Werbung
Werden wir wirklich immer älter? Steigt die Altersarmut? Wie sieht es mit den Pflegeplätzen aus? Einige der Fragen beantwortet der neunte Altersbericht der Bundesregierung.
Eines dürfte klargeworden sein: „‘Das Alter‘ gibt es nicht“, so das Resümee von Dr. Regina Görner, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso). Wie alt wir werden, hänge von unserem Geschlecht ab, von unserer sexuellen Identität, ob wir zugewandert sind und welche Chancen auf Bildung wir hatten, so die Altersexpertin. Diese Erkenntnisse lassen sich auch im „Neunten Altersbericht“ der Bundesregierung nachlesen, den die Familienministerin Lisa Paus Anfang Januar 2025 vorstellte.
Altersbericht deckt Probleme auf
„Der Altersbericht zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig die Lebensrealitäten älterer Menschen in Deutschland sind“, so Paus. Nicht alle älteren Menschen haben allerdings die gleichen Chancen auf Teilhabe. Wer arm ist, hat’s schwer – und es werden eher mehr als weniger.
Der Altersbericht beschreibt auch, wie wichtig das Ehrenamt ist und welche Rolle es gerade bei den Älteren spielt. Ein Ehrenamt ist freiwilliges Engagement, sprich, Tätigkeiten, die freiwillig und gemeinschaftsbezogen ausgeübt werden, im öffentlichen Raum stattfinden und nicht auf materiellen Gewinn gerichtet sind. Ältere Menschen spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Engagement ist allerdings unterschiedlich in Deutschland verteilt: Männer engagieren sich häufiger als Frauen in einem Ehrenamt, hochgebildete Menschen sind im Durchschnitt zu größeren Anteilen ehrenamtlich tätig als Menschen mit niedriger und mittlerer Bildung.
Digitalisierung trifft auch Ältere
Eine wichtige Rolle spielt auch die Digitalisierung im Leben älterer Menschen. Viele, die jetzt ins Rentenalter kommen, sind mit der Digitalisierung aufgewachsen und finden sich zurecht, Hochbetagte hingegen haben oft Probleme. Deswegen sei das Erlernen digitaler Kompetenzen ein besonders wichtiger Bildungsbereich. Der „Digitalpakt Alter“ ist eine Initiative vieler Partner zur Stärkung der Teilhabe älterer Menschen in der digitalen Welt. Als ein Baustein werden bis 2025 300 niedrigschwellige Lern- und Erfahrungsorte für ältere Menschen gefördert, an denen ältere Engagierte Anfängerinnen und Anfänger beim Umgang mit digitalen Technologien unterstützen. Im Projekt „Digitaler Engel PLUS“ vermitteln mobile Ratgeberteams deutschlandweit und insbesondere im ländlichen Raum älteren Menschen alltagsnah digitale Kompetenzen. Darüber hinaus werden Freiwilligendienstleistende in Einrichtungen der Altenhilfe zu „Digitalen Engeln vor Ort“ qualifiziert und vermitteln anschließend digitale Kompetenzen an Menschen in stationären Einrichtungen.
„Alt werden in Deutschland sollte bedeuten, das Leben so lange wie möglich nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu können“, so der hehre Anspruch von Lisa Paus. Die Wirklichkeit sieht indes weniger positiv aus: Bis 2050 werde demnach die Zahl der über 80-Jährigen voraussichtlich von aktuell rund sechs auf bis zu zehn Millionen steigen. Wer diese vielen Pflegebedürftigen dann wirklich pflegt, ist heute noch ein Rätsel. Den parallel dazu schrumpft die Zahl der Jüngeren, die Ältere pflegen könnten. Die Geburtenraten hierzulande schrumpfen: Brachte eine Frau 2016 noch durchschnittlich 1,6 Kinder zur Welt, waren es 2023 nur noch 1,35.
Lebenserwartung nach Bundesländern
Mit unserem Newsletter auf dem Laufenden bleiben
Einfach jetzt kostenlos abonnieren
Altersarmut nimmt zu
Altersarmut wird ein zunehmendes Problem: Schon heute liegt mehr als die Hälfte aller Renten unter der aktuellen Armutsschwelle, wie Matthias W. Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Linken, feststellt. Sie liegen unter der aktuellen EU-Armutsgefährdungsschwelle von 1313 Euro im Jahr 2023. Wie wollen Millionen armutsgefährdeter Rentnerinnen und Rentner die teure Pflege zahlen? Armutsgefährdungsquote ist gerade bei Älteren in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.
Werbung