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Warum will die Bundesregierung die Aktivrente wirklich? Sie will damit die Sozialversicherung retten. Denn Aktivrentner müssen teilweise dreifach Sozialbeiträge zahlen.
Die Einführung der Aktivrente wird von der Bundesregierung als Stärkung der Wirtschaft und Erhöhung der Erwerbsquote beworben. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich ein anderer, primärer Zweck: die Sanierung der Sozialversicherung. Aktivrentner werden, anders als oft angenommen, mehrfach zur Kasse gebeten. Die Bundesregierung argumentiert auf ihrer Homepage: „Eine höhere Erwerbsquote stärkt außerdem die Wirtschaft; die Beiträge erhöhen die Einnahmen der Sozialversicherungen.“ Genau hier liegt der Kern der Sache.
Aktivrente und die dreifache Sozialbeitragspflicht
Der Hauptgrund für das Drängen der Koalition auf die Aktivrente liegt in den Einnahmen durch Sozialabgaben.
- Aktivrente ist sozialabgabenpflichtig: Aktivrentner zahlen volle Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge auf das Aktivrenten-Gehalt.
- Arbeitgeberbeiträge: Der Arbeitgeber muss zusätzlich Renten- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge sowie Umlagen abführen.
Im Klartext: Es profitiert hauptsächlich die Sozialversicherung – oft dreifach von den Einnahmen der Aktivrentner.
Probleme: Ausgrenzung und Mitnahmeeffekte
Die Kritik am Konzept ist massiv und betrifft die tatsächliche Lebenswirklichkeit der Rentner, die arbeiten wollen. Es wäre ehrlicher gewesen, die finanzielle Notwendigkeit für die Sozialkassen offen zu kommunizieren, statt nur von der Stärkung der Wirtschaft zu sprechen.
Wer ausgeschlossen wird:
Die Aktivrente ist restriktiv gestaltet und schließt wichtige Gruppen aus, die potenziell zur Erwerbsquote beitragen könnten:
- Selbstständige: Die Koalition hat unter anderem Ärzte, Journalisten, Steuerberater, Physiotherapeuten, Künstler und Berater ausgeschlossen. Der Grund? Sie zahlen meist nicht in die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung ein und würden somit die Einnahmen der Sozialkassen nicht erhöhen.
- Frührentner: Personen, die früher in Rente gehen und weiterhin arbeiten möchten, sind ebenfalls von der Aktivrente ausgeschlossen.
- Abhängig Beschäftigte: Die Aktivrente gilt nur für abhängig Beschäftigte.
Steuerausfälle und Mitnahmeeffekte
Für den Staat könnte die Aktivrente ein Verlustgeschäft werden, da Aktivrentner für bis zu 2.000 Euro Gehalt keine Steuern zahlen müssen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnt vor erheblichen Mitnahmeeffekten:
- Rund 230.000 bereits erwerbstätige Rentner würden unmittelbar profitieren, ohne dass die Maßnahme sie zur Aufnahme einer Arbeit animiert hätte.
- Dem Staat entgehen ab 2026 (dem geplanten Startjahr) voraussichtlich 800 Millionen Euro Steuereinnahmen.
Versprechen
Am 14. Mai 2025 versprach Vizekanzler Lars Klingbeil eine Rentenreform „zügig“ anzugehen. Die Zeit läuft.
Zeit seit Abgabe des Versprechens
Minijob statt Aktivrente: die bessere Alternative
Die Aktivrente ignoriert die Realität vieler älterer Menschen. Zahlen des DIW von 2022 zeigen:
- Rund 313.000 Menschen ab 66 arbeiteten sozialversicherungspflichtig (größtenteils Teilzeit).
- 645.000 Personen übten einen Minijob aus.
Viele ältere Menschen wollen nicht mehr so viel arbeiten und sind mit einem Minijob besser beraten. Der entscheidende Vorteil: Minijobber zahlen keine Sozialbeiträge, was unter dem Strich oft finanziell attraktiver ist als die volle Sozialversicherungspflicht der Aktivrente.
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