Wer gebraucht wird, lebt länger

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Wie wohnen und leben im Alter? Besser früher als zu spät darüber nachdenken. Wir werden immer älter und wir Alten werden immer mehr. Wir müssen darüber nachdenken, wo wir und wie wir leben wollen. Warum nicht auch im Altenheim – das aber sollte anders aussehen als es heute teilweise noch aussieht. Kaspar Pfister stellt in seinem Buch „Wer gebraucht wird, lebt länger“ ein positives Modell vor.

Mal ehrlich, die wenigsten wollen ins Altenheim. Die Seniorenresidenz, wie es oft beschönigend auch gern genannt wird, hat einen schlechten Ruf. Viele assoziieren mit Altenheim Schnabeltassen, steriles Einheitsmobiliar, schales Essen aus der Großküche und resigniertes In-die-Luft-Starren. Alte werden abgeschoben und kümmern vor sich hin. Allein schon der Geruch beim Betreten mancher Altenheime weckt in uns negative Gefühle.

Wer gebraucht wird, lebt länger

Dabei müsste das nicht sein, meint Kaspar Pfister, Geschäftsführer des auf Altenpflege spezialisierten Unternehmens Benevit. Er meint, Senioren brauchen eine Aufgabe – „fördern durch fordern“ könnte seine Devise lauten. Nicht von ungefähr trägt sein Buch den Titel „Wer gebraucht wird, lebt länger“. Wir Alte sind nicht dafür gemacht, uns auszuruhen, auch wenn die Allgemeinheit vielleicht manchmal das meint. Viele wollen und können aktiv bleiben. Genau das will Pfister in seinen Einrichtungen fördern. „Überall dort, wo Menschen etwas dürfen, machen sie das auch“, fasst er sein Motto zusammen.

Buch von Kaspar Pfister

Buch von Kaspar Pfister

Was so einleuchtend klingt, ist indes alles andere als üblich in deutschen Altenheimen. Vielfach werden betagte Menschen in einen „wattierten Kokon“ gepackt. Stattdessen, fordert Pfister, „brauchen wir neue Wege im Gesundheitssystem und in der Pflege – Wege, die die natürlichen Möglichkeiten des Menschen berücksichtigen“. Mit seinem Buch möchte er Alternative aufzeigen.

Menschen wollen gebraucht werden und sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen. Für die positive Wirkung dieses Ansatzes gibt es viele positive Beispiele – leider meist im Ausland. Wir können und sollten daraus lernen. Das ist es, was Pfister der Gesellschaft mit diesem Buch sagen will.

 

 

Ruhestand ist Rückschritt

„Ruhestand ist Rückschritt“, so ein Zitat Pfisters. Was der damit meint? Wir wollen auch im Alter gefordert werden – nach unseren Möglichkeiten eben. In seinen Einrichtungen übernehmen die Senioren unterschiedliche Aufgaben, was sich offensichtlich positiv auf ihren Gesundheitszustand auswirkt, denn „viele konnten schon zurückgestuft werden“ in punkto  Pflegegrad, erzählt Pfister.

Pfisters Rezept heißt „Selbstbestimmtheit“ und der „Zu-Hause-Faktor“. Deswegen hat jede Wohngemeinschaft eine offene Küche, einen Garten und sogar einen Kaminofen.

Was sich so selbstverständlich liest, war sicher nicht immer leicht durchzusetzen gegenüber den Behörden. Auch davon erzählt Pfister. Die Nicht-Konformität mit den Auflagen habe zu Diskussionen, umfangreichem Mailverkehr bis hin zu Drohungen und Zwangsgeldbescheiden geführt. Wer seine Zeilen liest, merkt, dass die Umsetzung dieser Ideen alles andere als ein Zuckerschlecken war, eher Plackerei.

Alter als Schatz sehen

Im Kapitel „Das Alter als Schatz sehen oder – wie wir besser altern können“ geht Pfister ausführlich auf die Einstellung zum Altern ein. „Wer dem Altern positiv entgegensieht, lebt länger und bleibt gesünder als Menschen, die sich vorm Alter fürchten“. Einige Studien haben sogar herausgefunden, „dass Menschen, die im Alter weiterarbeiten, unter nicht so vielen schweren Krankheiten und Behinderungen leiden wie gleich alte Personen im Ruhestand – und oft auch länger leben“. Beispiele dafür gibt es reichlich. Damit sind wir wieder beim Fordern. „Je komplexer eine Tätigkeit, desto förderlicher ist sie insbesondere für die geistige Fitness“, schreibt Pfister in seinem Buch. „Nur wenn wir aktiv bleiben, altern wir gut“, lobt Pfister die Weiterentwicklung auch im Alter.

Schon mal von Ikigai gehört?

Im Grunde geht es darum, dem Leben einen Sinn zu geben – das gilt im Alter wie in jungen Jahren. Die Japaner sagen dafür „Ikigai“, das japanische Wort für Lebenssinn. Dabei geht es darum, den eigenen Träumen zu folgen, statt zu versuchen, den Erwartungen Anderer zu entsprechen. Tipp: Ich bin ich – und das gern. Wir können also einiges von den Japanern lernen, insbesondere von den betagten Bewohnern Okinawas, wie Pfister meint.

Pfisters Buch ist wahrlich keine Bettlektüre, ehe etwas für wache Vormittage. Er listet auf, was hierzulande in der Pflege alles schief läuft – und dass es auch anders gehen könnte. Wer das Buch liest, den könnte durchaus manchmal die Empörung überkommen, wie engstirnig es doch zugeht.

Pfister wäre nicht Pfister, wenn er der Zustandsbeschreibung nicht auch Vorschläge folgen ließe. Zum Schluss präsentiert er einen Zehn-Punkte-Plan, „was die Politik verbessern kann“. Es ist nur zu wünschen, dass die Politiker sein Buch auch lesen – es wäre uns allen zu wünschen. Vielleicht hilft es ja, dass die Pflege künftig besser läuft.

“Wer gebraucht wird, lebt länger”
Hardcover, 224Seiten
22 Euro
Ullstein Buchverlag
ISBN-13 9783430210317

Bild von Aline Dassel auf Pixabay

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Helmut Achatz

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