Das große Jammern wegen der Rente mit 63

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Konzerne wie Siemens und Allianz wollen ihre „Alten“ am liebsten schon mit 60 loswerden. Jetzt jammern die Arbeitgeber und warnen vor Fachkräftemangel. Das ist schizophren.

Hättet ihr eure Alten besser behandelt, wären sie auch länger geblieben – das sei den Arbeitgebern ins Stammbuch geschrieben. Wer der 60plus-Generation das Gefühl vermittelt, sie sei zu teuer, zu wenig leistungsfähig, muss sich nicht wundern, wenn die jede Chance ergreift, so bald wie möglich zu gehen. Genau das ist passiert – und passiert weiter. Jetzt reiben sich die Chefs die Augen, dass ihnen Leute und Know-how fehlen.

Goldene Brücken für Frührentner

Die SPD-Frontfrau Andrea Nahles hat den Alten goldene Brücken gebaut – und die haben sie beschritten. Ein Zurück gibt es nicht. Denn, wer sich mal mit 63 im Rentnerleben eingerichtet hat, stellt schnell fest, das der frühe Ruhestand ein Privileg ist. Ganz abgesehen davon, dass die jungen Alten ja nicht untätig sind. Sie können endlich das ausleben, was ihnen im Job vorenthalten wurde. Sie übernehmen Ehrenämter und bauen ihre Hobbys aus.

Jetzt kommt das Jammern

Zu den Fakten: „Allein in den vergangenen zwei Jahren sind rund eine halbe Million qualifizierte Arbeitnehmer vorzeitig in Rente gegangen“, schreibt die „Welt“. Das sei ein schwere Hypothek nicht nur für unsere Rentenkasse, sondern auch für unseren Arbeitsmarkt, zitiert die „Welt“ den Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter des Arbeitgeberverbands (BDA).

Mit 63 Jahren in Rente

Von der Regelung, nach 45 Beitragsjahren ab 63 abschlagsfrei in Rente zu gehen, haben der Deutschen Rentenversicherung zufolge in den vergangenen drei Jahren rund 735 000 Arbeitnehmer Gebrauch gemacht – alles Nicht-Akademiker wohlgemerkt, denn die können mit 63 nicht abschlagsfrei in Rente gehen, denn das Studium zählt schon längst nicht mehr dazu, somit schaffen sie die 45 Jahre nicht.

Gegangen sind vor allem Industriearbeiter, Handwerker und viele Beschäftigte aus Dienstleistungsberufen. Akademiker sind allerdings auch gegangen, dann jedoch mit Abschlag. Wer etwas mehr verdiente, kann es sich leisten, die Abschläge entweder durch freiwillige Zahlungen in die Rentenkasse auszugleichen oder hat sonst vorgesorgt, um die Rentenlücke zu stopfen.

Endlich Zeit fürs Hobby

Ganz abgesehen davon, dass gerade Besserverdienende nach dem Berufsleben ihre Hobbys ausbauen und sich teilweise selbstständig machen – und so Geld verdienen. Dann können sie endlich das ausleben, was sie im Beruf vielleicht versäumt haben. Teilweise bieten sie ihr Know-how an, was von vielen Unternehmen gern angenommen wird.

Job-Plattform für Rentner

Es gibt sogar eigene Job-Plattformen für Rentner, denn einige Silver Ager wollen – oder müssen – arbeiten. Sie bringen Wissen mit, das Unternehmen brauchen. Umgekehrt suchen Silver Ager Bestätigung, in emotionaler und finanzieller Form. In Österreich hat sich die Rentner-Job-Plattform WisR, die jetzt auch nach Deutschland kommt. Sind uns die Österreicher auch in dieser Beziehung voraus? Warum kommt so eine Initiative nicht von den Arbeitgeberverbänden, sondern von den Österreichern? Stattdessen jammern die Arbeitgeber.

Übrigens, wer mit 63 Jahren in Rente gehen will, muss selbst aktiv werden – und entweder kündigen oder mit seinem Chef einen Auflösungsvertrag aushandeln. Wie das geht? Kein Problem, vorunruhestand.de führt Schritt für Schritt durch diesen Prozess.

Foto: WisR

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5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Edgar Krieger
    24. April 2019 10:46

    Verantwortung, Ehre, Unternehmer kennen diese Begriffe, vor allem auch gegenüber seinen/ Ihren Mitarbeitern.
    Aufklärung über private Altersvorsorge für die Mitarbeiter von Unternehmen.

