Verbraucherschützer fordern Vorsorgefonds

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Bürgerrente statt Riesterrente

Zurzeit arbeitet laut Rentenpapst Stefan Sell eine interne Arbeitsgruppe der Versicherungswirtschaft an einem alternativen Modell für die staatlich geförderte private Altersvorsorge, das die Riesterrente ersetzen soll – Codename „Bürgerrente“.

Es ist klar, dass sich die Versicherungswirtschaft die Butter nicht vom Brot nehmen lassen will – die Versicherer wollen auch weiter an der privaten Altersvorsorge mitverdienen.

Vorbild Schweden

Politiker in Deutschland diskutieren über einen Staatsfonds nach schwedischem oder norwegischem Vorbild – als Alternative zur Riesterrente. Das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat sogar einen Forschungsbericht mit einer Übersicht staatlicher Fonds erarbeitet. Zu den untersuchten Ländern gehören beispielsweise Schweden, Norwegen, Neuseeland, Japan und die USA. Das hat die Versicherer verständlicherweise aufgeschreckt, denn das würde ihnen das Geschäft vermiesen. In Schweden beispielsweise setzen viele auf staatliche Fonds und untergraben damit die Versicherungen.

Was schlägt die Versicherungswirtschaft, sprich ihr Gesamtverband GDV, vor? Offiziell ist nichts auf der Homepage des GDV zu lesen. Die „Süddeutsche Zeitung“ hat aber bereits mehr über die GDV-Arbeitsgruppe unter Leitung von Katja de la Viña, der Vorstandsvorsitzenden der Allianz Lebensversicherung, erfahren.

Das wollen die Versicherer

Im Wesentlichen sieht die „Bürgerrente“ der Versicherungswirtschaft laut Branchenblatt „Versicherungsmonitor“ vor, die Förderung zu vereinfachen, die Beitragserhalts-Garantie abzuschaffen und den geförderten Personenkreises auszuweiten. Ansonsten wolle der GDVG nichts ändern.

Hier die Kernpunkte im Detail laut „Pro-Contra“:

1. Einfache Förderung

Wer einen Euro in die Bürgerrente einzahlt, soll darauf 50 Cent Förderung bekommen. Einzahlungen sollen steuerfrei bleiben, Auszahlung besteuert werden. Die förderfähigen Beiträge sollen auf vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung begrenzt werden.

2. Absenkung des Garantieniveaus

Bei der Bürgerrente soll es keine 100-prozentige Garantie der eingezahlten Beiträge mehr geben. Das Garantieniveau, das eine Riester-Rente verspricht, soll auf 80 Prozent reduziert werden. Wer also eine schlechte Versicherung ausgesucht hat, verliert möglicherweise 20 Prozent seiner Einzahlungen.

3. Lebenslange Leistungen inklusive Vererbung

Die Bürgerrente soll mit dem gesetzlichen Renteneintritt beginnen. Die Ansprüche könnten teilweise vererbt werden. Die Bürgerrente soll mindestens zehn Jahre gezahlt werden – und im Todesfall auch an die Hinterbliebenen. Beginnt die Auszahlungsphase sollen Kunden sich auch einen Teil ihres Vorsorge-Kapitals auszahlen lassen können.

Digitaler Vertrieb

In dem Papier soll auch stehen, dass die Bürgerrente „besonders kostengünstig“ sein und „natürlich auch digital vertrieben werden“ soll. Verständlich, dass Versicherungsmakler davon nicht sonderlich begeistert sind, geht es dabei doch um ihre Existenz. Entsprechend kritisiert der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) laut „Versicherungsmonitor“ das vom GDV vorgeschlagene Konzept einer „Bürgerrente“ – nicht zuletzt wegen der vorgesehenen digitalen Abschlussoption.

Die Versicherungsbranche erwartet sich eine ähnlich hohe Förderung der Bürgerrente wie für die Riesterrente: 2022 waren das 3,76 Milliarden Euro.

Bild: iStock

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Helmut Achatz

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