält noch einige andere interessante Details: Die Kritik am niedrigeren aktuellen Rentenwert (Ost) ist sicherlich auch im Zusammenhang mit der anhaltenden Divergenz der Entgeltniveaus zwischen den alten und den neuen Bundesländern zu sehen. Dabei sollte aber nicht unberücksichtigt bleiben, dass die Kaufkraft der Einkommen durch die Lebenshaltungskosten bestimmt wird, die insbesondere hinsichtlich der Wohnkosten differieren, aber auch bei arbeitsintensiven Dienstleistungen beträchtliche Unterschiede aufweisen.21 Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten in Ostdeutschland niedriger.“
Rentensystem läuft aus dem Ruder
Aber geändert soll daran nichts, denn „ein Beibehalten der geltenden Regelungen könnte sich als sinnvoller erweisen als eine Reform: Im Fall der Herstellung einer einheitlichen Rentenberechnung würde zwar formal die als Benachteiligung der Menschen in Ostdeutschland empfundene rentenrechtliche Ungleichbehandlung abgeschafft, tatsächlich würden Versicherte in Ostdeutschland aber schlechter gestellt.“ Wie schreibt doch die „Bild“ so schön – „je nach Art der Reform gebe es viele Verlierer, unter anderem würden die ‚Versicherten in Ostdeutschland schlechter gestellt’, weil sie dann auf dem niedrigeren West-Niveau wären“. Was für eine Logik!
Überhaupt lohnt es sich, das „Gutachten des Sozialbeirats zum „Rentenversicherungsbericht 2015“ zu lesen. Spannend, was da drin steht. Viel Spaß bei der Lektüre!
Weiterführende Links:
- Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenversicherungsbericht 2015
- Rentenversicherung in Zeitreihen
- Rente in Ostdeutschland viel zu hoch („Focus“)
- Angleichung der Renten Ost und West („Uni Leipzig“)
- Kollabiert das Rentensystem: vorunruhestand
https://twitter.com/JEllermann/status/671601502671273984
Rente und Versorgungsausgleich wurde soeben publiziert! https://t.co/NvXySHygPP Vielen Dank an @Steuertipps_ @SchickGerhard @matahamataha
— R. Hoheisel-Gruler (@RHGSIG) December 1, 2015
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7 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
[…] Helmut Achatz Hier ein Sonderregelung, dort eine neue Bestimmung – das gesetzliche Rentensystem ist […]
Der letzte Kommentar wurde gelöscht, weil er weit unter der Gürtellinie lag und gegen die Netiquette verstieß
Seit wann geht die Wahrheit gegen die Netiquette? Euch kotzt es doch nur an, dass mal einer seine Meinung kundtut, die nicht der öffentlichen diktierten Meinung gleichkommend ist und auf Euch aufzwigt, was für eine verlogene Bande seid.
„verlogene Bande“, „ankotzen“ … entsprechen nicht dem üblichen Ton hier – und die beiden Wörter sind noch die harmlosesten :-(. Eine Meinung lässt ich auch in einem anderen Ton sagen – der Ton macht die Musik
Gerade wir Silver Ager sollten in allen und auch in dieser Diskussion Sachlichkeit walten lassen. Verunglimpfungen, Beschimpfungen, Tiraden aller Subkulturen haben wir in unserer Gesellschaft derzeit genügend. Diese bringen nur „verpestetes Klima“, tragen aber nichts zur Sache bei. Also: bitte mehr „Gemütlichkeit“. Nur allzu gut verstehe ich, dass insbesondere Bezieher von kleineren Renten und Pensionen derzeit missmutig auf die schrumpfenden Renten schauen. Hier tut jeder eingebüßte Euro weh. Im Sinne der Machbarkeit müssen wir alle jedoch zur Kenntnis nehmen: das ganze Rentensystem ist von Otto Bismarck vor 130 Jahren in seiner derzeitigen Form ins Leben gerufen worden und seither, weil wir Deutschen wenig Mut zur Veränderung haben, nur äußerst geringfügig geändert worden.
Wir werden nun mal alle älter, wir leben länger. Zu Bismarcks Zeiten wurden wir kaum 70, geschweige denn 80 oder noch älter. Damals dezimierten Kriege und Seuchen unsere Population. Männer kamen nicht oder so geschädigt aus den Kriegen zurück, dass sie die „Ruhegrenze“ nicht erreichten. Frauen starben im Kindbett. etc. Alles von Bismarck einkalkulierte „Rentenkürzungen“, die heute überhaupt nicht mehr greifen. Wir können von Glück reden, dass wir Silver Ager überhaupt noch so in Saus und Braus leben können, weil wir dank 43 Millionen Schaffender in der Republik noch ziemlich prall gefüllte Kassen haben. Dieses Blatt kann sich in Windeseile zu unserer aller Nachteil wenden, falls wir mal wieder Arbeitslose von 4.-5 Millionen haben sollten. Diese zahlen nämlich nicht in unsere Rentenkassen ein. Verstärkend zu diesem Problem käme hinzu, dass dann in der Zukunft noch deutlich weniger im Arbeitsprozess sein werden, dh. weniger, die für uns Rentner einzahlen. Es gibt in der Welt kein vergleichbares Land mit einer solch bequemen Hängematte für Silver-Ager, die so ungestört und bequem ihr Leben „auf Gesellschaftskosten“ leben können wie das Unsrige. Wir gehen zum Arzt, wenn´s irgendwo drückt. Wir haben regelmäßig am 30igsten unsere Rente/Pension auf dem Konto. Wir finden -selbst wenn´s schwerer wird- immer einen „Unterschlupf“, wo wir unser Alter relativ angenehm verbringen können. Dieses Erbe nehmen wir mit in unsere Gräber. Unsere Nachwelt ist gut beraten, sich nicht an unserem Rentnerleben zu orientieren, weil wir die letzten sind, die nach dem Bismarckschen Modell ganz ordentlich den Lebensabend genießen können. Darauf sollten wir demütig eine Flasche Rotwein öffnen und mit guten Freunden auf unser „Dolce Vita“ anstoßen. Wenn Sie jetzt toben sollten: ja, ich weiß, es gibt viele Silver Ager, denen es ziemlich „nass reinregnet“, die ordentlich an der Existenzgrenze vorbeischrammen. Das ist unbestritten und tragisch. Hier müssen wir gesamt solidarisch helfen. Wenn also einer von denen im Dolce Vita einen Nachbarn hat, dem es weniger gut geht, sollte es unsere Nächstenliebe ermöglichen, hier gute Nachbarschaftshilfe zu leisten.
Dennoch finde ich steht es uns Älteren wirklich gut zu Gesicht, mit unnötigen Attacken auf das System, die Politik, die Gesellschaft aufzulaufen. Wir sind es zusammen mit der Elterngeneration gewesen, die die demografische Entwicklung, der wir Silver Ager nunmehr ausgesetzt sind, ignoriert haben, oder zumindest versäumt haben, mit der gebotenen Weitsicht das Bismarcksche Rentenmodell in einer Version 21.0 (21. Jahrhundert) upzudaten.
Auf unser Alter!
Viele Grüße
Georg-W.Moeller
[…] die Finnen, die Schweden, die Norweger, Singapur, Neuseeland und die Kanadier: die Rente. Das deutsche Rentensystem ist nur Mittelklasse. Das brachte eine Studie des Beratungsunternehmens Mercer ans Licht. […]
[…] fünften zu. Der demografische Wandel ist in Deutschland in vollem Gang, die Belastungen für das Rentensystem steigt. Diese Entwicklung wird sich in Zukunft weiter verstärken, da demnächst die so genannte […]