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Die von der FDP vorgeschlagene Aktienrente entwickelt sich zum Rohrkrepierer. Zehn Milliarden sind zu wenig – und das auch noch auf Pump. So wird’s nichts mit Generationenkapital.
„Millionen Babyboomer im Rentenalter setzen die Sozialkassen unter Druck; deshalb will die Ampel-Koalition mit ihrer nächsten Rentenreform Neuland betreten – mit dem Generationenkapital“, klingt auf dem Papier gut, damit springen die Freien Demokraten aber leider zu kurz.
Schwierige Geburt der Aktienrente
Die von der FDP vorgeschlagenen Aktienrente soll mit 2o23 mit einem Startkapital von zehn Milliarden Euro ausgestattet werden, die in das Rentensystem investiert wird. Zum einen sind zehn Milliarden Euro viel zu wenig, zum anderen soll dieses Startkapital durch Schulden zusammenkommen. Im Bundeshaushalt 2023 seien jetzt für den Aufbau eines Stiftungsvermögens, mit dem dann langfristig das Rentensystem stabilisiert werden soll, Kredite in Höhe von zehn Milliarden Euro vorgesehen, berichtet die „Tagesschau“.
Ablehnung der #Aktienrente ist unverantwortlich & wohl schlicht ideologisch getrieben: Was nicht ins Weltbild passt, darf nicht sein. Aber internationale Beispiele zeigen klar die langfristig positiven Wirkungen auf Rentenstabilität, /1https://t.co/kdAEV3qwop
— Katja Hessel (@fdp_hessel) February 14, 2023
Die Schweden zeigen, wie’s richtig ist. Die Ampel-Regierung kann sich leider nicht dazu entschließen, von den Schweden zu lernen. Dorothea Siems von der „Welt“ stellt eine einfache Rechnung auf: „Zwar ist die Idee, die gesetzliche Rentenversicherung mit einem Kapitalstock zu stabilisieren, grundsätzlich gut; doch die Umsetzung des Projekts legt den Verdacht nahe, dass es SPD, Grünen und der FDP vor allem darum geht, der jungen Bevölkerung vorzugaukeln, dass man in der Rentenpolitik nicht nur die Senioren im Blick hat“. In Deutschland mit dem Ansparen in der Rentenversicherung erst jetzt anzufangen, komme zu spät, um die Beitrags- und Steuerzahler in der besonders kritischen Phase zwischen 2025 und 2040 noch zu entlasten. Wer spät komme, müsste besonders viel Geld in die Hand nehmen. Da nehmen sich die zehn Milliarden Euro lächerlich aus. Durch die Finanzierung auf Pump bürdet er der jungen Generation sogar noch mehr Lasten auf. Die Entlastungswirkung künftiger Rentenfinanziers bestehe somit lediglich aus der Differenz zwischen den zu zahlenden Zinsen und der – hoffentlich – an den Kapitalmärkten erzielten Rendite.
Mit Aktien und anderen Kapitalanlagen wollen wir heute die Rente für die nächsten Generationen sichern. Warum das #Generationenkapital der Startschuss für einen echten Systemwechsel in der gesetzlichen Altersvorsorge ist?
Klären wir! #CL_erklärt #Aktienrente pic.twitter.com/qXjmtGRjLG
— Bundesministerium der Finanzen (@BMF_Bund) January 10, 2023
Aktienrente und ihre Aussichten
Mit der Aktienrente wollte – oder will immer noch – Deutschland Schweden nacheifern, wenn es um das Rentensystem geht. Schweden hat solche Vorsorgefonds bereits seit 1998. Ein Vorbild für Deutschland? Ja, denn die Schweden sind überaus erfolgreich mit ihrer Aktienrente. Für Deutschland ist eine Aktienrente Neuland, denn bisher wird die gesetzliche Rente nur durch Beiträge und Steuern finanziert. Das wird auf Daue aber nicht funktionieren, deshalb will Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) mit der Aktienrente ein sogenanntes Generationenkapital schaffen. Heil hat übrigens noch weitergehende Reformpläne, um damit das Rentenniveau dauerhaft zu sichern.
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Was haben Aktiensparer davon?
In dem Eckpunktepapier der FDP steht:
Wir machen die Aktien- und Vermögensanlage steuerlich attraktiver, insbesondere durch die Förderung von Aktiensparen.
