Der Pflegebeitrag wird weiter steigen

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Nach der Erhöhung ist vor der Erhöhung – nach der Erhöhung des Pflegebeitrags Anfang 2025, droht 2026 die nächste Erhöhung, denn das Defizit der Pflegekasse wächst.

„Neues Milliarden-Loch bei den Pflegekassen“ titelte „Bild“ am 6. Juli 2025. Schon in diesem Jahr fällt die Rentenerhöhung im Juli niedriger aus, weil die Erhöhung des Pflegebeitrags zum Jahresanfang 2025 jetzt rückwirkend bei den Rentnerinnen und Rentner für die zurückliegenden sechs Monate eingezogen wird. Die Erhöhung von Januar bis Juni wurde ihnen gestundet, um dann in einem Betrag mit der Juli-Rente abgezogen zu werden. Das wird aber nicht reichen. Der obersten Rechnungsprüfer warnt laut „Bild“ vor einem Milliarden-Defizit in der Pflegekasse: „Für die nächsten Jahre zeichnet auch das BMG (Bundesministerium für Gesundheit) ein düsteres Bild; für das Jahr 2026 rechnet es mit einem Defizit der SPV von 3,5 Milliarden Euro; bis zum Jahr 2029 erwartet es ein Anwachsen des Defizits auf 12,3 Milliarden Euro.“

Sozialkassen am Limit

Allein die jüngste Erhöhung und die neuen Meldungen belegen, dass es hörbar knirscht in der Sozialkasse, denn die Ausgaben laufen aus dem Ruder. Das betrifft vor allem die Pflegeversicherung. Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach erhöhte deswegen den Beitrag zur Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte ab Januar 2025 und warnte gleichzeitig, wenn es keine weitere Erhöhung gebe, drohe die Zahlungsunfähigkeit einiger Pflegekassen.

Die Erhöhung von 0,2 Prozentpunkte war offensichtlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn die Pflegekassen sind schon wieder im Minus. Denn trotz Erhöhung droht schon das nächste Defizit, wie die Kranken- und Pflegekasse DAK-Gesundheit prognostiziert.

Pflegeversicherung vor Milliarden-Defizit

Und 2026 könnte es noch schlimmer kommen, denn nach Berechnung der DAK könnten dann die Ausgaben die Einnahmen um 3,5 Milliarden Euro übersteigen. Wenn der Bund kein Geld zuschießt, müssen laut DAK die Beiträge spätestens zum Jahreswechsel 2026 erneut um mindestens 0,3 Beitragssatzpunkte erhöht werden, so DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Das heißt, ab 2026 zahlen Rentnerinnen und Rentner:

  • Mit Kindern 3,9 Prozent
  • Kinderlose 4,5 Prozent

Dabei war die Pflegeversicherung bereits 2024 mit 1,54 Milliarden Euro ins Minus gerutscht.

Und das dürfte noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein: Der DAK-Pflegereport geht davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen von heute etwa 5,6 Millionen Menschen auf 6,8 bis 7,6 Millionen im Jahr 2055 wächst – und damit natürlich die Leistungen aus der staatlichen Pflegeversicherung.

Wie es zu dem Finanzloch kam

Das Finanzloch entsteht laut Ministerium, weil die Zahl der Pflegebedürftigen „unerwartet stark“ ansteigt und die Kosten für Pflegeheimplätze explodieren (Quelle: „Bild“):

► Ende 2024 waren 5,6 Millionen Mitglieder pflegebedürftig. Ein Plus zum Vorjahr von 400.000 Menschen (7,7 Prozent).

► 12,6 Prozent der Pflegebedürftigen leben im Heim. Für sie zahlen die Pflegekassen aber 30 Prozent ihrer Ausgaben. Das liegt laut Rechnungshof vor allem daran, dass der Gesetzgeber den Eigenanteil an den Pflegeleistungen im Heim gedeckelt hat. Gut für die Heimbewohner, aber extrem teuer für die Kassen: 2025 werden Kosten von 7,3 Mrd. erwartet. „Die Begrenzung der Eigenanteile entwickelt sich für die SPV zu einem großen finanziellen Risiko“, so der Rechnungshof.

Statt Reformen wartet die Regierung mit einem Darlehen auf: Um die akutesten Finanzlöcher bei der Pflegeversicherung zu stopfen, gewährt Finanzminister Lars Klingbeil (47, SPD) laut „Bild“ den Kassen für dieses und nächstes Jahr einen Zwei-Milliarden-Kredit. „Die Gewährung des Darlehens löst die Finanzprobleme nicht“, kritisiert der Rechnungshof. „An einer durchgreifenden Reform der SPV führt kein Weg vorbei“, wird der Rechnungshof von „Bild“ zitiert.

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Gesundheitsministerin muss jetzt handeln

Es dürfte klar sein, dass die neue Gesundheitsministerin Nina Warken jetzt etwas unternehmen muss, um diese Schieflage zu vermeiden. Sie will, wie sie in ihrer ersten Rede betont, „eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe noch in diesem Jahr einen Vorschlag für eine große Pflegereform erarbeiten“ lassen. Wie schon in früheren Jahren wird wieder eine Kommission eingesetzt, die tagt und tagt und tagt – nur dieses Mal wird es nicht funktionieren, das Problem auszusitzen, dafür ist die finanzielle Situation zu brisant.

Am 14. Mai 2025 versprach Vizekanzler Lars Klingbeil eine Rentenreform „zügig“ anzugehen. Die Zeit läuft.
Zeit seit Abgabe des Versprechens
My count-up

Zeit seit Abgabe des Versprechens

My count-up

Rentnerinnen und Rentner müssen im Juli einmalig 4,8 Prozent Pflegebeitrag bezahlen. Das liegt daran, dass zum Anfang des Jahres der Beitragssatz für die Pflegeversicherung erhöht wurde. 
Er lag vormals bei 3,4 Prozent und ist zum 1. Januar 2025 auf 3,6 Prozent gestiegen. Rentner mussten diese Erhöhung aber bislang nicht zahlen. In der Verordnung des Bundes ist 
stattdessen vorgesehen, dass sie im Juli eine Nachzahlung für sechs Monate leisten. Deshalb werden einmalig 3,6 Prozent zuzüglich 1,2 Prozent (0,2 Prozent Nachzahlung je Monat) fällig.

Bild:  Copyright: Gettyimages 2148127022 1DAK-Gesundheit

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Helmut Achatz

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