Homeoffice oder das Ende der Präsenzkultur

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Wer noch vor wenigen Jahren seinen Arbeitgeber um Homeoffice bat, erfuhr eine mitleidige Abfuhr. Corona hat das schlagartig geändert. Künftig muss sich der Arbeitgeber rechtfertigen, wenn er sie verweigert. Ändert sich damit die Präsenzkultur in Deutschland?

In nur wenigen Tagen vollzieht sich in Deutschland ein Paradigmenwechsel, sprich der Wandel grundlegender Rahmenbedingungen. Nicht mehr der Arbeitnehmer muss darum betteln, vielleicht einen Tag pro Woche im Homeoffice zu arbeiten, jetzt muss sich nach der neuen Verordnung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil der Arbeitgeber rechtfertigen, wenn er dem Arbeitnehmer Homeoffice versagt, das sieht zumindest Heils Entwurf vor, der am 22. Januar 2021 verabschiedet wurde. Arbeitgeber sollen sogar mit 5000 Bußgeld bestraft werden, wenn sie Büro-Pflicht bestehen. Allerdings wird die Verordnung nur bis 15. März 2021 befristet sein – und dann? Florian Diekmann vom „Spiegel“ kritisiert in seinem Kommentar, dass es sich um eine weichgespülte Regelung handelt. Dieser Beschluss komme noch nicht einmal in die Nähe einer Homeoffice-Pflicht; dabei wäre eine solche – sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer – jetzt dringend nötig.

Homeoffice vor allem Einstellungsfrage

Mal ehrlich, welcher Office Worker hätte sich das noch vor einem Jahr vorstellen können? In Deutschland herrschte bis vor Corona in vielen Unternehmen eine paternalistische Präsenzkultur – mit einigen wenige rühmlichen Ausnahmen. Die „Nine to Five“-Denke war die Norm. Viele Chefs erwarteten – und erwarten es immer noch – von den Beschäftigten, acht Stunden im Büro zu sein. Wer sich dagegen sträubte oder gar widersetzte, wurde abgemahnt, falls er sich irgendwelche Freiheiten herausnahm.

Homeoffice war und ist kein technisches oder organisatorisches, sondern ein psychologisches Problem. Chefs fürchten den Kontrollverlust, ängstigen sich davor, ihre Untergebenen nicht mehr im Griff zu haben, bezweifeln deren Arbeitswilligkeit im Homeoffice. Wider besseren Wissens bestanden sie auch im Lockdown auf die Anwesenheit ihrer Mitarbeiter.

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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