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Tag 30 meiner Tour de France – jetzt geht’s erst wieder richtig los. Nach Eingewöhnung in Bordeaux habe ich heute mein Rad gepackt und bin die erste 50 Kilometer geradelt. Auch eine Tour de France braucht einen Anlauf, besonders so eine wie meine.
Von Bordeaux nach Blaye
Ich geb’s ja zu, ich bin ein Luxusradler – mit Navi, Handy, Notebook und dem nötigen Kleingeld sowie viel Zeit. Ich habe mein Gepäck auf weniger als neun Kilo reduziert, weil mein Rennrad sonst überfordert ist. Der Gepäckträger wird am Sattelrohr eingespannt – und darf mit maximal neun Kilo belastet werden. Aber mal ehrlich, was braucht der Mensch schon, wenn er im Hotel übernachtet? Ein bisschen Wäsche zum Wechsel, ein Fleece-Shirt, Regenbekleidung, Kulturbeutelchen, Rei in der Tube, ein Erst-Hilfe-Täschen mit Schmerzmittel und Protektsalbe für bestimmte Körperteile. Ganz wichtig ist die Sonnenmilch, schließlich sind Radler den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt.
Zeit für eine Feinjustierung
Aber der Reihe nach – natürlich braucht’s Eingewöhnung. Das fängt schon mit dem Navi an und hört mit den Scheibenbremsen auf. Letztere habe durch den Transport etwas gelitten und verlange eine Feinjustierung. Ach ja, die Satteltaschen sollten mittig hängen, sonst schlenkert die Halterung und landet schließlich in den Speichen – ein schrecklicher Gedanke.
Vorbildliche Radwege
Die Radwege sind gerade in und um Bordeaux vorbildlich ausgebaut, aber bei Baustellen habe ich schon mal die Orientierung verloren. So nach 20 Kilometer endlich stellt sich dieser Zufriedenheitszustand ein – Flow sagen einige auch dazu.
Alles passt – das Wetter, die Straße, das Rad. Irgendwann fängt der Magen zu knurren an, denn Radfahren verbraucht Kalorien. Es geht gegen Mittag zu – und ich halte Ausschau nach einem Restaurant. Das erste öffnet nur am Wochenende, das zweite hat ganz geschlossen und das dritte auch. „Est-ce qu’il y un Restaurant ici?“, frage ich einen Passanten. „Non, à Blaye“, kommt die Antwort. Am Ort gibt es keines, erst in Blaye. Das sind noch einige Kilometer. Nun, es bleibt also nichts anders übrig, als mit knurrendem Magen weiter zu radeln.
Zu früh in Blaye
Ich bin viel zu früh in Blaye – ich wollte ja auch nicht durchradeln. Also steuere ich gleich das nächst beste Restaurant an und bestelle mir eine plat du jour – das Tagesgericht. Das ist eine Dorade mit etwas Reis. Der Wirt schaut mich komisch an, aber das ist mir wurscht. Dazu ein großes, die Betonung liegt auf „groß“ Panaché – für die Bayern ein Radler.
Tag 30 meiner Tour de France
Also bleibt genug Zeit, mir die Zitadelle anzuschauen. Hier in Blaye, auf der Insel in der Gironde und auf der gegenüberliegen Flussseite hat Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban, des Sonnenkönigs Festungsbaumeister eine gewaltige Anlage gebaut, um Feinde schon frühzeitig abzuwehren. Ich höre mir die verschiedenen Erklärungen der Reiseführer an, die mit ihren Adapten in der Anlage ausschwärmen. Die Zitadelle gibt fotografisch allerdings nichts her – da wäre jetzt eine Drohne nicht schlecht.
Es ist 16 Uhr und ich suche mein Hotel auf: Villa St. Simon. Die Dame des Hauses ist noch unterwegs und bittet, sich in der cave du vin zu melden und bei einem Glas zu warten. Ich schicke eine SMS und trolle mich zum Cave. Kaum steht das Glas Bordeaux auf dem Tisch kommt Lara auch schon und zeigt mir Garage und Hotel.
Erste Etappe ist geschafft
Die erste Etappe ist geschafft – ich gönne mir eine ausgiebiges Abendessen und nehmen Laras Tipp auf: la Marina. Das Menü für 22 Euro hat drei Gänge. Sehr empfehlenswert „Assiette la Marina“ mit Austern, Meerschnecken, Shrimps und Garnelen. Der Hauswein ist übrigens günstig für drei Euro (0,25 l).
Mit Blick auf die Zitadelle, gefülltem Magen und vom Wein leicht sediert, schlendere ich zurück ins Hotel.
A demain – bis morgen.
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Helmu Deine Berichte sind sehr Kalorienlastig. Gib acht, dass Du nicht zu schwer für Dein Rennrad wirst!
Viel Spass weiterhin.
Gestern habe ich 2700 Kalorien vebrannt, heute werden es sicher mehr sein – von Blaye bis Royan sind es 80 km, mit Umweg wahrscheinlich sogar mehr
[…] Idealfall ist es ein Zustand des Vertieft-seins, so dass nichts anderes eine Rolle spielt. Der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi nennt diesen Zustand „Flow“, das ist in etwa so „wie Kinder während des intensiven Spiels“, beschreiben Werner Tiki […]