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Verbeamtete Lehrer erhalten im Ruhestand deutlich mehr als ihre angestellten Kollegen – bei gleicher Arbeit und Qualifikation. Kein Einzelbeispiel! Ist das gerecht?
Ein konkretes Beispiel zeigt: Verbeamtete Lehrkräfte erhalten im Ruhestand oft fast 900 Euro mehr als ihre angestellten Kollegen. Wir schlüsseln die Unterschiede bei Gehalt, Zulagen und Altersbezügen auf und erklären die aktuelle politische Debatte.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kern des Problems: Angestellte und verbeamtete Lehrkräfte leisten dieselbe Arbeit, doch ihre finanzielle Absicherung im Alter klafft auseinander.
- Der 900-Euro-Unterschied: Ein Rechenbeispiel belegt, dass ein angestellter Lehrer trotz Einzahlungen in die Rentenkasse netto rund 900 Euro weniger erhält als sein verbeamteter Kollege.
- Schon im Berufsleben unfair: Deutliche Gehaltsunterschiede und hohe Familienzuschläge nur für Beamte verschärfen die Lücke bereits während der aktiven Dienstjahre.
- Politische Debatte: Die Idee, auch Beamte in die Rentenkasse einzahlen zu lassen (nach österreichischem Vorbild), wird diskutiert, stößt aber auf politischen Widerstand.
Die Fakten im Detail: Rente und Pension im direkten Vergleich
Die Behauptung, man könne Pension und Rente nicht vergleichen, widerlegt das Beispiel von Lehrkräften eindrucksvoll. Die Zahlen aus einem ARD-Beitrag, basierend auf Berechnungen des VdK, verdeutlichen die Diskrepanz:
Posten | Angestellter Lehrer (nach 42 Dienstjahren) | Verbeamteter Lehrer (nach 42 Dienstjahren) |
Gesetzliche Rente (netto) | 1.731 € | – |
Zusatzversorgung (VBL) | 580 € | – |
Pension (netto) | – | 3.214 € |
Gesamt (netto) | 2.311 € | 3.214 € |
Differenz | + 903 € für den Beamten |
Anmerkung: Beiträge zur Krankenversicherung sind hier noch nicht berücksichtigt; diese fallen bei Pensionären in der Regel höher aus, die Lücke bleibt dennoch erheblich.
Warum die Schere so groß ist
Der Unterschied entsteht nicht erst im Ruhestand. Bereits während des Berufslebens profitieren verbeamtete Lehrkräfte von finanziellen Vorteilen, die sich direkt auf das Nettoeinkommen und die Möglichkeit zur privaten Vorsorge auswirken:
- Geringeres Grundgehalt: Eine angestellte Lehrerin verdient bei gleicher Qualifikation oft mehrere hundert Euro brutto weniger als ihre verbeamteten Kollegen.
- Hohe Familienzuschläge: Verbeamtete erhalten teils erhebliche Zulagen. Beispiel NRW:
- Verheiratet: + 169 €
- Pro Kind: Bis zu 730 € zusätzlich zum Kindergeld.
- Mögliches Extra: Über 1.700 € pro Monat, die angestellten Lehrern vorenthalten bleiben.
- Geringere private Vorsorge: Wer monatlich weniger verdient, kann auch weniger für die private Altersvorsorge zurücklegen.
Der Beamtenbund rechtfertigt dieses System mit dem besonderen „Dienst- und Treueverhältnis“ und dem fehlenden Streikrecht für Beamte.
💬 Stimmen aus der Praxis
„Gleiche Arbeit, aber hunderte Euro weniger – das ist bitter.“
– Angestellter Lehrer in der ARD-Sendung Plusminus
„Es gibt Unterschiede, die nicht fair sind.“
– Lehrerin Gabriele Stork im Interview mit IPPEN.MEDIA
Reform nach Vorbild Österreichs?
Um das Rentensystem zu stabilisieren und für mehr Fairness zu sorgen, wurde in der Vergangenheit der Vorschlag laut, Beamte, Politiker und Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen – ein Modell, das in Österreich seit 2005 praktiziert wird.
Sozialverbände wie der VDK befürworten diesen Schritt. Allerdings gilt eine schnelle Umsetzung als unwahrscheinlich. Die aktuelle Bundesregierung steht einer solchen grundlegenden Reform eher ablehnend gegenüber, und Experten wie Bert Rürup weisen auf die starke Lobby der Beamten hin, die ihre Privilegien verteidigen wird.
Bild: iStock | StockPlanets
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