Ein Staatsfonds für die Altersvorsorge?!

Finanzen

Werbung

Schweden hat einen Staatsfonds für die Altersvorsorge und fährt gut damit – davon könnte Deutschland lernen. Die Versicherungslobby will das aber nicht und die Sparer weiter abzocken.

Die Schweden machen es uns vor, wie’s geht. Ihr Staatsfonds investiert schon seit vielen Jahren weltweit und marktbreit. Die jährliche Rendite von 15,7 Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren kann sich sehen lassen. Die Kosten liegen deutlich unter einem Prozent, so dass die Rendite auch bei den Schweden ankommt und nicht bei einer Fondsgesellschaft oder der Versicherung. Damit schafft der AP7 Aktienfonds, so heißt er, auf Dauer Mehrwert für die Altersvorsorge der Schweden.

Von den Schweden lernen

Mehr als fünf Millionen Schweden zahlen laut Fondsverwaltung in den AP7 Såfa ein. Der Fonds erwirtschaftet nach eigenem Bekunden eine Wertentwicklung, die „zumindest so gut ist wie der Durchschnitt privater Investmentfonds“. Seit Einführung hat der AP7 Såfa sogar höhere Durchschnittsrenditen erwirtschaftet bei niedrigeren Verwaltungsgebühren als private Fonds.

Versicherer gegen Staatsfonds

Was hindert die Deutschen, es den Schweden gleichzutun? Die Versicherungslobby! Die von der Bundesregierung eingesetzte „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ hat mittlerweile ihren Abschlussbericht mit Vorschlägen für eine grundlegende Reform der privaten Altersvorsorge vorgelegt. Die Arbeitsgruppe sprach sich dabei mehrheitlich gegen die Einrichtung eines öffentlich verantworteten Fonds aus und argumentierte, ein solcher Fonds biete keinen Vorteil, den nicht auch private Vorsorgeprodukte leisten könnten.

Verbraucherschützer contra Versicherer

Dabei unterschlagen die Nein-Sager indes den entscheidenden Vorteil: die Kosten. Ein staatlicher Vorsorgefonds kommt mit deutlichen niedrigeren Gebühren aus als ein privater Fonds, der von einer Versicherung betreut wird. Diese niedrigeren Kosten schlagen sich in einer besseren Wertentwicklung nieder.

Mehrere „Wirtschaftsweise“ – und die Verbraucherzentrale – fordern deswegen einen deutschen Staatsfonds für die Altersvorsorge. Ein staatlich verwalteter Fonds sorge „in Konkurrenz mit privaten Anbietern für transparentere Produkte und erzeugt allseits einen hohen Kostensenkungsdruck, zum Vorteil der Sparerinnen und Sparer“, heißt es in einem Gastbeitrag von vier Mitgliedern des Sachverständigenrates in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Hinter dem Gastbeitrag stehen Veronika Grimm, Ulrike Malmendier, Monika Schnitzer und Martin Werding, nicht jedoch der Wirtschaftsweise Achim Truger, was auch nicht sonderlich verwunderlich ist, war er doch einmal Leiter des Referats „Steuer- und Finanzpolitik“ in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, zu deren Vorsitzenden wiederum ein Vorstandsmitglied der IG Metall gehört – und die IG Metall wiederum forciert die Metallrente, eine von privaten Versicherern organisierte Direktversicherung. Also auch bei den Wirtschaftsweisen mischen die Versicherer mit.

Die Verbraucherschützer konnten sich gegen die Finanzlobby nicht durchsetzen, was Dorothea Mohn von der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (VZBV), die  als einzige Vertreterin der Verbraucherschützer mit dabei war, bedauert. Sie gibt im „Manager Magazin“ der Finanzlobby die Schuld, dass ein öffentlichen Fonds „rundweg abgelehnt wurde – klar, würde er doch die „Einnahmebasis (der Finanzlobby) verkleinern.  Offensichtlich aber habe die Finanzlobby die Rückendeckung von Finanzminister Christian Lindner.

Lobbyisten bestimmen Altersvorsorge

In der Fokusgruppe dominieren die Gegner eines Staatsfonds, darunter Vertreterinnen und Vertreter der Versicherungs- und Fondsbranche, sprich GDV und BVI, des Arbeitgeberverbands (BDA) und der Gewerkschaften (DGB) sowie die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (ABA). In der ABA wiederum sind Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Investmenthäuser, Banken und Versicherungen als Mitglieder. Es ist klar, dass angesichts dieser Zusammensetzung der Fokusgruppe nur ein „Nein“ zum Staatsfonds herauskommen kann, schließlich würden diese Unternehmen und Verbände durch einen Staatsfonds Geschäft verlieren. „Die Arbeitsgruppe sprach sich dabei mehrheitlich gegen die Einrichtung eines öffentlich verantworteten Fonds aus und argumentierte, ein solcher Fonds biete keinen Vorteil, den nicht auch private Vorsorgeprodukte leisten könnten“, meldet die „Welt“.

