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Politiker würden sich am liebsten wegducken, wenn es um Renten geht. Ihnen fällt nichts ein, um den Rentencrash zu verhindern – und würden Reformen gern in die Zukunft verschieben.
Nach der verschobenen Rentenreform ist vor der verschobenen Rentenreform – und so geht das seit Jahren. Wer kann sich noch an die im Juni 2018 von der großen Koalition eingesetzte Rentenkommission erinnern? Herausgekommen ist nicht. Das Rentenpaket II? Nur heiße Luft. Dabei ist es dringend nötig, das Rentensystem zu reformieren. Der große Wurf blieb bislang aus.
Das sehen auch die Dresdner Wirtschaftswissenschaftler Joachim Ragnitz und Marcel Thum vom Ifo-Institut so. Die Versprechen der Parteien beim Thema Rente ließen nicht erkennen, wie die Rente finanziert werden soll, so das Ragnitz‘ und Thums Fazit. „Alle größeren Parteien sind offensichtlich darum bemüht, mögliche Belastungen für die Rentnerinnen und Rentner zu vermeiden und stattdessen die Last auf die aktuellen und kommenden Beitragszahler zu verlegen.“
Das Wahlprogramm der SPD sehe ein dauerhaftes Rentenniveau von 48 Prozent vor, ohne die Lebensarbeitszeit verlängern zu wollen. Das bedeutet, dass der Beitragssatz zur Rentenversicherung steigen muss – bis 2045 um 1,5 Prozentpunkte auf 22,7 Prozent, wie die Forscher des Ifo-Instituts ausgerechnet haben.
Rentenbeginn folgt Lebenserwartung
Ihr Aufsatz „Zeitbombe Rentenversicherung – doch durchgreifende Reformen sind nicht in Sicht“ hat es in sich. Als langfristig wirksamen Weg zur Stabilisierung schlagen sie vor, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung anzupassen. So ließe sich das Verhältnis von Beitragszahlern und Empfängern der Rente angesichts der demografischen Schieflage annähernd stabil halten.
Inflation als Maßstab
Statt an der Erhöhung der Nettolöhne soll die Inflationsentwicklung Maßstab für Rentensteigerung sein. Das sei in anderen europäischen Ländern bereits erfolgreich eingeführt wurden. Hierzulande scheuen Politiker jedoch davor zurück.
Was, wenn nichts passiert?
Laut Ragnitz und Marcel Thum lagen 2023 die Gesamtkosten der Alterssicherung bei 429 Milliarden Euro und damit bei rund zehn Prozent des Bruttoinlandproduktes. Bis 2038 würden die Ausgaben zur gesetzlichen Rentenversicherung gegenüber dem aktuellen Wert um mehr als 75 Prozent steigen, während die beitragspflichtigen Einkommen lediglich um 50 Prozent zunehmen. Die Sozialabgaben erdrücken die arbeitende Bevölkerung – und das bleibt sich nicht ohne Folgen.
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