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Tag 37 meiner Tour de France – ich brauche dringend eine Pause, denn der Schritt schmerzt immer häufiger, die Anstiege kosten Kraft und der Rücken zieht. Es dauert auch immer länger, bis ich in Gang komme. Heute halte ich noch durch, spätestens in Saint-Malo bleibe ich einen Tag länger.
Tag 37 meiner Tour de France
Wer mit dem Rad fährt, sieht einfach mehr. Die flachen Rebflächen Bordeaux und seines Umlands habe ich lange hinter mir gelassen, den Straßenrand dominieren jetzt Brombeerhecken, durchsetzt mit Farnen. An den Häuser blühen Hortensien und Rosen. Statt Spritzmittel riecht es hier nach Schweinemast; statt Weinreben bedeckt Mais die Felder; statt Schlösschen säumen Bauerngehöfte den Weg.
Hortensien lieben die Bretagne
Vor allem buschige Hortensienhecken fallen in den Dörfern am Wege von Rennes nach Dinan auf – in den Farben weiß, blau, rot und gemischt. Offensichtlich behagt ihnen das Klima. Die Bretonen sind auch stolz auf ihre Hortensien, wie mir ein Bauer am Gartenzaun erklärt – für mich war der kurze Plausch eine gute Gelegenheit, ein Päuschen einzulegen.
Ich brauche eine Pause
Die Straße liebt das Auf-und-Ab – kaum habe ich eine Hügel erklommen, kommt schon der nächste. So radle ich von einem Dorf zum nächsten, dann das übernächste und dann noch eines. So werden aus 50 Kilometer, schließlich 40, 30, 20 und zehn – und ab dann beginnen wieder die Zehn-Meter-Schritte.
Um mir Dinan ins Gedächtnis zu brennen, verlangt der Ort noch einmal meine ganz Kraft, denn es geht stetig aufwärts.
Eigentlich verlangt’s mich nach einer Dusche, aber das Hotel ist erst ab 17 Uhr besetzt. Also schaue ich mir die Stadt an, gestärkt von einem Sandwich und einer Art Fanta. Mit Rad und Gepäck ist das allerdings in einer mittelalterlichen Stadt wie Dinan eher eine Qual. Und dann biege ich auch noch in die Rue du Jerzual ein, die steil von der Stadt zum Fluss, der Rance, führt. Kopfsteinpflaster, Häuschen klebt an Häuschen, Touristen überall, Handwerker, Künstler, Restaurants, Bistros – pittoreskes Mittelalter trifft geschäftige Neuzeit. Die Rue du Jerzual verband den Hafen mit der Stadt, verlor dann allerdings etwas ihre Bedeutung als die Umgehungsstraße gebaut wurde. Nur so viel – für Rennräder absolut ungeeignet. Ich schob runter und nahm dann doch die Rue du Général de Gaule, sprich die Umgehungsstraße von der Rance hoch zur Stadt – radelnd.
Cidre aus der Tasse
Dinan ist durch und durch touristisch – kein Wunder, stehen doch noch viele alte Häuser aus dem Mittelalter. Die Stadt ist fast eine lebendes Museum, umschlossen von Festungsmauern. Am Abend, wenn die Tagestouristen weg sind, wird’s wieder beschaulich.
Übrigens, hier ist besonders der Cidre zu empfehlen, der aus Tassen statt Gläsern getrunken wird.
Morgen geht’s weiter nach Saint-Malo.
à demain
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