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Österreich integrierte Beamte ins Pensionssystem – mit Erfolg! Höhere Beiträge, breitere Basis, 14 Zahlungen und eine viel höhere Durchschnittsrente sind das Ergebnis.
„Pensionsharmonisierung“ – Modell für Deutschland?
In Deutschland wird die Rentenlücke zwischen gesetzlicher Rente und Beamtenversorgung („Zwei-Klassen-System“) zunehmend als Gerechtigkeitsproblem empfunden. Während deutsche Angestellte um ihr Rentenniveau bangen, blicken viele immer wieder nach Österreich.
Dort wurde bereits 2004 mit dem Pensionsharmonisierungsgesetz (APG) ein tiefgreifender Umbau beschlossen: die schrittweise Einbeziehung fast aller Erwerbstätigen – einschließlich der Beamten (dort als öffentlich-rechtlich Bedienstete bezeichnet) – in ein einheitliches gesetzliches Pensionssystem. Das Ziel: Gleichbehandlung und eine Verbreiterung der Beitragsbasis.
Der schrittweise Weg zur Einheit
Um Vertrauensschutz zu gewährleisten, erfolgte der Übergang nicht abrupt, sondern schrittweise, abhängig vom Geburtsjahr oder dem Eintrittsdatum:
- Vollharmonisierte („Neubauten“): Personen, die ab dem 1. Januar 1976 geboren sind oder ab 2005 eintraten, fallen vollständig unter das APG. Ihre Pension wird nach denselben Regeln wie die Rente von Angestellten berechnet (Pensionskonto-Modell) und sie zahlen einen Eigenbeitrag von 10,25 % ein.
- Übergangsregelungen („Mischsystem“): Für Jahrgänge zwischen 1955 und 1975 gilt eine Mischrechnung aus altem Beamtenrecht und neuem APG.
- Altes Beamtenrecht: Beamte, die vor 1955 geboren wurden, blieben weitgehend im alten Versorgungssystem.
Dieser Ansatz zeigt: Ein Ein-Klassen-System ist politisch und sozialverträglich umsetzbar, wenn man lange Übergangsfristen gewährt.
Das Rentenwunder: Deutlich höhere Leistungen
Der Erfolg des österreichischen Modells wird durch die Leistungsdaten belegt. Das Pensionsniveau ist dort deutlich höher als in Deutschland:
- Auszahlung: In Österreich gibt es 14 Pensionszahlungen pro Jahr (inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld), in Deutschland 12.
- Durchschnittshöhe (Neurente Männer, 2023): Österreich zahlt im Schnitt 3.187 € (Brutto, inkl. 14. Zahlung), Deutschland 1.804 €.
- Netto-Ersatzrate (OECD): In Österreich sichert die Pension im Schnitt 68,3 % des Durchschnittslohns ab, in Deutschland nur ca. 48,0 % (einschließlich eines fiktiven Riesterfaktors).
Die Modellrechnungen der OECD sind noch drastischer: Berufseinsteiger in Österreich erreichen nach 45 Jahren im Durchschnitt 78,1 % ihres Einkommens als Bruttorente, in Deutschland nur 37,5 % (ohne private Vorsorge).
Warum sind Österreichs Pensionen so viel höher?
Die höhere Leistung ist die Folge struktureller und politischer Entscheidungen:
- Breitere Beitragsbasis: Fast alle Erwerbstätigen (Beamte, Angestellte, Selbstständige) zahlen in das Umlagesystem ein. Das sorgt für stabilere Einnahmen, eine breitere Solidaritätsgemeinschaft und höhere Akzeptanz.
- Höherer Beitragssatz: Der Gesamtbeitragssatz ist mit 22,8 % (Arbeitgeber trägt den größeren Anteil) höher als in Deutschland (18,6 %).
- Politische Entscheidung für hohes Niveau: Österreich akzeptiert höhere Bundeszuschüsse, um ein höheres Leistungsniveau und eine effektive Vermeidung von Altersarmut zu garantieren.
Versprechen
Am 14. Mai 2025 versprach Vizekanzler Lars Klingbeil eine Rentenreform „zügig“ anzugehen. Die Zeit läuft.
Zeit seit Abgabe des Versprechens
Was Deutschland lernen könnte
Das österreichische Modell liefert klare Anhaltspunkte, wie das deutsche Rentensystem zukunftssicherer und gerechter gestaltet werden könnte:
- Alle in die gesetzliche Rentenversicherung: Die Integration von Beamten (und idealerweise Selbstständigen) würde die Finanzierungsbasis massiv verbreitern und das Umlagesystem entlasten.
- Höheres Sicherungsniveau: Österreich zeigt, dass ein überwiegend umlagefinanziertes System ein höheres Rentenniveau gewährleisten kann, wenn die Beitragsbasis breit und der Beitragssatz entsprechend höher ist.
- Vereinheitlichung: Die Überführung der Beamtenversorgung in ein Pensionskonto-System würde das steuerfinanzierte Zwei-Klassen-System durch ein solidarisches Ein-Klassen-System ersetzen.
Der wesentliche Unterschied ist die politische Entscheidung: Österreich entschied sich für ein höheres Leistungsniveau durch höhere Beiträge und die Einbeziehung aller. Deutschland steht vor der Frage, ob es diesen Weg der sozialen Gerechtigkeit und stärkeren Absicherung gehen will.
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