Kommt das E-Rezept nach zwei Jahren Verzögerung?

Gesundheit

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Wie weit Deutschland bei der Digitalisierung hinterherhinkt, zeigt sich beim elektronischen Rezept, kurz E-Rezept. Eigentlich sollte es Anfang 2022 starten, jetzt soll es 2024 so weit sein.

Wer seine Apothekerin oder seinen Apotheker nach dem E-Rezept fragte, bekam nur ein müdes Lächeln – „das kann dauern“, so die Antwort. Weder Ärzte, noch Apotheker geschweige denn Krankenkassen waren wirklich auf das E-Rezept vorbereitet.

E-Rezept mit Fehlern

Wer sich eine App herunterlud, bekam die nur in den seltensten Fällen zum Laufen. „Es ist ein allgemeiner Fehler aufgetreten“, hieß es oft lapidar. Der Support der Krankenkasse war meist überfordert. Es gab technische Probleme mit einer ePA-Komponente, wobei ePA für elektronische Patientenakte steht. „Umständliche Anmeldung nach erfolgter Einrichtung“, so ein weiterer Kommentar zum Handling des E-Rezepts. „Daumen runter“, so das Urteil vieler Nutzer.

Der „E-Rezept-Start ist verschoben“, schrieb die „Pharmazeutische Zeitung“ Anfang 2022 – und dass, obwohl die Verantwortlichen im Gesundheitsministerium schon seit Jahren daran herumbasteln. Dieses Beispiel ist wieder einmal ein Beleg dafür, wie weit wir bei der Digitalisierung hinterherhinken. Laut „Ihre Vorsorge“ wurde sogar das Pilotprojekt der Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) gestoppt. Der Umsetzung stand lange der Datenschutz im Weg.

Vielen wohl zu umständlich

Bisher konnten die Nutzer das E-Rezept nur über ihr Handy beziehungsweise über einen Ausdruck abrufen. Für eine App brauchte ein Nutzer eine PIN von seiner Krankenkasse – die bekam er nur nach einer persönlichen Verifizierung vor Ort bei seiner Kasse oder in der Post. Offenbar war vielen das Prozedere zu mühsam, Anträge für die PIN gab es nur wenige.

Bei der schleppenden Einführung kam erschwerend hinzu, dass die Skepsis in der Ärzteschaft groß war und immer noch ist. 2022 wurden nur rund 525.000 Digitalverschreibungen eingelöst. Zum Vergleich: Pro Jahr werden in Deutschland rund 500 Millionen Verschreibungen als rosa Zettelchen ausgestellt – der Anteil der Digitalverschreibung war also mit 0,1 Prozent verschwindend gering.

Auf freiwilliger Basis konnten in Deutschland zwar alle Praxen das E-Rezept anbieten, von einer flächendeckenden Anwendung war und ist das Produkt aber weit entfernt. Mit der Pilotregion Westfalen-Lippe sollte die Digitalverschreibung neuen Schwung bekommen – die dortige Kassenärztliche Vereinigung hatte sich bereiterklärt, die Einführung aktiv zu begleiten und Schritt für Schritt mehr Praxen einzubinden. Nun, wurde nichts. Schleswig-Holstein sollte ebenfalls voranschreiten, brach dies bei Arztpraxen wegen Datenschutzbedenken zur geplanten Nutzung von SMS und E-Mails aber ab.

Analphabeten in punkto Digitalisierung

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hofft laut „Heise Online“ beim elektronischen Rezept auf eine flächendeckende Einführung Anfang 2024 – zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Es sei ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr vertretbar, dass wir in der heutigen Zeit noch immer die Rezepte über Papier ausdrucken, so Lauterbach bei der Vorstellung des E-Rezeptes in Berlin. „Wir sind im Bereich der Digitalisierung unseres Gesundheitssystems ein Entwicklungsland. Das ist leider so, wir brauchen daher eine Aufholjagd.“

Diese Aufholjagd starte, so „Heise Online“ weiter, mit dem E-Rezept und gehe weiter mit der elektronischen Patientenakte (ePA). Seit Juli ist es in ersten Apotheken möglich, ein E-Rezept über die elektronische Gesundheitskarte abzurufen. „Ich gehe davon aus, dass 2,4 Millionen E-Rezepte bis zum jetzigen Zeitpunkt eingelöst worden sind. Und bisher sind die Erfahrungen sehr positiv“, so Lauterbach.

Lauterbach führt für Ärzte ab 1. Januar 2024 eine E-Rezeptpflicht ein. Dafür brauchen sie einen Konnektor, sprich einen besonders gesicherten Router für die Anbindung an die „Datenautobahn des Gesundheitswesens“. Dort werden E-Rezepte, wie „Heise Online“ berichtet, auf einem zentralen E-Rezept-Server gespeichert; Apotheken werden beim Einstecken der elektronischen Gesundheitskarte autorisiert, die E-Rezepte der Versicherten vom E-Rezept-Fachdienst abzurufen. 2025 folgt der nächste Schritt: die elektronische Patientenakten für alle, die nicht widersprechen.

Massive Abstimmungsprobleme

Für die Tests müssen sich einfach zu viele abstimmen, darunter der Deutsche Apothekerverband (DAV), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). Die Strukturen im deutschen Gesundheitsweisen sind einfach zu komplex, was jeden Fortschritt verhindert und damit die Ineffizienz des Systems konserviert.

Bild von Markus Baumeler auf Pixabay

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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