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Tag 47 meiner Tour de France – Le Bal du 14 Juillet, Frankreich feiert sich. Heute ist Nationalfeiertag und das Land defiliert, singt und tanzt. In Paris, Toulouse, Bordeaux und Nimes sind die Avenues und Stadien voll. Am Morgen flimmert die Militärparade über die Bildschirme der Nation, am Abend ist großer Ball.
Tag 47 meiner Tour de France
Der Tag fängt allerdings ganz anders an. Von Soissons nach Berry-au-Bac, das nördlich von Reims liegt, reiht sich ein Soldatenfriedhof an den anderen – Soupir, Œuilly, Pontavert. Hier liegen italienische, deutsche und französische Soldaten begraben – tausende. Im Ersten Weltkrieg verliefen hier die Fronten zwischen den deutschen und französischen Armeen. Die Massierung von Kreuzen und Grabsteinen stimmt nachdenklich. Ich halte und lasse das Bild auf mich wirken – welch‘ ein Irrsinn. Mein nächstes Ziel heißt Reims. Ich radle auf der D925 durch die Dörfer der Picardie – vorbei an Soldatenfriedhöfen, Weizenfeldern und Kartoffeläckern, vorbei an einer Zuckerfabrik und Getreidemühlen – die Landschaft leicht wellig. Ab Berry-au-Bac stoße ich auf den Kanal der Aisne, an dessen Rand der Radweg verläuft. Leider endete er sechs Kilometer vor Reims in einem Treidelpfad. Eigentlich wollte ich schon einen anderen Weg suchen – da verwandelt sich der Pfad wieder in einen asphaltierten Radweg, der mich bis nach Reims führt.
Aussöhnung zwischen Adenauer und de Gaule
Das Hotel liegt vergleichsweise City-nah. Nach Dusche und kurzer Erholung flaniere ich in die Stadt Richtung Kathedrale, die berühmt ist. Die Fassade ist weitgehend renoviert. Die Kathedrale in Reims ist eine Art Nationalheiligtum der Franzosen, schließlich wurden hier die französischen Könige gekrönt. Für die Deutschen hat sie eine besondere Bedeutung: Deutsche Truppen beschossen die Kathedrale im Ersten Weltkrieg mehrere Tage lang – militärisch sinnlos, aber entehrend, dachten zumindest die deutschen Militärs damals. Am 8. Juli 1962 trafen sich der damalige französische Staatspräsident Charles de Gaule und der damalige deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer zu einer Messe in der Kathedrale, um die deutsch-französischen Beziehungen zu entkrampfen. Eine Platte mit Inschrift vor dem Eingang zur Kathedrale erinnert an diesen Tag.
Reims und Champagner
Reims und Champagner gehören einfach zusammen, sitzen hier doch einige berühmte Kellereien. Natürlich musste ich einen Champagner in der Bar vor der Kathedrale trinken – immerhin neun Euro hat der Spaß gekostet.
Bal du 14 Juillet
Es ist Feiertag, sommerlich, entsprechend voll sind die Cafés und Bars. Die Franzosen genießen den Tag sichtlich. Am Abend gibt es in Reims – wie in vielen anderen französischen Städten – ein Feuerwerk. Im Fernsehen läuft „Le Bal du 14 Juillet“, übertragen aus Nîmes. Die Franzosen singen bei den Liedern begeistert mit. Die Show hat Volksfestcharakter – eine bewundernswerte Leichtigkeit.
Heutige Distanz: 89 Kilometer – von Couloisy nach Reims. Morgen geht es weiter Richtung Verdun, wobei ich bereits in Sainte-Menehould übernachte.
Nächstes Etappenziel ist Reims
à demain
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