Wut-Rentner gehen auf die Straße und starten Petition

Soziales

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Vielen Rentner in Deutschland geht es richtig schlecht, weil sie mit ein paar Hundert Euro auskommen müssen und oft nicht wissen, wie sie über die Runden kommen. Die Grundsicherung ist kaum mehr als ein Almosen. Da wächst die Wut auf „die da oben“. Da Wut allein noch nichts bewirkt, gehen die Rentner auf die Straße – und zwar am 30. April dieses Jahres in Berlin. Um zwölf Uhr treffen sie sich am Alexanderplatz am Neptunbrunnen, um für eine Mindestrente von 1250 Euro zu kämpfen. Außerdem startet das Rentenvotum eine Die Petition an den Deutschen Bundestag, die darauf zielt, dass „nur noch Beitragszahler aus der Rentenkasse bedient werden“ und „alle rentenfremden Leistungen aus dem Bundeshaushalt und nicht aus der Rentenkasse bezahlt werden“. 

Ihre sonstigen Forderungen:

  • Gleichstellung der Mütterrente
  • Eine jährliche Angleichung der Renten an die Inflationsrate
  • Wir fordern die entgeltlose Benutzung aller öffentlichen Nahverkehrsmittel!
  • Abschaffung der Zwangsverrentung für 63-Jährige nach § 12a SGB II
  • Angleichung der Renten zwischen Ost und West

Die Demo organisiert die „Initiative Reiches Deutschland – arme Rentner/innen“. Motor der Bewegung sind die beiden Berliner Petra Serag und Jürgen Dahl. Die Gründerin der Initiative, Margit Himmel-Hardavari, kann es nicht mehr erleben, was aus ihrer Idee von 2010 für bessere Lebensverhältnisse der Rentner geworden ist, denn sie starb bereits am 7. August 2015. Dem Sender Alex.tv gab sie 2014 noch ein Interview zum Thema „Altersarmut in Deutschland“, in dem sie besonders darauf hinwies, dass der Sozialstaat die Pflicht habe, die Lebensverhältnisse zu sichern. Es gebe in Deutschland einen „Versagensmechanismus“.

Trotz Rackerei nur kleine Rente

Margit Himmel-Hardavari ist zwar tot, ihre Mitstreiter werden sich dafür umso vehementer für die Sache einsetzen, vor allem für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Rentner, „ganz im Sinnes Margits“.

Was beispielsweise Petra Serag so verbittert, dass sie trotz „ihrer Rackerei“ nur eine kleine Rente bekommt – und sie kennt viele, „denen es noch schlechter geht“. Am Ende ihres Arbeitslebens seien viele gezwungen, zum Arbeitsamt zu gehen, weil die Gesellschaft ältere systematisch aussondere. Entsprechend gering fällt dann natürlich die Rente aus. „Unser Rentensystem sehen viele als ungerecht an“, so Petra Serag. Sie beobachtet immer wieder, dass viele immer noch glauben, es reiche viel zu arbeiten, um eine ordentliche Rente zu bekommen – „das stimmt aber nicht“. Ach ja, trotz Armut im Alter „gehen viele auch nicht zum Sozialamt“. Der Grund: Bescheidenheit und Scham. „Das ist für so ein reiches Land beschämend“, kritisiert die Initiatorin. Die Berlinerin sieht langsam den sozialen Frieden gefährdet.

Wenig Interesse bei den Parteien

Wie sieht es mit Unterstützung für ihre Forderungen aus? Margit Himmel-Hedervari habe, so Petra Serag, zu verschiedenen Parteien Kontakt aufgenommen in der Hoffnung auf Unterstützung. „Von allen Parteien wurde Unterstützung zugesagt, aber nur für Gegenleistungen, sprich, es wurde erwartet, dass sie in die jeweilige Partei eintritt“.  Die einzigen, „die uns uneigennützig unterstützen sind die Linken“, so ihr Resümee. Die „Linken“ hätten die Initiative besonders in Fragen der Technik und Organisation geholfen – „sonst würden wir immer noch auf dem Niveau eines Hausfrauenvereins rumdümpeln“. Dabei „sind wir alles ganz normale Leute ohne spezielle politische Bildung“.

Die erste Demonstration gegen Altersarmut stellte die Initiative 2014 auf die Beine. Die fand sogar Widerhall beim Regionalsender RBB, der über die Demo berichtete. „Nun wollen wir es erneut wagen und hoffen auf große Unterstützung – genug Betroffene gibt es ja“, so Petra Serag.