Versicherer werden weiter abzocken

Es war für die Verbraucherschützer (Stiftung Warentest und vzbv) unmöglich, sich durchzusetzen. Die Deutsche Bundesbank, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, die Deutschen Rentenversicherung Bund und das Bundeskanzleramt waren nur Gäste. Den Vorsitz der Fokusgruppe hat Dr. Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen.

Dieses „Nein“ bedeutet jedoch, dass Banken, Versicherungen und Investmentgesellschaften weiter an den Alterssparern verdienen werden – letztere sind also die Dummen und schauen im Alter in die Röhre. Wieder wurde wertvolle Zeit verplempert, ohne dass für Alterssparer etwas herausgekommen ist. Wer den Bock zum Gärtner macht, muss sich nicht wundern, wenn vom Salat nichts mehr übrig ist. Von der Verbraucherschutzzentrale und ihren Vorstellungen ist mittlerweile keine Rede mehr.. Die Versicherungsbranche hält nichts davon und zerpflückte das Konzept der Verbraucherschützer. Den Verbraucherschützer, die in der Fokusgruppe von Dorothea Mohn (VZBV) vertreten werden, ist das schon lang ein Dorn im Auge, weswegen sie einen öffentlich verwalteten Fonds ohne Vertriebskosten vorschlagen, so wie in Schweden. Die Verbraucherschützer etikettieren ihr Konzept mit „Extrarente“. Für den Verbraucherschutz nimmt auch die Stiftung Warentest teil.

Jetzt den Newsletter abonnieren

„vorunuhestand.de berichtet laufend über das, was die 60plus-Generation betrifft – und ab sofort auch per kostenlosem Newsletter. Sei dabei und melde dich gleich an. Jetzt den vorunruhestand-Newsletter abonnieren … und 14tägig Tipps, Infos und Anregungen für den Vorruhestand und die Rente erhalten.

Der nächste Newsletter kommt am Sonntag, den 5. Februar 2023. 

Hier abonnieren

Vorbild Schweden

Politiker in Deutschland diskutieren über einen Staatsfonds nach schwedischem oder norwegischem Vorbild – als Alternative zur Riesterrente. Das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat sogar einen Forschungsbericht mit einer Übersicht staatlicher Fonds erarbeitet. Zu den untersuchten Ländern gehören beispielsweise Schweden, Norwegen, Neuseeland, Japan und die USA. Das hat die Versicherer verständlicherweise aufgeschreckt, denn das würde ihnen das Geschäft vermiesen. In Schweden beispielsweise setzen viele auf staatliche Fonds und untergraben damit die Versicherungen.

AP7

Wertentwicklung des AP7 seit Start. Quelle: Morningstar

Aktienrente zum Selbst-Nachbauen

Wer nicht warten will, bis sich die Scholz-Regierung endlich um das Thema Rente kümmert, kann sich ja an den Schweden orientieren und der Fonds AP7 selbst nachbilden. Das Portal „ExtraETF“ zeigt wie’s geht: „Beim AP7-Aktienfonds handelt es sich um einen staatlich verwalteten Fonds, der einem strengen Portfoliomanagement unterliegt; er ist ein Bestandteil der schwedischen Premium-Rente, die wiederum eine wichtige Säule für das Rentensystem in Schweden darstellt“. Und wie lässt sich das nachbauen? „Der Kern des Portfolios des AP7-Fonds besteht zu 100 Prozent aus Aktien und selbst Aspekte wie das faktorbasierte Investieren oder die nachhaltige sowie soziale Verantwortung kommen nicht zu kurz. Um eine simple Nachbildung der Strategie zu ermöglichen, haben wir uns auf folgende Gewichtung festgelegt: 50 Prozent Industrieländer (ESG), 20 Prozent Schwellenländer (ESG), jeweils zu 12,50 Prozent den Faktor ‚Quality‘ sowie den Faktor ‚Value‘ und abschließend kommt noch fünf Prozent Private Equity hinzu.“ Dabei kam diese Liste heraus:

Aktienrente mit ETFs

Name WKN ISIN Gewichtung
iShares MSCI World ESG Enhanced UCITS ETF A2PCB4 IE00BHZPJ569 50%
iShares MSCI EM ESG Enhanced UCITS ETF A2PCB0 IE00BHZPJ239 20%
Xtrackers MSCI World Quality UCITS ETF A1103D IE00BL25JL35 12,5%
Xtrackers MSCI World Value UCITS ETF A1103E IE00BL25JM42 12,5%
iShares Listed Private Equity UCITS ETF A0MM0N IE00B1TXHL60 5%
Xtrackers Global Aggregate Bond Swap UCITS ETF DBX0NV LU0942970103 altersabhängig

Quelle: ExtraETF

Bild: iStock

Du kannst den Artikel teilen:

Werbung

Das könnte dich auch interessieren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

null

Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

Newsletter

Erhalte regelmäßig News, Tipps und Infos rund um’s Thema Rente und Co. Du erhältst 14-tägig einen Newsletter.

Weitere Inhalte

Rentenplaner für Dummies

Werbung

Menü