Werbung
Mütterrenten erhöhen auf der einen Seite, Rentenkürzung auf der anderen Seite – so trickst die Union Rentner aus. Wir sollen erst mit 47 Beitragsjahren ohne Abzüge in Rente gehen dürfen. Das ist Rentenpolitik nach Unionsart.
„Wir passen die Definition der Standardrente an die laufende Anhebung der gesetzlichen Regelaltersgrenze perspektivisch auf 47 Beitragsjahre bis 2031 an“, steht wortwörtlich auf Seite 8 der Arbeitsgruppe „Arbeit und Soziales“ im Verhandlungspapier der Koalitionsgespräche zwischen Union und SPD. Dieser Vorschlag ist in „blau“ und kommt somit von der Union.
Rechentricks bei der Rente

Eine Mehrheit ist für die Mütterrente. Quelle: ThePioneer
Die Union hat wohl geglaubt, das würde niemand auffallen – ist es doch. Die DGB-Chefin Yasmin Fahimi warnt vor „Rechentricks“ bei der Sicherung des Rentenniveaus. „Wer herzzerreißende Worte für die Anerkennung der Leistungen aller Mütter findet, sollte nicht zugleich eine Rentenkürzung für alle zukünftigen Rentnerinnen und Rentner vorschlagen“, so Fahimi. Sie bezog sich dabei auf den Vorschlag von CDU/CSU aus den Koalitionsgesprächen mit der SPD. Demnach sollen als Grundlage für die sogenannte Standardrente nicht mehr 45 Beitragsjahre angesetzt werden, sondern 47 Jahre – es müsste also für dasselbe Rentenniveau länger eingezahlt werden. Die Renten sähen dann auf dem Papier stabil aus, aber der Schein trüge.
„Hintertürchen“ in Sondierungsvereinbarung
Weiterer Knackpunkt in den Koalitionsgesprächen ist die auf Wunsch der CSU vereinbarte Ausweitung der Mütterrente. Die SPD will, dass die Kosten von etwa fünf Milliarden Euro im Jahr aus Steuermitteln gedeckt werden und nicht aus der Beitragskasse. Anderenfalls würde auch dies die Beitragssätze in die Höhe treiben. Darüber gab es zunächst keinen Konsens.
Die Tricksereien der Union sind auch den Linken aufgefallen: „Was die Union hier vorschlägt, ist eine Rentenkürzung durch die Hintertür.“ Denn das Rentenniveau einzufrieren, um im Gegenzug die Standardrente auf der Grundlage von 47 statt 45 Beitragsjahren zu berechnen, heiße im Klartext: Wir sollen für dieselbe Rente zwei Jahre länger arbeiten. „Wer früher aus dem Arbeitsleben ausscheiden muss, weil Körper oder Psyche nicht mehr mitspielen, erhält dann deutlich weniger Rente“, rechnet die Linke vor. Das treffe dann vor allem die, die täglich hart arbeiten – in Pflegeheimen, Krankenhäusern oder auf Baustellen. „Schon heute erreichen gerade einmal 15 Prozent der Arbeitnehmer die für die Standardrente notwendigen Beitragsjahre; es wäre schäbig, gerade diese Menschen um einen Teil ihrer verdienten Rente zu bringen“, so die Linke.
Perfider Rechentrick
Wie perfide dieser Rechentrick der Union ist, hat Rentenexperten Norbert Böttcher vorgerechnet. Die Rente steigen zum 1. Juli 2025 um 3,74 Prozent, müsste jedoch nach seiner Meinung um rund acht Prozent steigen, denn der maßgebliche Durchschnittsverdienst ist auf 50.493 Euro gestiegen. Da die Renten den Gehältern folgen, müssten auch die Renten entsprechend steigen. Mit 3,74 Prozent Rentenerhöhung werde das Rentenniveau von 48 Prozent verfehlt. Der Wert des Entgeltpunktes müsste auf 42,45 Euro statt auf 40,79 Euro steigen.
Der Vorschlag der Union, den „Eckrentner theoretisch zwei Jahre länger arbeiten zu lassen“, erhöhe die „Eckrente“ mit Faktor 47 (Jahre) entsprechend. Dieser Trick sichert im Vergleich mit dem Durchschnittslohn das höhere Rentenniveau oberhalb der 48 Prozent. Damit lasse sich das Rentenniveau künstlich anheben. Letztendlich ist es eine Rentenkürzung.
Die Kalkulation zeigt:
- Grün unterlegt Rentenniveau bis 2018 mit beiden Halbjahren Vorjahresrente und nach Anpassung am 1.7.
- Blau unterlegt, erster Trick mit Anhebung am 1.7. x12 Monate für den Nettowert der Rente
- Rosa unterlegt von CDU/CSU und SPD vorgetragenen Vorschlag, 47 Jahre statt 45 Jahre für die Eckrente zum Vergleich mit dem Durchschnittsverdienst.
Die Folgen werden erst in den kommenden Jahren spürbar, da die Rentenerhöhungen durch zwei zusätzliche Berechnungsjahre wesentlich kleiner ausfallen, das Rentenniveau aber über 48 Prozent durch diese Berechnungsart bleibt.
Die Rententricks der Union. Quelle: Norbert Böttcher
Mit unserem Newsletter auf dem Laufenden bleiben
Einfach jetzt kostenlos abonnieren
Werbung
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Helmut, ich habe den Beitrag bei trusted-blogs.com entdeckt: Danke, dass die Leserinnen & Leser deinen Content auch dort finden können. Ich werde den Artikel auch über die Social-Media-Kanäle von trusted blogs weiterempfehlen.
Liebe Grüße,
Eddy
Vielen Dank. Ich finde, dass sollten möglichst viele erfahren.