Die Kaufkraft der Renten ist in den vergangenen Jahren deutlich gefallen. Dazu Seniorenaufstand in einer Grafik

Nach den Daten der Deutschen Rentenversicherung ist die Kaufkraft einer Rente, die 1959 umgerechnet beispielsweise 100€ betragen hat, bis zum Jahr 1991 auf 240€ gestiegen (historischer Höchststand). Seitdem ist die Kaufkraft, man kann auch sagen: der Lebensstandard, ununterbrochen gesunken. Im Jahr 2013 so weit (213€), dass der Lebensstandard von 1983 erreicht wurde.

Die Demo ist genehmigt. 
Wie vorgesehen startet die Demo am 30. April 2016 um 12:00 Uhr am Neptunbrunnen (rotes Rathaus) am Alexander Platz.

+++ 15. April +++ Petra Serag schreibt:

Der Protest zieht Kreise. Aus Dingolfing kommen Leute von der Rentnergewerkschaft mit dem Bus nach Berlin; und aus Erfurt und Umgebung kommen auch Leute, die seit langem gegen das Rentensystem kämpfen. Altaktivisten also.


Die Rentner sind sauer, dass aus der Rentenkasse immer mehr rentenfremde Leistungen bezahlt werden. Deswegen startet die Rentner Gewerkschaft Deutschlands eine Petition an den Deutschen Bundestag. Initiator ist Peter Langhein aus Freilassing. Die Forderungen:

  • Aus der gesetzlichen Rentenkasse werden ab sofort ausschließlich nur noch Beitragszahler bedient!
  • Alle rentenfremden (nicht beitragsdedeckten ) Leistungen müssen aus dem Bundeshaushalt und nicht aus der Rentenkasse bezahlt werden. (Verfassungsrang)

Hier die Forderungen im Detail

#DGB warnt vor Absenkung des #Rente-nniveaus https://t.co/Xw5lfSRDgV

— junge Welt (@jungewelt) April 4, 2016

Junge Generation für Stärkung der gesetzlichen #Rente: Ergebnisse der neuen Studie im Überblick: https://t.co/abGmMqPpPy

— IG Metall (@IGMetall) April 4, 2016

Letzte Zuckungen der #Riester#Rente und die Zerstörung der Illusion eines schönen kapitalgedeckten Lebens im Alter: https://t.co/72DxyPDnJf

— Stefan Sell (@stefansell) April 3, 2016

Die @heuteshow schlägt dieses neue #CDU-Plakat zum Thema #Rente vor. pic.twitter.com/ObYjioF6Xw

— Ronald Lässig (@ronaldlaessig) April 1, 2016

 

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21 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • War 45 Jahre arbeiten und habe auch nicht mehr als die geforderte Mindestrente

    Antworten
  • Hallo Herr Achatz
    ich werde Sie und auch den Blog50+ jetzt einmal in Xing empfehlen. Im Seniorennetzwerk bin ich schließlich Moderatorin und bin sicher, dass bei Ihnen und auf dem Blog viele Themen sind, die auch die Gruppenmitglieder interessieren. 🙂

    Antworten
  • Klaus Fischer
    3. April 2016 20:06

    Ich wurde 2001 in Vorruhe geschickt und die angebliche Abfindung war eine Ausgleichszahlung für die Kurzarbeit und die anschließende Arbeitslosigkeit, davon hat sich aber das Finanzamt noch ein Drittel geholt. Im Westen haben die eine richtige Abfindung bekommen, uns hat man wahrhaftig besch…..! Uns werden bis ans Ende 18% von der rente abgezogen, so genehmigt von der damaligen Deutschland GmbH Führung! Ich gehe einem Nebenjob nach, um mir auch einige Wünsche erfüllen zu können! Werde dieses Jahr 70. Traurig aber wahr der ganze Sachverhalt!

    Antworten
  • Ich war ebenfalls 45 Jahre berufstätig und habe nicht mehr als die geforderte Mindestrente. Deshalb bin ich nach Malta ausgewandert wo der Euro etwas mehr wert ist. Wie gerecht die deutsche Altersversorgung ist habe ich in einem Gedicht verfasst.
    „Mit viel Glück auf Erden
    kann man Rentner werden.
    Doch besser hat’s ein Pensionär
    der Staat bezahlt Ihm meist viel mehr.
    Am besten aber hat’s ein Mann
    der grosse Reden schwingen kann.
    Politiker wird er genannt
    Mit höchster Pension sich anerkannt“
    Wenn ich in Berlin dabei wäre würde ich folgendes Plakat tragen.
    Durchschnittsrente €……………
    Durchschnittspension €………..
    Altersruhegeld der Politiker mindestens €…………..

