Höhere Steuern für höhere Renten

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Höhere Steuern für mehr Rente – das wird nötig sein, um das Rentenniveau zu halten. Gehalten muss es werden, denn schon heute hat Deutschland im Vergleich eines der niedrigsten. Was tun? Letztlich bleiben nur höhere Steuern, denn die Babyboomer gehen demnächst in Rente.

Vermutlich wird selbst eine Steuererhöhung nicht reichen, deswegen werden wohl parallel dazu auch die Rentenbeiträge steigen müssen. Ab 2025 kommt die große Babyboomer-Welle. Der Geburtsjahrgang 1964 war der stärkste. Vertreter dieses Jahrgangs gehen zwar rein rechnerisch erst 2029 in Rente, aber auch schon die Jahrgänge 1963, 1962, 1961, 1960 und 1959 waren geburtenstark. In diesen Jahren kamen so viel Kinder zur Welt:

  • 1959 rund 1,24 Millionen
  • 1960 rund 1,26 Millionen
  • 1961 rund 1,31 Millionen
  • 1962 rund 1,32 Millionen
  • 1963 rund 1,35 Millionen
  • 1964 rund 1,36 Millionen
  • 1965 rund 1,33 Millionen

2017 hingegen erblickten „nur“ 0,79 Millionen Kinder das Licht der Welt bei einer deutlichen höheren Gesamtbevölkerung. Diese wenige Kinder sollen die vielen Alten finanzieren? Mal ehrlich, wie soll das funktionieren? Nicht mit dem jetzigen System.

Die Regierung unter Angela Merkel verweigert sich schon seit Jahren einer grundlegenden Rentenreform, die zwingend nötig ist. Als Feigenblatt hat die schwarz-rote Regierung eine Rentenkommission – offiziell Kommission Verlässlicher Generationenvertrag – gegründet, die in einen Dornröschenschlaf gefallen ist. Sie stellt lediglich fest, dass „nach dem vom Deutschen Bundestag am 8. November 2018 beschlossenem Gesetz über Leistungsverbesserungen und Stabilisierung in der gesetzlichen Rentenversicherung (RV-Leistungsverbesserungs- und -Stabilisierungsgesetz) soll eine doppelte Haltelinie in der gesetzlichen Rentenversicherung eingeführt werden. Danach darf bis zum Jahr 2025 das Sicherungsniveau vor Steuern (Rentenniveau) nicht unter 48 Prozent sinken und der Beitragssatz nicht über 20 Prozent steigen“. Und was ist nach 2025? Ist ja erst in sechs Jahren. Dann drängen die Babyboomer mit Gewalt in die Rente. Seitdem redet die Kommission mit Experten, aber ohne greifbare Ergebnisse. Die aktuellste Pressemitteilung stammt vom April 2019 – alles in allem eine Blackbox.

Währenddessen werden die gesetzliche, betriebliche und private Rente weiter ausgehöhlt, ja regelrecht sabotiert, von einer Regierung von Beamten, die sich dank üppiger Pensionen um ihre Altersvorsorge nicht kümmern müssen.

Höhere Steuern als Ausweg

Vor kurzem hat das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) des gewerkschaftsnahen Böckler-Instituts eine Studie herausgebracht. Die besagt, dass in den „nächsten 15 Jahre eine Erhöhung der Rentenbeiträge um drei bis vier Prozentpunkte erforderlich ist“, wie die „Berliner Morgenpost“ schreibt. Dabei müssten „die Rentenbeiträge um ein bis zwei Prozent steigen und in gleicher Höhe die Einkommenssteuer“, so der Wirtschaftsforscher und Mitautor Rudolf Zwiener.

Die Gewerkschaftler sensibilisieren uns schon mal auf höhere Ausgaben für die Rente. Dabei hat Deutschland schon heute, nach Belgien, die zweithöchste Abgabenquote weltweit. Mit diesem Schritt wären wir dann absoluter Abgaben-Weltmeister. Aber laut IMK wäre das für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland kein Problem. Die Rentner würden dann ja mehr Geld haben für mehr Konsum, wodurch keine Kaufkraft verloren ginge. Ein Perpetuum Mobile also. Es geht nur um Umverteilung zwischen Rentnern, aktiv Beschäftigten und Unternehmen.

Höhere Steuern, höhere Beiträge

Die Forscher haben das genau ausgerechnet und empfehlen einen Mix aus höheren Rentenbeiträgen und höheren direkten Steuern, um die Rentenkasse zu füllen. Durch höhere Steuern würden letztlich auch Beamte und Selbständige einbezogen. Sie empfehlen weiter, „Selbstständige und Beamte schrittweise in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen, um die notwendigen Ausgaben auf mehr Schultern zu verteilen“. Was sie offensichtlich nicht bedacht haben: Höhere direkte Steuern treffen natürlich auch die Rentner, denn ihnen bleibt dann netto weniger übrig. Insgesamt müssen wegen der Rentenerhöhung im Juli 2019 laut „Welt“ knapp fünf Millionen Personen und zusammen veranlagte Paare Steuern zahlen, weil sie nach Abzug des individuellen Rentenfreibetrags immer noch über dem allgemein gültigen Grundfreibetrag landen.

