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Arme Münchner und Hamburger Rentner – und vor allem die künftigen. Sie werden in Zukunft deutlich schlechter leben als heute, denn das Geld der gesetzlichen Rentenversicherung wird hinten und vorne nicht reichen. „Viele Deutsche leben auf morastigem Grund, dann nämlich wenn es um ihre finanzielle Zukunft geht“, schreibt die „Welt“ in der Ausgabe vom Freitag, den 13. November 2015. „Nur die wenigsten Bundesbürger dürfen darauf hoffen, dass die gesetzliche Rente ihren Lebensstandard im Alter sichert“. Es wird in Zukunft also eher noch schlimmer als besser – und daran wird auch die Rentenerhöhung im kommenden Jahr nichts ändern.
Münchner Rentnern bleibt weniger als Berlinern
Der Branchenverband der Versicherer (GDV) hat vom Forschungsinstitut Prognos ausrechnen lassen, was Rentner künftig an Kaufkraft bleibt. Das Ergebnis, so viel vorweg, ist erschreckend und sollten jeden, der bereits Rente bezieht oder demnächst in Rente geht aufhorchen lassen. Die Sozialforscher haben sich dabei nicht auf den abstrakten „Eckrenter“ gestützt mit Durchschnittslohn aus 45 Jahre Beitragsjahren, sondern auf praxisnahe Beispiele in München und Hamburg. „So darf ein Elektroinstallateur in München 2040 zwar mit einer sogar etwas höheren Rente rechnen wie ein Elektroinstallateur in Berlin, nämlich 1452 Euro verglichen mit 1451 Euro; das deutlich höhere Preisniveau in der bayerischen Hauptstadt zwingt den Ruheständler jedoch zu deutlichen Abstrichen beim Lebensstandard“, schreibt die „Welt“. Das heißt, dem Münchner Rentner bleibt deutlich weniger Kaufkraft als dem Berliner – ein Fünftel immerhin.
„Sobald wir dem Rentner ein Gesicht geben, ergibt sich ein ganz anderes Bild als in der allgemeinen Wahrnehmung“, zitiert die „Welt“ Michael Böhmer, Chefvolkswirt der Prognos AG. Der Durchschnittsverdiener verdecke die Lebenswirklichkeit der Beschäftigten, so GDV-Präsident Alexander Erdland.
#Altersvorsorge: So unglaublich wenig bleibt von Ihrer #Rente übrig – https://t.co/Acwkg5lbep via @welt
— BAV RENTE VERMÖGENSSICHERUNG (@APRIOR24) November 13, 2015
Perspektiven dramatischer als gedacht
Eigentlich wollte ich ja mal nicht übers Finanzielle schreiben, aber die Zahlen sind doch dramatischer als selbst ich dachte. Deutschland wird sich dramatisch verändern – es könnte eben gut sein, dass sich Rentner einige Großstädte nicht mehr leisten können, weil die Lebenshaltungskosten einfach zu hoch sind im Vergleich zu ihrer Kaufkraft. Dazu kommt, dass das Rentenniveau in den kommenden Jahren noch weiter sinken wird, während die Abgaben und Gebühren steigen. Diese Entwicklung hat eine Sprengkraft, die wir uns heute noch nicht annähernd vorstellen können. Das heißt, der Druck im Kessel steigt. „Nur die wenigsten Bundesbürger dürfen darauf hoffen, dass die gesetzliche Rente ihren Lebensstandard im Alter sichert“, um noch einmal die „Welt“ zu zitieren.
Frauen sind besonders schlimm dran
Besonders schlimm wird es natürlich für viele Frauen, für Alleinerziehende und Menschen mit gebrochener Erwerbsbiografie, wie das so geschwollen heißt. Wer zeitweise arbeitslose oder krank war, steht in Zukunft vor einem Scherbenhaufen. Sorry, wenn ich das so hart sagen muss. Viele werden auf Grundsicherung angewiesen sein, die seit 1. Januar 2014 monatlich 391 Euro beträgt, wobei sie individuell berechnet wird. Niemand sollte es zu peinlich sein, einen Antrag beim Sozialamt zu stellen.
Bei den Renten sei es künftig nötig, sich stärker an der „Rentenkaufkraft“ zu orientieren, meint Chefsvolkswirt Böhmer.
Rentner-Paradiese in Deutschland
Vielleicht – und das zeichnet sich ja schon ab – wird es eine Wanderungsbewegung bei „Rentnern“ geben. Sie fliehen Ballungszentren wie München und Hamburg und ziehen in „Rentnerparadiese“ im Bayerischen Wald, nach Mecklenburg-Vorpommern oder an die deutsch-polnische Grenze, wo es sich billiger lebt als in München und Hamburg. Die höchste Kaufkraft haben Senioren Prognos zufolge Oberspreewald-Lausitz-Kreis. Auch Tirschenreuth in der Oberpfalz ist deutlich billiger als Gemeinden in Oberbayern. Natürlich wird künftig das Ausland auch eine stärkere Rolle spiele bei den Überlegungen der Rentner, wenn es um den Lebensmittelpunkt geht.
Klar, der GDV plädiert schon im Eigeninteresse für Vorsorge, aber ganz abgesehen davon, dürfte es jedem mit gesundem Menschenverstand klar sein, dass er sich auf die gesetzliche Rente nicht verlassen sollte.
Den Kopf in den Sand stecken, ist leider keine Lösung, so viel sollte jedem klar sein. Macht was!
Weiterführende Links:
- Rentenperspektiven 2040: Die deutschen Versicherer
- Prognos: Das ist meine Rente in 25 Jahren wert
- Vorunruhestand: Sinkendes Rentenniveau führt zu Altersarmut
- „Welt“: Ostdeutschland wird zum Rentnerparadies
- Grundsicherung: Brutto-Netto-Rechner
- „Welt“: So unglaublich wenig bleibt von Ihrer Rente übrig
- Deutsche Rentenversicherung: Grundsicherung – Hilfe für Rentner
- Die deutschen Versicherer: Kaufkraft-Atlas für Rentner
Neue Studie: In #München ist die gesetzliche #Rente am wenigsten wert (von Dietrich Creutzburg, Berlin) https://t.co/8f3lvOFiYU
— FAZ Finanzen (@FAZ_Finance) November 13, 2015
Die schöngeredete Rente – Studie spricht Klartext https://t.co/uPPfB0HNj3 #banktip #rente2040 #Rente #Riester #Rürup #GDV
— Banktip (@banktip_de) November 13, 2015
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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo,
wir schauen uns auf unserem Blog gerade die individuelle Rentensituation von einigen Frauen an und wir können Euren Text da leider nur bestätigen. Die Rentenlücken sind dann zum Teil so groß, dass man eigentlich gleich die Flinte ins Korn werfen will. Eine richtige Lösung ist leider bisher nicht aufgetaucht.
Viele Grüße
Klunkerchen
http://www.klunkerchen.wordpress.com
[…] Startseite » Blogosphäre » Rentner versinken im Armutssumpf – Vorsorge als Pflicht […]
Hallo Klunkerchen,
da würde sich doch eine Kooperation anbieten.
viele Grüße
einfach Mail an [email protected] schicken … würde mich freuen
[…] http://vorunruhestand.de/2015/11/rentner-versinken-im-armutssumpf-vorsorge-als-pflicht/ […]