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Der deutsche Staat versagt, wenn es ums Anlegen geht. Bester Beweis ist der Staatsfonds Kenfo. Dabei machen es uns die Schweden vor, wie’s geht. Ihr Staatsfonds investiert weit erfolgreicher als der deutsche – und schafft somit Mehrwert für die Altersvorsorge der Schweden.
In punkto Aktien ist der deutsche Staat ein absoluter Finanzanalphabet. Wer es nicht glauben will, muss sich nur die jüngste Bilanz des Staatsfonds Kenfo durchlesen. Wobei das nicht so einfach ist, denn die „bislang noch unveröffentlichte Jahresbilanz des Kenfo liegt Report Mainz vor“, wie die „Tagesschau“ scheibt. Die Bilanz ist noch immer nicht öffentlich einsehbar – und das zum 1. Juli 2023! Allein dieser Umstand sagt bereits viel über die Effizienz dieses Staatsfonds aus.
Deutscher Staatsfonds im Minus
Das Ergebnis dürfte noch weit schlimmer aussehen, wie der „Tagesschau“-Bericht erahnen lässt. Danach hat der deutsche Staatsfonds 2022 Jahr einen Wertverlust von rund 3,1 Milliarden Euro verbucht – ein Minus von 12,2 Prozent im Vergleich zu 2021. Das Gesamtvermögen des Fonds schrumpfte laut „Tagesschau“ zum Stichtag 31. Dezember 2022 auf 21,7 Milliarden Euro.
Laut Jahresbilanz 2022 habe der Fonds bei Staatsanleihen von Industrienationen 16,5 Prozent an Wert verloren, bei Aktien und sogenannten REITs (also börsennotierten Immobilien-Investmentgesellschaften) 15,7 Prozent. Der Staatsfonds hat sich somit deutlich schlechter entwickelt als beispielsweise der marktbreite, weltweit anlegen Index MSCI World, der lediglich 12,8 Prozent verloren hat. Der Vergleich mit dem schwedischen Staatsfonds AP7 fällt noch desaströser aus: Der AP7 hat dem US-Finanzinformations- und -analyseunternehmen Morningstar zufolge 2022 lediglich 9,84 Prozent verloren. 2022 war ein schwieriges Börsenjahr, die Schweden haben die Lage aber deutlich besser gemeistert als die Deutschen. Während der deutsche Staatsfonds 2021 eine Rendite von 10,4 Prozent ausweist, erwirtschaftete der AP7 immerhin 34,78 Prozent Rendite. Das heißt, der Renditeabstand zwischen den beiden Staatsfonds wird immer größer.
Die Ausreden von Kenfo
Das „Private Banking Magazin“ hat nachgefragt, warum Kenfo denn so schlecht abgeschnitten hat. Das Kenfo-Management verweist auf eine „historisch einmalige Negativ-Konstellation“ an den weltweiten Aktien- und Anleihemärkten. Die Strategie einer „ausgewogenen Vermögensstruktur bleibe auch nach einem schwierigen Anlagejahr wie 2022 langfristig richtig“, zitiert das Magazin Anja Mikus, Vorsitzende des Fonds. Die Manager des Kenfo haben allerdings zu viel Geld in Staats- und Unternehmensanleihen angelegt und verzetteln sich: Der Fonds investiert nach eigenen Bekunden „In mehr als 9000 Einzelwerten in über 90 Ländern weltweit“.
So schneiden die Schweden ab
Aktienrente ein Rohrkrepierer
Was geht uns Kenfo an? Nach den Plänen von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) soll, so die „Tagesschau“, die Stiftung in Zukunft auch für die Verwaltung und Geldanlage der sogenannten Aktienrente zuständig sein. Zur Erinnerung: „Der Kenfo wurde 2017 als Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet. Das Stiftungsvermögen speist sich aus den rund 24 Milliarden Euro, die die Betreiber der Atomkraftwerke in Deutschland damals überwiesen hatten. Mit dem Geld will der deutsche Staat über mehrere Jahrzehnte hinweg die sichere Entsorgung der radioaktiven Abfälle finanzieren.“
Schweden können’s besser
So wird es nichts mit der Aktienrente in Deutschland. Sie kommt viel zu spät, ist viel zu gering ausgelegt – und dann soll sie auch noch ein Underperformer wie der Kenfo verwaltet werden. Lindner sollten die Aktienrente lieber von den Schweden verwalten lassen – die können’s einfach.
FDP sollte nochmal nachdenken
„Millionen Babyboomer im Rentenalter setzen die Sozialkassen unter Druck; deshalb will die Ampel-Koalition mit ihrer nächsten Rentenreform Neuland betreten – mit dem Generationenkapital“, klingt auf dem Papier gut, damit springen die Freien Demokraten aber leider zu kurz.
Schwierige Geburt der Aktienrente
Die von der FDP vorgeschlagenen Aktienrente soll mit 2023 mit einem Startkapital von zehn Milliarden Euro ausgestattet werden, die in das Rentensystem investiert wird. Zum einen sind zehn Milliarden Euro viel zu wenig, zum anderen soll dieses Startkapital durch Schulden zusammenkommen. Im Bundeshaushalt 2023 seien jetzt für den Aufbau eines Stiftungsvermögens, mit dem dann langfristig das Rentensystem stabilisiert werden soll, Kredite in Höhe von zehn Milliarden Euro vorgesehen, berichtet die „Tagesschau“.