    Antworten
  • Wir aus dem Steinkohlenbergbau wurden mit 50 in den Vorruhestand geschickt, wäre das ausserhalb des Bergbaus passiert,hätte ich mit Sicherheit auch noch nebenbei arbeiten müssen,wir werden oft beneidet,manchmal auch angegiftet,da wir schon im Vorruhestand soviel Geld bekommen.

    Antworten
  • Solange der Teil der Gesellschaft über die gesetzl. Rente bestimmen, die nicht selbst betroffen sind, wird sich nichts ändern.

    Seit 1957 finanziert der Bund aus den Renten-Beiträgen allgemeinstaatliche Aufgaben, die nach §213 SGB VI durch einen Bundeszuschuss zurück bezahlt werden müssen. Das aber ist seit 1957 noch nie vollständig erfolgt, so dass den Rentenversicherten bis heute rund 700 Mrd. Euro fehlen! Eigentum der Rentenversicherten, die das aus ihren Löhnen einbezahlt haben. Damit hat man allein die gesetzl. Rentenversicherten einen Großteil allgemeinstaatlicher Aufgaben bezahlen lassen, Politiker, Beamte und anders berufständisch Versicherte haben sich um den nicht an die GRV zurück bezahlten Teil nicht mit an diesen wichtigen Aufgaben beteiligt. s. u.a. Teufeltabelle und Vortrag Otto Teufel auf youtube. Damit einher geht eine permanente Missachtung der Selbstverwaltungsautonomie der GRV. Derweil haben sich Politik und Justiz für sich selbst nicht nur wesentlich bessere Regelungen geschaffen, sie haben auch spätestens seit 1978 elementare Grundrechte für die Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung außer Kraft gesetzt, Gleichheitssatz, Eigentumsschutz für die Beiträge, Rechtsstaatsprinzip (keine rückwirkenden Eingriffe) Nachlesen kann man das in den Entscheidungen des BVerfG vom 01.07.1981 (1 BvR 874/77 u.a.) oder vom 27.02.2007 (1 BvL 10/00, Absätze 53, 55 und 70)
    Das BVerfG hat die Rentenbeiträge der Arbeitnehmer zu öffentlichen Mitteln erklärt!
    Das Grundgesetz hat mit dem Art. 33 Absatz 5, in sich selbst von Anfang an ungleiche Behandlung der Bürger installiert, in dem es Bürger allein deshalb besser stellt, in dem Moment wo sie Beamte sind. Das Beamtentum ist nach „hergebrachten“ Grundsätzen zu regeln. Welchen „hergebrachten“ Grundsätzen? Die aus der Zeit von 1933 bis 45? oder aus dem Ständestaat des 19. Jahrhunderts? Damit ist Art 3. alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, ad absurdum geführt und die dadurch entstandenen Ungleichbehandlungen systemimmanent. Ein derartiges Zweiklassenrecht kann niemals dauerhaft friedlich bleiben.

    Antworten
  • Antworten
  • Helmut Achatz
    15. April 2016 10:12

    Der Artikel wurde aktualisiert

    Antworten
  • Alexandra Hinkel
    16. April 2016 21:41

    Und wie sieht es mit denen aus die aus Grsundheitlichen Gründen in Erwerbsminderungsrente gehen müssen die bekommen gerade einmal Hartz Satz….für mich ein Unding da diese Leute nichts dafür können das sie keine 45 Jahre schaffen gehen können….wäre schön wenn diesen Menschen ebenfalls geholfen wird …..ist für mich so und so eine Sauerei wie mit Rentnern umgegangen wird

    Antworten
  • […] NextWut-Rentner gehen auf die Straße und starten Petition […]

    Antworten
  • […] Quelle: Wut-Rentner gehen auf die Straße und starten Petition › Vor(un)ruhestand […]

    Antworten
  • Regina Rupp
    19. April 2016 12:11

    44 Arbeitsjahre, davon 30 Jahre in der Pflege und jetzt…….Hartz4 Satz……………danke liebe Regierung.
    Ich bin in Berlin dabei

    Antworten

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Helmut Achatz

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