Sind die Krankenkassen bald pleite?

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Die Lage der gesetzlichen Krankenversicherung ist dramatischer als gedacht. Einige Kassen stehen kurz vor der Pleite. Was sich ändern muss.

„Dramatischer als ohnehin angenommen“, so zitiert der „Münchner Merkur“ die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenkassen. Eine Kasse stand bereits kurz vor der Insolvenz, nur durch Geld aus dem Ausgleichsfonds sei sie über Wasser gehalten worden, berichtet der „Bayerische Rundfunk“. Welche Kasse das sei, wolle das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS). Das dürfte allerdings erst der Anfang sein, denn mittlerweile sind einige Kranken- und Pflegekassen in einer finanziellen Schieflage. 800 Millionen Euro muss die schwarzrote Koalition laut „Münchner Merkur“ jetzt beisteuern, um die gesetzliche Krankenversicherung zu stabilisieren.

Staat plündert Krankenkassen

krankenkassenbeiträge

Entwicklung der Krankenkassenbeiträge

Schon die Ampel-Regierung hat die Krankenkassen um neun Milliarden Euro erleichtert und kürzte den Bundeszuschuss. Der Staat 🦅 griff und greift schon seit Jahren in die Krankenkasse und plündert sie aus: Er bürdet ihr mehr auf, als er dafür zahlt. Dabei geht es nicht um ein paar Millionen Euro, sondern gleich um Milliarden. Der Dachverband der BKK-Krankenkassen startete deswegen im Sommer 2024 eine Aufklärungskampagne, um die Öffentlichkeit über die Tricks der Ampel und die tatsächliche Lage der gesetzlichen Krankenkassen zu informieren. Die Folge dieser Plünderung: höhere Beiträge der Versicherten in der Kranken- und Pflegeversicherung. Zur Wahrheit gehöre auch, dass mit den 800 Millionen Euro vom Bund das Grundproblem nur vertagt werde, so Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK Dachverbands. „Die Liquiditätsreserven der Kassen sind inzwischen so weit abgeschmolzen, dass der nächste finanzielle Engpass bereits vorprogrammiert ist“, warnt sie. Es brauche konsequente und rasche Strukturreformen.

Gesundheitssystem in Schieflage

Fakten, Gründe, Perspektive

Aber das reicht offensichtlich immer noch nicht, wie sich aus dem Notruf einer Pflegekasse ableiten lässt. Hier die Fakten:

  • Defizit: Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) schlossen das Jahr 2024 mit einem Defizit von rund 6,2 Milliarden Euro ab. Den Einnahmen von 320,6 Milliarden Euro standen Ausgaben von 326,9 Milliarden Euro gegenüber.
  • Finanzreserven: Die Finanzreserven der Krankenkassen sind zum Jahresende 2024 auf rund 2,1 Milliarden Euro gesunken. Dies entspricht nur etwa 0,08 Monatsausgaben und liegt damit deutlich unter der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreserve von 0,2 Monatsausgaben.
  • Gesundheitsfonds: Auch der Gesundheitsfonds verzeichnete im Jahr 2024 ein Defizit von 3,7 Milliarden Euro.
  • Ausgabenentwicklung: Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten stiegen im Jahr 2024 um 7,7 Prozent, was deutlich über dem Anstieg der Versichertenzahlen von 0,3 Prozent liegt. Besonders stark stiegen die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen (+8,7 Prozent), Arzneimittel (+9,9 Prozent) und ambulante ärztliche Behandlungen (+6,3 Prozent).
  • Zusatzbeiträge: Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag Ende 2024 bei 1,82 Prozent und stieg im Laufe des Jahres weiter an.

Wie geht es 2025 weiter?

  • Aufgrund der angespannten Finanzlage wurde der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz für 2025 auf 2,5 Prozent festgelegt. Allerdings liegt der tatsächlich von den Krankenkassen erhobene durchschnittliche Zusatzbeitragssatz mit 2,92 Prozent bereits deutlich darüber, da viele Kassen ihre gesunkenen Reserven wieder auffüllen müssen.
  • Es wird erwartet, dass die Ausgaben der GKV im Jahr 2025 weiter steigen werden.
  • Die Bundesregierung hat angesichts der kritischen Lage beschlossen, einen Bundeszuschuss von 800 Millionen Euro früher als geplant im Mai 2025 auszuzahlen, um die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zu stabilisieren.

Gründe für die angespannte Finanzlage:

  • Steigende Kosten: Insbesondere in den Bereichen Krankenhausbehandlungen, Arzneimittel und Personal sind die Kosten gestiegen.
  • Inflation: Die allgemeine Inflation trägt zu höheren Kosten im Gesundheitswesen bei.
  • Strukturelle Probleme: Ex-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht die Ursachen auch in versäumten Reformen früherer Regierungen, die strukturelle Probleme und Ineffizienzen verursacht haben.
  • Finanzierung versicherungsfremder Leistungen: Es wird gefordert, dass gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die medizinische Versorgung von Bürgergeldempfängern vollständig aus Steuermitteln finanziert werden sollten, um die GKV zu entlasten.

Hohe Ausgaben, sinkende Reserven und ein deutliches Defizit im Jahr 2024 führen zu steigenden Zusatzbeiträgen für die Versicherten und erfordern dringende Maßnahmen und Reformen, um die finanzielle Stabilität des Systems langfristig zu sichern. „Wir haben kaum noch Rücklagen“, warnt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der gesetzlichen Krankenkasse DAK-Gesundheit, im Podcast der „Apotheken Umschau“. „Wir sind am Rande des Zusammenbruchs“, so sein Urteil. Wir stünden vor einem „Beitragstsunami“.

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Helmut Achatz

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