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Mitte Mai sorgte ein rätselhafter Rechtsstreit für skurrile Schlagzeilen. Im US-Bundesstaat New York kam es zu einem Familientreffen an ungewöhnlichen Ort. Vor Gericht trafen sich die Eltern und ihr 30-jähriger Sohn, den ein richterlicher Beschluss endlich zum Ausziehen aus dem Hotel Mama bewegen sollte. Die Eltern argumentierten, ihr Sohn zahle weder Miete, noch würde er seinen häuslichen Pflichten wie der aktiven Teilnahme an der Hausarbeit nachkommen. Der Sohn vertrat sich vor Gericht selbst und plädierte auf sein Recht, noch sechs weitere Monate im Elternhaus zu wohnen. Als „Unverschämtheit“ kommentierte der Richter den Verteidigungsversuch und ordnete eine Räumung des Kinderzimmers an. Da stellt sich generell die Frage: Warum wohnen erwachsene Kinder noch so oft bei ihren Eltern?
Die weltweite Empörung über die Dreistigkeit des Sohnemanns, wirft die Frage auf, wie es insgesamt mit den noch im Elternhaus residierenden Kinder in Deutschland aussieht.
Deutschland noch immer zweigeteilt
Wer einen Blick auf die Verteilung von allein Lebenden in der Bundesrepublik wirft, dem fällt schnell ins Auge, dass im Vergleich zu Norddeutschland besonders im Süden überdurchschnittlich viele junge Leute bis Ende 20 zuhause leben. Fast zwei Drittel verlassen das Nest sehr spät. Während in städtischem Wohnraum die Zahlen anteilig nach unten korrigiert werden müssten, ziehen die Familienumstände auf dem Land die Zahlen deutlich in die Höhe. So sind in Gemeinden unter 10 000 Einwohnern noch 78 Prozent aller jungen Erwachsenen bei ihren Eltern.
Töchter ziehen oft früher aus
Die Gründe hierfür sind unterschiedlich. Vor allem bleiben Männer länger zuhause wohnen als Frauen. Diese haben meist einen größeren Ansporn dem „goldenen Käfig“ des Elternhauses zu „entkommen“. Das liegt unter anderem daran, dass Frauen immer häufiger studieren, früher eine Familie gründen wollen und generell das Hotel Mama als weniger komfortabel wahrnehmen als ihre männlichen Pendants. Denn Eltern erwarten von ihren Töchtern öfter Mithilfe im Haushalt, während sich Söhne gern zurücklehnen, was oft so geduldet wird.
Erwachsene Kinder bleiben länger zuhause
Doch Bequemlichkeit allein ist nicht der Hauptgrund für die Selbstständigkeitsverdrossenheit – viele wollen lediglich solange zuhause wohnen bleiben, bis sie sich eine eigene Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus leisten könnten. Der Traum vom Eigenheim ist auch in der Generation Y noch lange nicht ausgeträumt. Doch je nach Einkommen ist auch diese Abmachung eine eher langfristige, da es sich viele schlichtweg nicht leisten können, allein oder in einer WG zu wohnen.
Kinder als personifizierte Altersvorsorge?
Historisch belegt ist die Rolle der Kinder als günstige Arbeitskraft und Altersversorgung. Bereits im Mittelalter mussten die Kinder, sobald sie laufen und mit ihren Händen arbeiten konnte, auf den Feldern oder den Läden der Eltern mitarbeiten. Glücklicherweise hat sich die wertschöpfende Rolle der Kinder im Laufe der Zeit stark gewandelt.
Heute ist jedes Kind zunächst ein potenzieller Beitragszahler, der seinen Beitrag zur Rente der Bevölkerung leisten wird. Gut für Kinderlose, schlecht für Eltern. Trotz Mitversicherung in der Krankenkassen, Kindergeld und sonstiger Sozialtransfers kostet ein Kind immer noch richtig viel Geld – Geld, das den Eltern spätestens in der Rente fehlt. Die sogenannten Opportunitätskosten von Kindern errechnen sich anhand der Unterbrechung der Erwerbstätigkeit. Das daraus resultierende geringere Einkommen sorgt folglich für einen geringeren Rentenanspruch. Grade deswegen sollten sich pflichtbewusste Eltern nach den Vorteilen einer Renten-Versicherung umhören und mit einer zusätzlichen Absicherung die finanziellen Einkünfte auch nach dem Ruhestand auf mehrere Einkommenssäulen zu verteilen.
Wer Nachwuchs großzieht, verdient somit nicht nur weniger, auch erhöht sich mit jedem Kind die Gefahr, später einen bescheideneren Lebensabend führen zu müssen als kinderlose Ruheständler.
Bild: ©istock.com/OJO Images
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