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Brutto-Rente ist nicht gleich Netto-Rente. Rentner zahlen Kranken- und Pflegeversicherung plus Steuern. Von 1600 Euro Rente bleibt weniger übrig als gedacht. Wie viel genau?
Wer in Rente geht, 😯 dürfte maßlos enttäuscht sein, was tatsächlich netto übrigbleibt: Staat und Sozialversicherung langen 🫲 kräftig zu. Insofern ist nur jedem zur raten, der gesetzlichen Rente zu misstrauen. Das Versprechen „stabile Renten“ von Olaf Scholz ist schon mehrfach gebrochen worden, trotzdem wiederholt er sein Versprechen ein ums andere Mal. Das wird von der Brutto-Rente abgezogen:
- Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge – mehr als elf Prozent, bei Kinderlosen sogar noch mehr. Wie viel genau hängt vom Zusatzbeitrag ab.
- Steuern – wessen Rente einschließlich anderer Einkünfte 2023 niedriger war als der Grundfreibetrag von 10.908 Euro, zahlt keine Steuern, wer darüber liegt, zahlt möglicherweise Steuern – „möglicherweise“ deswegen, weil es darauf ankommt, wann jemand in Rente gegangen ist. Denn, nach dem Jahr des Renteneintritts bemisst sich der steuerpflichtige Anteil. Der Grundfreibetrag erhöhte sich 2024 auf 11.604 Euro. Finanzminister Christian Lindner plant, den Freibetrag 2024 noch einmal um 180 Euro auf 11.784 Euro zu erhöhen. Im Bundestag ist der Beschluss bereits durch, jetzt muss noch der Bundesrat zustimmen. Übrigens, 11.604 Euro sind monatlich lediglich 967 Euro (11.784 ./. 12 = 982), das ist weniger als das monatliche Bürgergeld, das laut Bürgergeld.de in Berlin bei 1.097 Euro liegt, in Dresden bei 1.066 Euro, in Frankfurt am Main bei 1.403 Euro, in Hamburg bei 1.285 Euro, in Köln bei 1.363 Euro und in München bei 1.561 Euro liegt. Das heißt, selbst der Grundbedarf einschließlich Miete wird noch besteuert.
- Spätestens jetzt dürfte klar sein🥺: Brutto ist nicht gleich netto. Das Portal „Ihre Vorsorge“ hat zusammengestellt, was versteuert und verbeitragt wird – eine erschreckend 😳 lange Liste mit vielen Ausnahmen und 🧐 Sonderregelungen.
Die konkrete Rechnung
Was heißt das konkret? „InFranken“ hat sich die Mühe gemacht und das für eine Rente von 💶 1600 Euro durchgerechnet (leider liegen viele Renten darunter). Übrigens, nach der 📈 Rentenerhöhung im Juli 2024 dürften einige vielleicht auf 1600 Euro Rente kommen, denn die Renten erhöhten sich am 1. Juli 2024 um 4,57 Prozent. „InFranken“ hat errechnet, dass ein 👴 Rentner 653 Euro Steuern pro Jahr zahlen müsste. Bei 2.000 Euro Rente sind die Abzüge prozentual sogar noch höher. Und 2025 wird es sogar noch weniger sein.
⚠️ Vorsicht: Das heißt nicht, dass jeder mit 1600 Euro Rente genau so viel zahlt, denn es kommt auf das 📅 Jahr des Renteneintritts an und auf andere Umstände. Nur die 🥺 wenigsten kommen indes auf 1600 Rente, das sind lediglich 20 Prozent aller Rentner, wie Sahra Wagenknecht von der Gruppe BSW bei der Bundesregierung erfragt hat.
Eine generelle Aussage, wie hoch die Steuerbelastung sein werde, kann 🤷♀️ nicht getroffen werden. „InFranken“ empfiehlt eine persönliche ℹ️ Rentenberatung. Die Deutsche Rentenversicherung berät kostenlos, eine Beratungsstelle in der Nähe zu finden, dürfte kein Problem sein.
Die Steuer bei 1600 Euro Rente?
Der Musterfall, den „InFranken“ durchgerechnet hat:
Es kommt darauf an, wie hoch die Freibeträge sind, die gelten. Da ist zum einen
- der Grundfreibetrag, der allen Steuerzahlern zusteht, zusätzlich gibt es für Rentner und Rentnerinnen
- der Rentenfreibetrag.
- Was über dem Grundfreibetrag liegt, wird ab dem ersten Euro mit dem Grenzsteuersatz von 14 Prozent besteuert. „Finanztip“ hat die progressive Besteuerung überschaulich zusammengefasst:
- Tarifzone 1: Bis zum Grundfreibetrag ist der Grenzsteuersatz 0.
- Tarifzone 2: Bei 10.909 Euro beginnt der Grenzsteuersatz gleichmäßig bis zu 15.999 Euro anzusteigen. Am Anfang beträgt er 14 Prozent (Einstiegssteuersatz) und wächst bis auf 24 Prozent.