    Diese unglaubliche Gesetzesänderung von 2004, die ohne Beratung durch Abgeordnete in einer Nacht und Nebelaktion beschlossen wurde, hat rückwirkend Einfluss auf die Bürger dieses Landes. (Es darf kein Gesetz zum Nachteil eines Bürgers rückwirkend eingeführt werden, BGB, hier haben Verfassungsgerichte beide Augen zugedrückt)

    In der Vergangenheit ermunterte der Gesetzgeber seine Bürger für das Alter auch privat vorzusorgen, da die gesetzliche Rente über die Jahre zu einer empfindlichen Versorgungslücke zwischen Berufseinkommen und Rente führen wird. Deshalb steckten viele Beschäftigte vorsorglich einen Teil ihres Einkommens in eine Betriebsrente oder in Direktversicherungen. (Mit rückwirkend fatalen Folgen)
    Zusätzliche oder private Altersvorsorge über Direktversicherung bedeutet einen Verlust für den Arbeitnehmer. Nur der Beutel der Versicherungen wird gefüllt.
    Hintergrund: Nach der sogenannten Rentenreform der Regierung von 2003/2004 werden Arbeitnehmer, die in den vergangenen 35 Jahren zusätzlich für ihr Alter vorsorgten, enteignet und betrogen.
    Die junge Generation, die heute über Betriebliche- oder Direktversicherung, bzw. Riester zusätzlich vorsorgt, laufen ebenso in die Falle der Enteignung. Dies wird von der Politik und den Versicherungsgesellschaften verschwiegen. Über eine gesetzeswidrige Mehrfachverbeitragung der Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen (z.Zt. ca. 18 %) werden alle Vorteile der zusätzlichen Vorsorge zunichte gemacht. Fazit: zusätzliche Altersvorsorge=> Direktversicherung=> Enteignung.
    Was bleibt sind die gefüllten Beutel der Versicherungsgesellschaften und die leeren Beutel der Arbeitnehmer/innen.
    Jeder Unternehmer/in, welche für seine Mitarbeiter Verantwortung trägt, sollte deshalb diese Strategie für seine Mitarbeiter/in nicht akzeptieren. Hier ist Aufklärung notwendig. Die Unternehmer/innen wissen häufig nicht, dass Ihre Mitarbeiter/innen nach der Auszahlung abgezockt werden.
    Der Verein (www.dvg-ev.org/) ist eine Interessengemeinschaft aus Personen im ganzen Bundesgebiet und fordert, eine Änderung in Politik und Rechtsprechung zu erwirken. Aus den Presseberichten erkennen sie, dass verschiedene Institutionen unseren Weg mitgehen, diese Forderungen positiv unterstützen.

    Antworten
  • Noch ein Hinweis für eine weitere kostenfreie und seit Jahren erfolgreich vermittelnde „Job- und Wissenserhaltungs-Plattform“ von mir: masterhora bei der Silberrücken AG in Frankfurt am Main: http://www.masterhora.de
    Beste Grüße
    Wolfgang Schiele

    Antworten
  • Erwin Tischler
    24. April 2019 11:56

    Gesucht wird der 35-jährige Dipl.-Ing. mit 10-jähriger Berufserfahrung, der für das halbe Gehalt des vorherigen Stelleninhabers arbeitet. Nach wie vor gibt es befristete Arbeitsverträge, Leiharbeit usw., kein Wunder, dass viele jungen Menschen nicht den Mut haben, eine Familie zu gründen.

    Aber auch bei den Rentnern ist nicht alles eitel Sonnenschein. Wenn man von 1700 Euro Brutto-Rente 600,– Euro an die Gesetzliche Krankenkasse abführen muss, hört der Spaß auf! Beitrag zur Krankenversicherung der Rentner + Beiträge auf die arbeitnehmerfinanzierte Direktversicherung + Beiträge auf die Betriebsrente bzw. betriebliche Einmalzahlung, was durch die 120-Monatsregelung zu einer bis zu 2,5-fachen höheren Belastung führt wie bei „echten“ Betriebsrentnern. Und die Politiker, allen voran die Kanzlerin, reden sich raus: Eine Änderung sei nicht finanzierbar und stünde auch nicht im Koalitionsvertrag!

    Was aber im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD steht, das ist ein realistischer Bundeszuschuss an die GKV für die Alo-Geld II-Bezieher, auch Hartz 4 genannt. Hier zahlt der Bund jedes Jahr 9,6 Mrd. Euro – ich wiederhole: Jedes Jahr! – zu wenig an die gesetzlichen Krankenkassen, was bedeutet, dass die Solidargemeinschaft wieder einmal die Kosten trägt. Beamte, Abgeordnete, Privatversicherte – sie zahlen nichts, genauso wie beim GMG!

    Wie lange wollen wir, die arbeitende Bevölkerung, jung und alt, Frau und Mann, uns das eigentlich noch gefallen lassen?

    Antworten
  • „Hättet ihr eure Alten besser behandelt“ – diese Aussage trifft
    den Nagel auf den Kopf.
    Jeder merkt es: Das Hamsterrad dreht sich immer schneller und
    die Alten müssen mitrotieren. Schon jetzt werden jede Menge
    psychisch Kranke rausgeschleudert. Das kann nicht mehr lange
    gutgehen.
    Auch ich habe im Kollegenkreis bei den über 60jährigen immer
    nur gehört: Nix wie weg!
    Ich verstehe jeden, der so bald wie möglich aus dem Arbeitsleben
    ausscheidet, bevor die Gesundheit wegen der immer verrückteren
    Arbeitswelt den Bach runtergeht.
    Ich betrachte es als eine Frechheit von Politikern oder Verbänden
    zu behaupten, dass 63jährige, die 45 oder mehr Jahre in die
    Rentenkasse eingezahlt haben, eine Belastung für die Gesellschaft
    wären.

    Antworten

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Helmut Achatz

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