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Deutschlands Sozialausgaben erreichen einen neuen Negativrekord. Wir geben Billionen für Rente, Gesundheit und Soziales aus. Wer soll das finanzieren?
Die Debatte über die Finanzierbarkeit des Sozialstaats wird immer lauter – kein Wunder, gibt Deutschland doch mehr als 1,35 Billionen Euro dafür aus: Von der Rente, die Sie später erhalten, bis zum Kindergeld für Ihre Familie – diese enorme Summe betrifft jeden von uns. Wohin fließen diese Gelder? Wie sieht die Zukunft unseres Sozialsystems aus?
Sozialleistungsquote von über 31 Prozent
Laut dem „Sozialbudget“, das jährlich vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales veröffentlicht wird, finanziert sich das System aus drei Hauptquellen:
- Beiträge von Arbeitgebern (ca. 34 %),
- Beiträge der Versicherten (ca. 31 %) und
- Zuschüsse des Bundes (ca. 34 %).
Die Sozialleistungsquote – das Verhältnis der Sozialausgaben zur gesamten Wirtschaftsleistung (BIP) – lag bei über 31 Prozent. 2017 war das Sozialbudget noch weniger als eine Billion Euro, heute sind wir deutlich über der Billion.
Wohin die Gelder fließen
Die Sozialleistungsquote steigt: 2024 waren es 31,2 Prozent, 2023 noch 30,2 Prozent, im Jahr zuvor 28,8 Prozent.
Die größten Posten im Sozialbudget 2024 waren:
- Alter & Hinterbliebene: Mit rund 464 Milliarden Euro ist die Rente der mit Abstand größte Ausgabenblock. Dazu zählen die gesetzliche Rentenversicherung, Pensionen für Beamte und Versorgungswerke.
- Gesundheit: Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte, Medikamente und Vorsorgeleistungen summierten sich auf rund 432 Milliarden Euro. Der Großteil wird durch die Krankenversicherungen finanziert.
- Familie & Kinder: Für Leistungen wie Kindergeld, Elterngeld, Jugendhilfe und Kita-Zuschüsse gab der Staat über 140 Milliarden Euro
- Bürgergeld & Grundsicherung: Die Grundsicherung für Arbeitsuchende, inklusive der Kosten für Unterkunft und Heizung, belief sich auf rund 58 Milliarden Euro.
- Allgemeine Lebenshilfen: Hierzu zählen Leistungen für Asylbewerber und sonstige Hilfen zum Lebensunterhalt, die etwa 16 Milliarden Euro
Debatte um Finanzierung entfacht
Die Debatte um die Finanzierbarkeit des Sozialstaats ist intensiv. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) äußerte bereits früher Bedenken, dass der Sozialstaat in seiner jetzigen Form volkswirtschaftlich nicht mehr lange tragbar sei. Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, widerspricht dem vehement: „Der Sozialstaat ist durchaus finanzierbar, wenn man endlich alle Hebel der politischen Gestaltung nutzt.“ Sie fordert, gesamtgesellschaftliche Aufgaben konsequent aus Steuereinnahmen, statt aus den Sozialkassen zu finanzieren.
Versprechen
Am 14. Mai 2025 versprach Vizekanzler Lars Klingbeil eine Rentenreform „zügig“ anzugehen. Die Zeit läuft.
Zeit seit Abgabe des Versprechens
Was bedeutet das für Sie?
Die steigenden Ausgaben, angetrieben durch den demografischen Wandel und die Inflation, werden die Diskussionen über höhere Beiträge oder eine Reform der Sozialleistungen weiter befeuern. Die zukünftige Ausrichtung des Sozialstaats wird direkt beeinflussen, wie viel von Ihrem Gehalt oder Ihrer Rente für Beiträge abgeführt wird und welche Leistungen Sie im Gegenzug erwarten können.
So sind die Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung bereits gestiegen – und werden weiter steigen. Parallel dazu sinken die Leistungen oder steigen die Zuzahlungen. Das heißt, wir bekommen weniger Leistungen für höhere Beiträge. Einige Ökonomen haben einen „Boomer-Soli“ ins Spiel gebracht oder reden über ein Pflichtjahr für Rentnerinnen und Rentner. Allein das belegt schon anschaulich, dass Feuer auf dem Dach ist.
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