- Wir wollen, dass mehr Bürgerinnen und Bürger in Aktien investieren, da langfristige Aktienanlagen den Vermögensaufbau stärken und vor Inflation schützen können. Eine höhere Aktienanlage nützt auch unseren Unternehmen, denn sie können sich leichter Eigenkapital beschaffen. Dies sorgt wiederum für höhere Investitionen und schafft Sicherheitspuffer für Krisenzeiten.
- Um stärkere Anreize für die Aktienanlage zu erzeugen, wollen wir einen Freibetrag für im Privatvermögen erzielte Gewinne aus der Veräußerung von Aktien und von Aktienfondsanteilen einführen.
- Darüber hinaus wollen wir die Rahmenbedingungen für die Aktienanlage verbessern, indem wir den gesonderten Verlustverrechnungskreis für Aktienveräußerungsverluste abschaffen.
- Damit wir auch eine wesentliche Vereinfachung im Abgeltungssteuerverfahren erreichen, wollen wir gleichzeitig die gesonderten Verlustverrechnungskreise für Verluste aus Termingeschäften und aus Forderungsausfällen im Privatvermögen aufheben.
- Um den Fondsstandort Deutschland auch steuerlich zu stärken, werden wir die Umsatzsteuerbefreiung für Wagniskapitalfonds im Rahmen des unionsrechtlich Zulässigen ausweiten
Aktienrente zum Selbst-Nachbauen
Wer nicht warten will, bis sich die Scholz-Regierung endlich um das Thema Rente kümmert, kann sich ja selbst an den Schweden orientieren und der Fonds AP7 selbst nachbilden. Das Portal „ExtraETF“ zeigt wie’s geht: „Beim AP7-Aktienfonds handelt es sich um einen staatlich verwalteten Fonds, der einem strengen Portfoliomanagement unterliegt; er ist ein Bestandteil der schwedischen Premium-Rente, die wiederum eine wichtige Säule für das Rentensystem in Schweden darstellt“. Und wie lässt sich das nachbauen? „Der Kern des Portfolios des AP7-Fonds besteht zu 100 Prozent aus Aktien und selbst Aspekte wie das faktorbasierte Investieren oder die nachhaltige sowie soziale Verantwortung kommen nicht zu kurz. Um eine simple Nachbildung der Strategie zu ermöglichen, haben wir uns auf folgende Gewichtung festgelegt: 50 Prozent Industrieländer (ESG), 20 Prozent Schwellenländer (ESG), jeweils zu 12,50 Prozent den Faktor ‚Quality‘ sowie den Faktor ‚Value‘ und abschließend kommt noch fünf Prozent Private Equity hinzu.“ Dabei kam diese Liste heraus:
Aktienrente mit ETFs
Name | WKN | ISIN | Gewichtung |
iShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF | A2PCB4 | IE00BHZPJ569 | 50% |
iShares MSCI EM ESG Enhanced UCITS ETF | A2PCB0 | IE00BHZPJ239 | 20% |
Xtrackers MSCI World Quality UCITS ETF | A1103D | IE00BL25JL35 | 12,5% |
Xtrackers MSCI World Value UCITS ETF | A1103E | IE00BL25JM42 | 12,5% |
iShares Listed Private Equity UCITS ETF | A0MM0N | IE00B1TXHL60 | 5% |
Xtrackers Global Aggregate Bond Swap UCITS ETF | DBX0NV | LU0942970103 | altersabhängig |
Quelle: ExtraETF
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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Das Vorsorge-Sparen mit ETFs ist eigentlich eine gute Idee, doch wie kann man Arbeitnehmern, die sich nicht selbst darum kümmern wollen, so etwas ermöglichen, ohne dass jemand mit fetten Provisionen daran verdient?
Die Politik selbst ist in Deutschland für die größer werdende Kluft zwischen Pensionen und Renten verantwortlich und somit bei Altersvorsorge-Angelegenheiten für künftige Rentner völlig unglaubwürdig.
Dafür müsste eine Aktien-Willkommenskultur in Deutschland geschaffen werden und Kindern Finanzwissen in den Schulen vermittelt werden. Das Gegenteil ist zurzeit leider der Fall.
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[…] Wirtschaftsweisen plädieren für eine aktienbasierte Altersvorsorge – die allerdings müsse „deutlich attraktiver, renditestärker und weiter verbreitet sein als […]