Aktienrente und ihre Aussichten
Mit der Aktienrente wollte – oder will immer noch – Deutschland Schweden nacheifern, wenn es um das Rentensystem geht. Schweden hat solche Vorsorgefonds bereits seit 1998. Ein Vorbild für Deutschland? Ja, denn die Schweden sind überaus erfolgreich mit ihrer Aktienrente. Für Deutschland ist eine Aktienrente Neuland, denn bisher wird die gesetzliche Rente nur durch Beiträge und Steuern finanziert. Das wird auf Dauer aber nicht funktionieren, deshalb will Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) mit der Aktienrente ein sogenanntes Generationenkapital schaffen. Heil hat übrigens noch weitergehende Reformpläne, um damit das Rentenniveau dauerhaft zu sichern.
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Was haben Aktiensparer davon?
In dem Eckpunktepapier der FDP steht:
Wir machen die Aktien- und Vermögensanlage steuerlich attraktiver, insbesondere durch die Förderung von Aktiensparen.
- Wir wollen, dass mehr Bürgerinnen und Bürger in Aktien investieren, da langfristige Aktienanlagen den Vermögensaufbau stärken und vor Inflation schützen können. Eine höhere Aktienanlage nützt auch unseren Unternehmen, denn sie können sich leichter Eigenkapital beschaffen. Dies sorgt wiederum für höhere Investitionen und schafft Sicherheitspuffer für Krisenzeiten.
- Um stärkere Anreize für die Aktienanlage zu erzeugen, wollen wir einen Freibetrag für im Privatvermögen erzielte Gewinne aus der Veräußerung von Aktien und von Aktienfondsanteilen einführen.
- Darüber hinaus wollen wir die Rahmenbedingungen für die Aktienanlage verbessern, indem wir den gesonderten Verlustverrechnungskreis für Aktienveräußerungsverluste abschaffen.
- Damit wir auch eine wesentliche Vereinfachung im Abgeltungssteuerverfahren erreichen, wollen wir gleichzeitig die gesonderten Verlustverrechnungskreise für Verluste aus Termingeschäften und aus Forderungsausfällen im Privatvermögen aufheben.
- Um den Fondsstandort Deutschland auch steuerlich zu stärken, werden wir die Umsatzsteuerbefreiung für Wagniskapitalfonds im Rahmen des unionsrechtlich Zulässigen ausweiten
Aktienrente zum Selbst-Nachbauen
Wer nicht warten will, bis sich die Scholz-Regierung endlich um das Thema Rente kümmert, kann sich ja selbst an den Schweden orientieren und der Fonds AP7 selbst nachbilden. Das Portal „ExtraETF“ zeigt wie’s geht: „Beim AP7-Aktienfonds handelt es sich um einen staatlich verwalteten Fonds, der einem strengen Portfoliomanagement unterliegt; er ist ein Bestandteil der schwedischen Premium-Rente, die wiederum eine wichtige Säule für das Rentensystem in Schweden darstellt“. Und wie lässt sich das nachbauen? „Der Kern des Portfolios des AP7-Fonds besteht zu 100 Prozent aus Aktien und selbst Aspekte wie das faktorbasierte Investieren oder die nachhaltige sowie soziale Verantwortung kommen nicht zu kurz. Um eine simple Nachbildung der Strategie zu ermöglichen, haben wir uns auf folgende Gewichtung festgelegt: 50 Prozent Industrieländer (ESG), 20 Prozent Schwellenländer (ESG), jeweils zu 12,50 Prozent den Faktor ‚Quality‘ sowie den Faktor ‚Value‘ und abschließend kommt noch fünf Prozent Private Equity hinzu.“ Dabei kam diese Liste heraus:
Aktienrente mit ETFs
Name | WKN | ISIN | Gewichtung |
iShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF | A2PCB4 | IE00BHZPJ569 | 50% |
iShares MSCI EM ESG Enhanced UCITS ETF | A2PCB0 | IE00BHZPJ239 | 20% |
Xtrackers MSCI World Quality UCITS ETF | A1103D | IE00BL25JL35 | 12,5% |
Xtrackers MSCI World Value UCITS ETF | A1103E | IE00BL25JM42 | 12,5% |
iShares Listed Private Equity UCITS ETF | A0MM0N | IE00B1TXHL60 | 5% |
Xtrackers Global Aggregate Bond Swap UCITS ETF | DBX0NV | LU0942970103 | altersabhängig |
Quelle: ExtraETF
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Wie schon im Artikel erwähnt, kann man den Altersvorsorgern nur raten, die „Aktienrente“ selbst in die Hand zu nehmen, denn zwischen Schweden und Deutschland gibt es einen grundsätzlichen Unterschied:
Nach der Enteignung der Direktversicherten im November 2003 gibt es keinen Grund, diesem Staat bei der Altersvorsorge noch in irgendeiner Weise zu vertrauen.
Die Riester-Rente als Geschäftsmodell für die Versicherungsbranche hat das nur noch bestätigt.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie gleichgültig die Masse der Deutschen diese Abzocke bei der Altersvorsorge akzeptieren.