Wann kommt nun die E-Patientenakte?

Gesundheit

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Was andernorts längst selbstverständlich ist, artet in Deutschland zum Drama aus: die elektronische Patientenakte (ePA). Jetzt verzögert sich der Start erneut. Ob das 2025 noch etwas wird?

Stell dir vor, alle reden über Digitalisierung – nur keiner macht’s. Das ist die Situation im deutschen Gesundheitswesen. Während die Israelis schon seit Jahrzehnten eine elektronische Patientenakte (ePA) haben, wird in Deutschland immer noch darüber diskutiert. Wir hinken also um Jahrzehnte hinterher. Bereits seit Mitte der 90er-Jahre laufen dem „Ärzteblatt“ zufolge in Israel erste Projekte zum Austausch digitaler Gesundheitsdaten; heute nutzen quasi alle Israelis eine funktionierende, elektronische Patientenakte (Eletronic Medical Record, EMR), wie „Forbes“ schreibt. Zudem laufe das Gesundheitswesen in vielen Fällen komplett papierlos ab.

Angedacht als Start für die ePA für alle gesetzlich Versicherten war der 15. Januar 2025. Davon kann keine Rede mehr sein. „Vorausgesetzt, dass die Erfahrungen in den Modellregionen positiv sind, ist die bundesweite Einführung der ePA für alle ab April möglich“, schreibt die Gematik GmbH, die Gesamtverantwortliche für die ePA.

Schub für die E-Patientenakte?

Die ePA scheint jedoch ein Rohrkrepierer zu werden, denn die Kassenärztlichen Vereinigungen in den drei Testregionen für die elektronische Patientenakte sind ganz und gar nicht begeistert und fordern mehr Zeit, um diese vor der bundesweiten Einführung zu testen, wie „Welt“ schreibt. Die Pilotphase laufe nach fünf Wochen immer noch nicht vollumfänglich, teilten die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Bayerns, Hamburg, Nordrhein und Westfalen-Lippe mit. Die rund 300 teilnehmenden Praxen in und um Hamburg, in Franken und Teilen Nordrhein-Westfalens berichten demnach, dass die technischen Voraussetzungen fehlen oder dass es Komplikationen gebe, sodass diese die ePA nicht wirksam testen könnten. Das Zeitfenster sei „deutlich zu knapp bemessen“, um die wichtigsten festgestellten technischen Probleme zu beseitigen.

Angeblich ist für alle gesetzlich Versicherten eine ePA angelegt, so „Heise Online“. Stand 17. Februar 2025 waren das 70.394.759 Akten. Wer seine ePA aktiv nutzen wolle, müsse sich dazu die App auf seinem Smartphone installieren und die PIN (Personal Identification Numbe) seiner elektronischen Gesundheitskarte oder die seines Personalausweises kennen. Alles ziemlich kompliziert und nicht besonders anwenderfreundlich.

Was enthält die ePA?

In der ePA sollen beispielsweise ärztliche Befunde, Röntgenbilder und Medikamentenlisten gespeichert werden, womit sich Mehrfachdiagnose und unnötige Wege ersparen ließen. Ärzte könnten viel einfacher Daten untereinander austauschen, was Zeit und Geld sparen würde. „Deutschlands Gesundheitswesen hängt in der Digitalisierung um Jahrzehnte zurück; das können wir nicht länger verantworten“, so Lauterbach. In den kommenden Wochen will entsprechende Gesetze auf den Weg bringen.

Freiwillig scheint in Deutschland wenig zu laufen: Die elektronische Patientenakte war schon 2021 eingeführt worden. Dumm nur, dass sie fast niemand nutzt. Was wunder, wer bei seiner Krankenversicherung einmal nach „elektronischer Patientenakte“ sucht, wird schnell feststellen, wie kompliziert es ist, sie zu nutzen. Ein Beispiel dafür: die TK. Da steht: „Die nachfolgenden Nutzungsbedingungen für den Zugang zur elektronischen Patientenakte (ePA) über TK-Safe („TK-Safe-Nutzungsbedingungen“) regeln die rechtlichen Bedingungen und Voraussetzungen für die Nutzung der ePA über die App- sowie die Desktop-Anwendung ‚TK-Safe“. Spätestens nach der zweiten Seiten der „Nutzungsbedingungen“ hören die meisten auf zu lesen und lassen es. Bei anderen Krankenkassen sieht es nicht besser aus. Selbst technikaffine Versicherte haben null Bock auf die elektronische Patientenakte.

Die E-Akte muss erst mit Leben gefüllt werden, wie die Verbraucherzentrale zu bedenken gibt.

Das sollten Sie wissen:

  • Ihre ePA ist am Anfang leer.
  • Nach und nach kommen Daten durch Behandlungen oder eigene Einträge hinzu.
  • Im Laufe der Zeit entsteht ein Überblick über Ihre Gesundheit. Je vollständiger Ihre ePA ist, desto größer ist der Mehrwert für Ihre medizinische Versorgung.
  • Derzeit sind noch nicht alle Funktionen nutzbar. Die ePA wird immer weiter ausgebaut.

Quelle: Verbraucherzentrale

Wunsch und Wirklichkeit

Bei der Digitalisierung müssen allerdings Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenhäuser mitspielen. Ob das gelingt, ist zurzeit allerdings fraglich. Die Kaufmännische Krankenkasse KKH erklärt in einem Video, was die elektronische Patientenakte ist. Die Realität sieht leider ganz anders aus. Vielleicht ändert das Opt-out-Verfahren etwas an der Verbreitung der elektronischen Patientenakte.

Wie komme ich an die ePA?

T-Online erklärt, wie Patienten an die ePA kommen: „Seit dem 1. Januar 2021 hat jeder gesetzlich Versicherte Anspruch auf die Bereitstellung einer ePA durch seine Krankenkasse. In der Regel kann diese im Online-Bereich der Kasse beantragt werden. Zu Ihrer Karte erhalten Sie dann – nach einer Überprüfung Ihrer Identität – eine PIN, mit der Sie sich in der App der Krankenkasse anmelden können. Auch möglich ist die Anmeldung beim nächsten Arztbesuch über das Kartenterminal in der Praxis.“ Bei einem Krankenkassenwechsel können die Daten mitgenommen werden. Neben einer App für Tablet und Smartphone gibt es mittlerweile auch eine Anwendung für PC/ Laptop.

Kritik bremst Einführung

Kaum hat Karl Lauterbach angekündigt, die Einführung der ePA zu beschleunigen, regt sich schon von vielen Seiten Kritik – und das nach 20 Jahren Versuchen, die ePA einzuführen. Deutschland ist ein dermaßen technikfeindliches Land geworden. Was in anderen Ländern selbstverständlich ist, wird hierzulande permanent und dauerhaft hinterfragt und ausgebremst. „Damit die ePA (elektronische Patientenakte) mit all ihren Vorteilen akzeptiert wird, benötigen die gesetzlichen Krankenkassen Zeit für die Vorbereitung, die Information und die Aufklärung ihrer Versicherten. Um keine unrealistischen Erwartungen zu wecken, sollte die Einführung der ‚ePA für alle‘ zum 1. Juli 2025 erfolgen.“ Das heißt, die Krankenkassen wollen die Einführung auf Mitte 2025 verschieben, so zumindest vermittelt es eine Pressemitteilung des Spitzenverbands GKV. Eigentlich war der 1. Januar 2025 geplant.

 

Image by Tung Nguyen from Pixabay

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Helmut Achatz

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