- Tarifzone 3: Sie beginnt bei 16.000 Euro und endet bei 62.809 Euro. Der Grenzsteuersatz steigt von 24 Prozent auf 42 Prozent an.
- Tarifzone 4: Sie beginnt bei 62.810 und endet bei 277.825 Euro. Grenzsteuersatz: 42 Prozent.
- Tarifzone 5: Ab 277.826 Euro springt der Grenzsteuersatz auf 45 Prozent.
Die Rechnung
Annahmen
„InFranken“ ging von folgenden 🧾 Annahmen aus:
- Renteneintritt 2020
- monatliche Rente 💶 1600 Euro (pro Jahr 19.200)
- ✝️ konfessionslos
- gesetzlich krankenversichert
- Wohnort Schweinfurt
- Rentenfreibetrag 20 Prozent
Beim Renteneintritt 2020 liegt der Rentenfreibetrag bei 20 Prozent (2024: 17,0), das heißt
- 80 Prozent der Rente sind 🙁 steuerpflichtig (2024 sind es bereits 83 Prozent),
- 20 Prozent (2024 nur noch 17 Prozent) von 19.200 Euro bleiben steuerfrei, sprich 3.840 Euro (2024: 3.264).
- Besteuert werden somit 15.360 Euro.
- Davon abgezogen werden die Beiträge zur gesetzlichen 🏥 Kranken- und Pflegeversicherung, zusammen 10,95 Prozent – entspricht 2102 Euro pro Jahr.
- Der steuerpflichtige Rentenanteil sinkt somit auf 13.258 Euro.
- Davon wird noch die Werbungskostenpauschale für 👵 👴 Rentner von 102 Euro und
- der Sonderausgabenpauschalbetrag von 36 Euro abgezogen.
- Der endgültige steuerpflichtige Anteil beträgt 13.120 Euro.
- Daraus errechnet sich gemäß Einkommensteuer-Grundtabelle für das Jahr 2020 eine Steuer von 653 Euro.
- Herunter gebrochen auf den Monat ergibt sich eine fiktive Steuer von 54,42 Euro. Der Rentenfreibetrag für 2023 liegt allerdings nur noch bei 17,5 Prozent, das heißt umgekehrt, dass der Besteuerungsanteil bei 82,5 Prozent liegt – und er sinkt weiter in den kommenden Jahren. Was viele nicht wissen: Jede Rentenerhöhung wird nicht mit 82,5 Prozent besteuert, sondern mit 100 Prozent. Das heißt wiederum, dass wegen dieses Mechanismus der prozentuale Besteuerungsanteil nach und nach steigt.
Entwicklung des Besteuerungsanteils
Jahr des Rentenbeginn | Höchste Jahresbrutto-Rente 2020, die steuerfrei bleibt in Euro | Monatsbrutto 2. Halbjahr in Euro | Besteuerungsanteil in % | Rentenfreibetrag in Euro* |
---|---|---|---|---|
2005 | 17555 | 1493 | 50 | 6191 |
2006 | 17140 | 1458 | 52 | 5819 |
2007 | 16795 | 1428 | 54 | 5509 |
2008 | 16583 | 1410 | 56 | 5320 |
2009 | 16314 | 1387 | 58 | 5079 |
2010 | 15951 | 1357 | 60 | 4753 |
2011 | 15681 | 1334 | 62 | 4511 |
2012 | 15488 | 1317 | 64 | 4338 |
2013 | 15293 | 1301 | 66 | 4163 |
2014 | 15062 | 1291 | 68 | 3956 |
2015 | 14923 | 1269 | 70 | 3831 |
2016 | 14789 | 1258 | 72 | 3711 |
2017 | 14568 | 1239 | 74 | 3513 |
2018 | 14339 | 1170 | 76 | 3308 |
2019 | 14114 | 1200 | 78 | 3106 |
2020 | 13708 | 1166 | 80 | 2742 |
2021 | 13990 | 81 | 2658 | |
2022 | 82 | |||
2023 | 82,5 | |||
2024 | 83 | |||
2025 | 83,5 | |||
2026 | 84 | |||
2027 | 84,5 | |||
2028 | 85 | |||
2029 | 85,5 | |||
2030 | 86 | |||
*im Jahr, das auf den Rentenbeginn folgt |
2023 lag der Besteuerungsanteil bereits bei 82,5 Prozent 🙁 – und er steigt weiter 😢 auf 83 Prozent 2024. Er wurde rückwirkend durch das Wachstumschancengesetz um einen halben Prozentpunkt gesenkt.
Was bleibt netto übrig?
