Die Rente steigt und das Vertrauen sinkt

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Die Medien überschlagen sich schier und feiern „die stärkste Rentenerhöhung seit mehr als 20“. Dabei gerät die Meldung ins Abseits, dass die Jungen der Rente immer weniger trauen und gleichzeitig das langfristige Rentenniveau sinkt, weswegen viele Rentner verarmen.

Eigentlich ist ja schon seit vergangenem Oktober bekannt, dass die mehr als 20 Millionen Rentner hierzulande ab Sommer mehr Geld bekommen. Auch die Höhe war damals schon klar – für Westdeutschland war eine Rentenerhöhung von mehr als vier Prozent avisiert, die genaue Zahl liegt bei 4,25 Prozent. So viel bekommen Rentner ab 1. Juli mehr. Ostrentner bekommen sogar um 5,95 Prozent mehr. Auch das war schon im Oktober bekannt.

Stimmungsmache vor den Wahlen?

Warum jetzt die dicken Schlagzeilen ist etwas unverständlich. Vielleicht sollen die Zahlen von der Stimmungslage unter den Jungen ablenken, die ihr Vertrauen in die gesetzliche Rente so ziemlich verloren haben. „Nur noch jeder Fünfte zwischen 18 und 34 Jahren erwartet, dereinst gut von seiner Rente leben zu können“, schreibt die „Welt“. Vermutlich ist das aber schon der Auftakt für die Wahlen im September in drei Bundesländern – am 4. September Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern, am 11. September Kreis- und Gemeinderatswahlen in Niedersachsen und am 18. September in Berlin (Abgeordnetenhaus).

Rentenniveau sinkt auf 45 Prozent

Da kommt eine Rentenerhöhung wie jetzt vom Bundessozialministerium gemeldet, gut an. Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) grinste denn auch über beide Ohren. Das sei eine gute Nachricht, gerade in Zeiten niedriger Zinsen.

Die Rentenerhöhung übertüncht auch das Sinken des längerfristigen Rentenniveau, sprich dem Verhältnis zwischen Arbeits- und Renteneinkommen. 2029 wird es nur noch bei mageren 45 Prozent liegen. Ganz abgesehen davon, dass die diesjährige Erhöhung so in der Zukunft wohl nicht wiederholt werden wird, auch da sollte sich keiner Illusionen machen.

Wie total verfahren der Rentenkarren ist, lässt sich weiter an der jüngsten Ankündigung einer Mindestrente ablesen. Die Bundesregierung will langjährigen Versicherten eine Art Mindestrente zahlen, die über dem Niveau der Sozialhilfe liegen soll. Dafür habe Schwarz-Rot 180 Millionen Euro reserviert, schreibt die „Welt“.

Weiterführende Links:

Umfrage: Nur ein Drittel der Deutschen geht noch davon aus, von der gesetzlichen #Rente leben zu können (tsch) https://t.co/c1nhTFPVf1

— ZEIT ONLINE (@zeitonline) March 21, 2016

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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Dazu in Kurzform, immer wenn man weiß, wer wovon profitiert, weiß man warum was passiert:

    Altersarmut – trotz Rekordbeschäftigung!

    Die Schockstrategie der Finanzkonzerne in Kumpanei mit „Geneigten“ der politischen Klasse: Die systematische Zerschlagung der (bislang krisensicheren) Gesetzlichen Rentenversicherung (kurz dargestellt):

    – 90er Jahre: Gesetzliche Sozialsysteme wecken Begehrlichkeiten der Finanz-und Versicherungskonzerne. Entwicklung einer Marktidee: Die Privatisierung.

    – Marktkompatible Professoren wie Miegel und Biedenkopf gründen das „Institut für Wirtschaft und Gesellschaft“ (IWG). Zielaussage: Die gesetzliche Rente wird unbezahlbar!

    Hohe Produktivität der Wirtschaft bleibt unerwähnt.

    – Wegfall der Steuerbefreiung für neu abgeschlossene Lebensversicherungen.

    Ein neues Produkt muss her: Die private Altersvorsorge.

    – Strategie der Finanzwirtschaft: Voraussage einer demografischen Katastrophe,

    Erzeugung von Ängsten, gesetzliche Rente wird unbezahlbar, drastische Senkung des

    Rentenniveaus – also Privatvorsorge (hohe Produktivität bleibt unerwähnt)!