Rentenniveau sinkt seit Jahrzehnten

BundeslandDurchschnittMännerFrauen
Saarland13431452996
Nordrhein-Westfalen132314671009
Hamburg128914321076
Hessen127514061011
Baden-Württemberg12651433980
Rheinland-Pfalz12471366966
Schleswig-Holstein12461373990
Berlin-Ost124413551121
Niedersachsen12341362961
Bremen12341368989
Bayern12091349969
Berlin-West119413331036
Brandenburg114512601014
Sachsen11191252979
Mecklenburg-Vorpommern11131214997
Sachsen-Anhalt11101235974
Thüringen11021225974
Durchschnitt Bundesgebiet12191362991
Durchschnitt Bruttorente136015201106

So können Rentner Steuern sparen

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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Herbert Wendland
    1. August 2019 09:05

    Jedem, auch sogenannten Gutachtern, der in Deutschland über die Rente schreibt, muß zuvor ein halbjähriges Studienjahr im Ausland verbringen, um Effizienz bei der Bewältigung des Rentenproblems zu erlernen.
    Die „wirtschaftskonforme Demokratie“ hat einen immensen Schaden in der Republik hinterlassen. Dazu kommt, das für die Bildung der Bevölkerung in finanzpolitischen Fragen nichts getan wurde.
    Unbestritten ist, dass sich die „Verweildauer der Menschen im Rentenbezugszeitraum erhöht hat.
    Das verlangt eine vorurteilsfreie Neubewertung des Themas Rente, am besten von Leuten aus dem Ausland. In diesem Land, das schon lange kein Rechtsstaat (Direktversicherung) mehr ist, gibt es zu wenige Menschen mit Verantwortungsgefühl für das Funktionieren einer Gesellschaft. Jeder ist nur sich selbst der Nächste.

    Antworten
  • Eugen Dinkel
    1. August 2019 20:25

    Das Rentenniveau in Deutschland ist für ein Industrieland eine Schande ohnegleichen, und zwar eine Schande für die Politiker.
    Dass das alleiniges Verschulden der Politik ist, zeigt ein Blick in zahlreiche europäische Nachbarländer.
    Schon kurz nach der deutschen Einheit hat man die leeren Rentenkassen dem demografischen Wandel zugeschoben. Dass uns dieser Wandel mit höheren Lebenszeiten und weniger Kindern bald einholen wird, ist unbestritten.
    Aber heute weiß jeder, dass Kohl damals die Rentenkassen für Zwecke geplündert hat, die allein durch Steuergelder hätten gedeckt werden müssen (Ost-Renten). Und es gibt noch etliche andere Renten-Arten, wo ähnlich betrügerisch verfahren wird, um Kosten zu verschleiern.
    Eigentlich ist die Rentenversicherung eine Versicherung für diejenigen, die ihre Renten durch Beiträge erwirtschaftet haben.
    Wenn hier nicht bald ein gerechtes System in die Wege geleitet wird, sehe ich den inneren Frieden in diesem Land gefährdet.

    Antworten
  • Es muß mehr als nur ein goldenes Kalb geschlachtet werden um die Rentenversicherung wieder attraktiv zu machen. Sicherlich gehört dazu die Altersversorgung gerecht auf alle Schultern zu verteilen. Das wäre mit der Erwerbstätigenversicherung möglich Ein anderes goldenes Kalb ist die paritätische Beitragszahlung. Hier fehlt einfach die Flexibilität die nötig ist. Das könnte bedeuten daß bei einer schwachen Konjunktur die AN einen höheren Beitrag entrichten als die AG und bei einer starken Konjunktur die AG mehr in die Pflicht genommen werden können. Was in Österreich möglich ist sollte auch in Deutschland nicht unmöglich sein. Daher ist die Politik unverändert gefragt endlich eine Lösung zu finden. Schreibt an euren Bundestagsabgeordneten und fordert Ihn auf endlich für mehr Rentengerechtigkeit zu sorgen. Eine Rentenkürzung wie es sie bei der Rot-Grünen Koalition gegeben hat darf niemals mehr als Lösung angesehen werden. Das war einfach eine Schandtat die hoffentlich die SPD und ihren Anhang aus dem Bundestag vertreiben wird. Die Rentner sind das ärmste und schwächste Glied der Gesellschaft.. Wie sagte doch Jesus:“ Was ihr den geringsten meiner Brüder getan habt daß habt ihr mir getan.“ Auch die Freundschaft des DGB mit der SPD war eine Schandtat. Walter Riester hat genau so viel Schande über die Gewerkschaften gebracht wie einst Helmut Kohl über die CDU als er illegal Parteispenden in Liechtenstein gebunkert hatte.

    Antworten
  • Johannes Emonts
    2. August 2019 11:19

    Es gäbe schon eine Menge Lösungsmöglichkeiten:
    – A l l e Erwerbstätigen kommen in dieselbe Sozialversicherung
    – Die Beitragsbemessungsgrenzen werden viel höher festgesetzt oder entfallen völlig bei gedeckelten Auszahlungen
    – Alternative: Sozialversicherungsbeiträge werden über Steuern erhoben, Ausgaben bedarfsgerecht jährlich festgelegt

    Antworten

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