Außer Steuern muss der Rentner auch noch Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge 😠 zahlen sowie den Zusatzbeitrag zur Krankenkasse. Bei Pflichtversicherten in der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) übernimmt die Rentenversicherung die Hälfte des allgemeinen Beitragssatzes von 14,6 Prozent. Ein freiwillig gesetzlich krankenversicherter Rentner bekommt einen Zuschuss von 7,3 Prozent, muss den Gesamtbeitrag aber selbst abführen. Dazu kommt aber immer der Zusatzbeitrag, von dem die KVdR ebenfalls die Hälfte übernimmt. Übrigens, der durchschnittliche Zusatzbeitrag ist 2024 von 1,6 auf 1,7 Prozent gestiegen. Bereits Mitte 2024 haben einige Krankenkasse noch einmal erhöht, 2025 wird der Zusatzbeitrag voraussichtlich weiter auf 2,45 Prozent 😡steigen. Es gibt allerdings einige Krankenkassen, wie die HKK, die deutlich weniger Zusatzbeitrag verlangen. Ferner zahlen die Rentner noch den Pflegebeitrag in Höhe von 3,4 Prozent (mit Kindern) oder 4,0 Prozent (kinderlos). Anders als beim Krankenkassenbeitrag müssen Rentner den Pflegebeitrag allein tragen.
Netto-Rente nach Abzug von Steuern und Sozialversicherung
Klingt nicht nur kompliziert, ist 🤔 kompliziert. Was bleibt dem Musterrentner nach Abzug von Steuern und Sozialversicherung konkret übrig? Von 1600 Euro bleiben nach Abzug von Kranken- und Pflegebeitrag sowie Steuern lediglich 1351,18 Euro übrig.
Brutto 1600,00 Euro
– Abzüge 248,82 Euro
——————————-
Netto 1351,18 Euro
Und 2025 droht die nächste Erhöhung der Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge.
Hier die Rechnung im Detail:
Brutto-Rente | 1600,00 |
---|---|
Krankenversicherung* | -116,80 |
Zusatzbeitrag** | -13,60 |
Pflegeversicherung*** | -64,00 |
Netto vor Steuern | 1406,40 |
Steuern | 54,42 |
Netto nach Steuern/SV | 1351,18 |
*14,6 Prozent (Rentenkassen übernimmt Hälfte) | |
**1,7 Prozent (Rentenkasse übernimmt Hälfte) | |
*** 3,4 Prozent Pflegebeirag (mit Kindern); 4,0 Prozent (kinderlos) |
Quellen: „InFranken“, KVdR
Gegencheck mit Brutto-Netto-Rentenrechner
Mit dem Brutto-Nett-Rentenrechner des Sozialverbands SoVD kann jeder gegenchecken, wie viel ihm am Ende von der Brutto-Rente übrigbleibt.
🤪 Dummerweise haben sich die Pflegebeiträge, der Zusatzbeitrag in der Krankenversicherung, die CO₂-Steuer, die Netzentgelte beim 🔌 Strom, die Mehrwertsteuer für Gas und die Mehrwertsteuer für 🍽️ Restaurants erhöht. Das heißt, netto bleibt Rentnerinnen und Rentnern 2024 sogar noch weniger als die 1351,98 Euro übrig.
Übrigens, prozentual bleibt Rentner mit 2500 Euro Rente sogar noch weniger übrig, absolut gesehen natürlich mehr. Von 2500 Euro bleiben nach Abzug von Kranken- und Pflegebeitrag sowie Steuern lediglich 2010,25 Euro übrig. Das heißt, ein Single-Rentner oder eine -Rentnerin zahlt ein Fünftel an Staat und Sozialversicherung. Hier die Rechnung im Detail:
Wenn die Deutsche Rentenversicherung jährlich ihre ℹ️ Rentenmitteilung verschickt, freuen 😃 sich einige vielleicht noch, was sie da lesen. Der 😱 Schock kommt erst, wenn sie dann ihre Rente beantragen und ihnen der Rentenberater vorrechnet, was unterm Strich wirklich herauskommt und sie den Rentenbescheid bekommen.
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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ich habe 1460€Rente davon gehen 260€ krankenkasse weg.
Der Rest ist miete Telefon Lebenshaltungskosten Versicherung Strom, ja gehe mit 72 immer noch arbeiten
Hallo Ingrid,
sind Sie freiwillig gesetzlich krankenversichert. Der Versicherungsbeitrag erscheint mir ziemlich hoch. Haben Sie schon über einen Wechsel der Krankenversicherung nachgedacht?
Auch als Rentner ist die Wahl der KV sehr wichtig. Ein anderer Punkt ist in Deutschland die Miete. Viel zu viele Rentner wohnen zur Miete. Das bedeutet die deutschen Regierungen der letzten 50 Jahre haben bei weitem nicht genug getan um Leuten Anreize zu bieten Eigentum zu erwerben. Hier ist Deutschland wahrscheinlich ein Schlusslicht in Europa. Selbst in Italien besitzen Rentner mehr Wohneigentum als in Deutschland. Fuer die Volksgemeinschaft ist es alles anders als sozial wenn dann Rentnern Mietbeihilfe gezahlt werden muss. Da waere es doch viel besser den sozialen Wohnungsbau fuer alle Berufstaetigen zu foerdern. Dieses hat zwar nichts direkt mit dem Anliegen der Leserin zu tuen, aber ich bin davon ueberzeugt dass viele Rentner ein besseres Auskommen haetten wenn Sie keine Miete zahlen muessten.