    – Das „Deutsche Institut für Altersvorsorge“ (eine Tochter der Deutschen Bank) schickt den „Rentenexperten“ der Bundesregierung, Professor Raffelhüschen (im Vorstand Victoria und Ergo- Versicherungen) auf Werbetournee. Thematik: Private Alters- Vorsorge, gesetzliche Rente wird unbezahlbar! Ergo: Privatvorsorge.

    – Finanz-Dienstleister Carsten Maschmeyer (AWD): „Nach der Verlagerung der gesetzlichen Rentenversicherung zur privaten Altersvorsorge steht die Branche vor dem größten Boom, den sie je erlebt hat…es ist so, als wenn wir auf einer Ölquelle sitzen. Sie ist angebohrt, sie ist riesig groß und sie wird sprudeln.“ (Quelle u.a. Netzeitung vom 8.6.2005)

    – Gründung der Maschmeyer-Rürup- AG. Ziel: Politik-Beratung zur Altersvorsorge:

    Senkung des Rentenniveaus. Privatvorsorge!

    Neben Bernd Rürup: Ex-Arbeitsminister Walter Riester.

    http://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=3436

    Allein Riester dürfte nach der FR.v.8.4.11.in „Unwürdig und unanständig“ mindestens 404.000,- Euro für Werbevorträge erhalten haben.

    Die geschäftlichen Verbindungen zu dem Finanzdienstleister Maschmeyer kritisiert ebenfalls „Transparency International“ als „eine unzulässige Interessenverquickung, die eines ehemaligen Bundesministers unwürdig und unanständig ist.“

    – Maschmeyer unterstützt Freund Gerhard Schröder im Kampf um das Kanzleramt.

    Kanzler Schröder senkt die Renten um 25 % und füttert mit enormen Steuermitteln die Vorsorge-Produkte, aber vor allem auch die Finanzkonzerne.

    – Maschmeyer zum 2005 in seinem Sinne verabschiedete Alterseinkünftegesetz: (AWD-Mitarbeiter-Zeitung): „So traurig es ist, dass die größte Kürzung der gesetzlichen Rente stattfindet …wir haben hervorragende Arbeitsbedingungen. Eine Riesenchance, denn im Schnitt werden den Menschen 1000,- Euro Rente fehlen. Wie heißt es so schön: Des einen Leid ist des anderen Freud.“

    (Zitat aus Buch „Macht Geld Politik“)

    http://altersarmut-per-gesetz.de/

    – Das Rentenniveau wird nunmehr auf 43 % der Durchschnittsvergütungen herabsinken (nach 45 Beitrags-Jahren!) Pensionäre: Über 71 % der letzten höchsten Gehaltsstufe (beitragsfrei).

    Betrifft das demografische Problem allein die Beitragszahler?

    – Übrigens: Fast alle an der systematischen Demontage der gesetzlichen Rente

    Beteiligten sind oder waren Beamte und somit selber nicht betroffen.

    Und es geht weiter…

    – Beraten durch ihren Staatssekretär Jörg Asmussen (jetzt Yasmin Fahimi) (Ex-Direktor der Europäischen Zentralbank) plündert Arbeitsministerin Nahles die Rentenkasse, um „ihre“ milliardenschwere Mütterrente (eine Bundesangelegenheit) haushaltsschonend zu finanzieren. Bundesfinanzminister Schäuble kann nunmehr sein Wahlversprechen einhalten: „Die Schwarze Null“!

    – Übrigens: Wohlhabende Frauen (ohne Beitragsleistung) profitieren davon, jedoch nicht die Frauen, die von der Grundsicherung leben müssen. Die Mütterrrente wird hier angerechnet.

    – Zu den Bundeszuschüssen: Es sind keine Zuschüsse, sondern verschleierte Teilerstattungen für herausgenommenes Beitragsvermögen zur Finanzierung von Bundesaufgaben gesamtgesellschaftlicher Natur (nicht beitragsgedeckt)!

    Erstattungsfehl seit 1957: Rund 700 Milliarden Euro!

    – Trotz Rekordbeschäftigung und hoher Produktivität wächst die Zahl der prekären Beschäftigungsverhältnisse, und somit die Altersarmut!

    – Vermutet werden darf durchaus: Wenn auf Grund des Niedriglohnsektors immer weniger Beiträge in die Rentenkasse fließen, „erledigt“ sich dieses bewährte und friedenssichernde System von selbst. Ein Rumpf wird zwar bleiben, den brauchen die Bundesfinanzminister, um weiterhin mit den Beiträgen der Zwangsversicherten Bundesaufgaben zu finanzieren.

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Helmut Achatz

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